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Michael Raffl: Seine Rolle bei den Dallas Stars

LAOLA1-Scout erklärt, wie und was die Dallas Stars mit dem Villacher planen:

Michael Raffl: Seine Rolle bei den Dallas Stars Foto: © getty

Einen Tag vor den Minnesota Wild starten die Dallas Stars in die neue NHL-Saison (14. Oktober auswärts gegen die New York Rangers). Im Gegensatz zu seinem Landsmann Marco Rossi (Alle Infos zu seiner Situation >>>) muss Michael Raffl nicht um seinen Platz im Opening-Night-Roster bangen.

Allerdings: Um einen Stammplatz wird auch er von Spiel zu Spiel kämpfen müssen. Ein Blick auf die Situation in Texas:

Wer sind die wahren Dallas Stars? Das Team, das es vor zwei Saisonen bis ins Finale geschafft hat? Oder jenes, welches letzte Saison die Playoffs verpasste? Schwer zu sagen, allerdings kann GM Jim Nill letzte Saison als Strafmilderungsgründe eine grobe Covid-Welle und einige verletzte Leistungsträger anführen.

Deswegen nahm er heuer auch keine großen Änderungen vor, überraschte aber mit der Verpflichtung von Goalie Braden Holtby, der die Goalie-Riege auf stattliche vier (Anton Khubodin, Jake Oettinger und Ben Bishop) ansteigen ließ.

Von Bishops gesundheitlichem Zustand nach einer schon länger zurückliegenden Knieoperation hängt viel ab: Sein Gehalt von knapp fünf Millionen Dollar bringt die Stars um einiges über die Gehaltsobergrenze von 81,5 Millionen. Vorläufig - und vielleicht für immer - läuft er unter "Long Term Injured Reserve", aber eine Rückkehr würde Nill in die Bredouille bringen. Solange Bishop out ist, muss Nill die feine Linie zwischen Beachtung der Gehaltsobergrenze und dem möglichst besten Ausschöpfen von Bishops Gehalt einhalten.

Wie Holtby kam mit Defender Ryan Suter ein weiterer Mann, der von seinem vorherigen Team (Minnesota Wild) per Buyout eliminiert wurde. Ein weiterer neuer Defender ist der baumlange Finne Jani Hakanpää, der derzeit allerdings leicht verletzt ist.

Kaum neue Angreifer

Im Angriff tat sich nicht viel: Neben Raffl kam noch Luke Glendening, ein Faceoff-starker Center, der aber auch jederzeit am Flügel spielen kann. Sie ersetzen die abgewanderten Jason Dickinson (Vancouver) und Andrew Cogliano (San Jose).

Als Neuzugänge können fast drei eigene Cracks gelten: Alexander Radulov, Tyler Seguin und Joel Kiviranta brachten es letzte Saison gemeinsam auf gerade 40 Partien, Seguin kehrte überhaupt erst für die letzten drei Spiele zurück.

Coach Rick Bowness experimentierte etwas in der Vorbereitung, gewisse Paare sind bei ihm gesetzt, wie Holly Martins sucht er aber immer nach dem "Dritten Mann". So könnten die Angriffslinien zu Saisonbeginn ausschauen:

Kiviranta/Seguin/Radulov

Kiviranta/Seguin/Radulov
Foto: © getty

Das Duo Seguin/Radulov ist gegeben, Kiviranta könnte bei diesen beiden Offensivkünstlern für die defensive Ernsthaftigkeit sorgen.

Bowness probierte aber auch Jamie Benn wieder auf dem linken Flügel und wiedervereinte damit eine offensive Powerlinie, die bis 2020 noch eine der gefährlichsten der Liga war.

Robertson/Hintz/Pavelski

Roope Hintz hat sich zu einem der besten jüngeren NHL-Center entwickelt, war nach einer Leistenoperation aber im Sommer länger out und bestritt erst am Donnerstag gegen Colorado sein erstes Preseason-Game.

