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Als der Stanley Cup zu LAOLA1 kam

Der Cup auf Weltreise - auch in den 22. Bezirk! Was er schon alles erlebt hat:

Als der Stanley Cup zu LAOLA1 kam Foto: © GEPA

Der Beruf des Sportjournalisten bringt viele Privilegien mit sich. Man spricht mit Menschen, die für andere Helden sind. Und ist so hautnah an Events dran, wie es ein Fan niemals sein könnte.

Eines Tages ins Büro zu kommen und die geschichtsträchtigste Trophäe des Weltsports vor sich stehen zu haben, fällt aber nicht in den Berufsalltag.

Eine Zusammenarbeit zwischen Sportradar - dem Dachkonzern von LAOLA1 - und der NHL sorgte über eine Handvoll Zufälle dafür, dass sich der Stanley Cup in einen entlegenen Teil des 22. Wiener Gemeindebezirks verirrte, bevor er später vor dem Stephansdom posieren durfte.

Ein fast schon bizarres Szenario für die Anwesenden. Wohl aber nicht für den Cup selbst, der fast das ganze Jahr über auf Weltreise ist. Und dementsprechend viel mitmachen muss.

Immer an seiner Seite: Die beiden "Keeper of the Cup", Phil Pritchard - seines Zeichens auch Kurator der Hockey Hall of Fame - und Howie Borrow. Ihr Job: Dem Cup nicht von der Seite zu weichen. Ihn zu pflegen. Sittenwacht zu betreiben. Und auch: So manchen Blödsinn mitzumachen.

Das "Stanley-Cup-Menü" umfasst alles

Denn die Tradition will es, dass jeder Spieler des siegreichen Teams einen Tag mit dem Stanley Cup verbringen und feiern darf. Ganz nach seinen Vorstellungen. Und das ist in den letzten 40 Jahren zu einer globalen Angelegenheit geworden.

Da wird auch ein LAOLA1-Redakteur Fanboy

Pritchard macht den Job seit 1989 und