Jason Robertson kommt aus einer Breakout-Season, die ihm sogar eine Nominierung für die Calder Trophy (bester NHL-Rookie) einbrachte. Der 37-jährige Joe Pavelski war letzte Saison der Topscorer der Stars, sein Hockey Sense macht das fortgeschrittene Alter (noch) mehr als nur wett.

Bowness musste sich aufgrund der Verletzungen in der letzten Saison offensiv nur auf diese Reihe verlassen und überspielte sie dadurch, das sollte heuer nicht mehr passieren.

Raffl/Benn/Guryanov

Michael Raffl könnte die Saison an der Seite von Kapitän Jamie Benn starten, der Russe Denis Guryanov hat sich mit seinem Speed und Front-Net-Play gut eingelebt.

An der Seite dieser beiden Offensivbringer muss Raffl natürlich auch punktemäßig liefern. Sollten diese Reihen halten, wäre er von den Top-9 sicher der Stürmer mit der auf dem Papier geringsten Offensive.

Comeau/Faksa/Glendening

Eine reine Checking-Line mit zwei Cracks (Faksa und Glendening), die von beiden Seiten Faceoffs nehmen können.

Je mehr Offensive von ihnen verlangt wird, desto schwerer tun sie sich, Faksa könnte aber im Fall der Fälle auch etwas höher rücken.

Überlegungen von Bowness

Foto: © getty

Insgesamt sieht das also nach drei potentiellen Scorer- und einer dezidierten Checking-Line aus. Die von Bowness angestrebten Pärchen wären Robertson/Hintz, Seguin/Radulov, Benn/Guryanov und Comeau/Faksa. An ihrer Seite könnten Bowness nach verlorenen Spielen etwas herumrotieren. Tanner Kero wird ohne Verletzungen meist der 13. Stürmer bleiben, er gehört zu den Spielern, die eine Linie nicht verbessern, aber auch nicht verschlechtern.

Als Joker präsentierte sich in der Vorbereitung jedoch Jacob Peterson. Die Stars drafteten den Schweden 2017 in der fünften Runde, der heute 22-jährige Winger spielte sich über die Frölunda Junioren und einem Jahr in der Allsvenskan in eine führende Rolle bei Färjestad. Peterson begeisterte Bowness in der Vorbereitung mit seiner großen Hockeyintelligenz, sah auch an der Seite von Seguin und Radulov keineswegs verloren aus.

Raffls Rolle

Peterson, Glendening und Raffl könnten sich bei personellem Vollbestand jeweils zwei Stürmerplätze ausschnapsen, wobei Peterson wohl das größte Offensiv-Potential aufweist. Es schaut ganz danach aus, dass er den Cut schafft, die Stars könnten damit – für sie völlig ungewohnt – mit 14 statt 13 Stürmern in die Saison starten. Kero müsste durch die Waivers, falls sie ihn in die AHL schicken wollen. Ich glaube nicht, dass Teams sich um seine Rechte balgen würden, aber die Stars laufen doch Gefahr, mit ihm einen pflegeleichten und billigen Tiefenspieler zu verlieren.

Ich erwarte also 13 oder 14 (mit Peterson) Forwards im Opening Night Roster. Wie Peterson überzeugte auch Center Mavrik Bourque im Camp, dürfte aber für seine letzte Juniorensaison in die "Q" zurückkehren.

Die Stars müssen noch elf Cuts vor der montäglichen NHL-Deadline vornehmen, Michi Raffl wird es hier nicht treffen. Mit 32 Jahren weiß man mittlerweile, was er einem NHL-Team bringt (körperlich und defensiv solide, kann mit besseren und schwächen Nebenspielern auflaufen). Aber ein kleiner Uptick in puncto Scoring (letzte zweistellige Torezahl: 2017/18) würde ihm und den Stars, die letzte Saison große Probleme mit dem Erzielen von Toren hatten, sicher helfen...

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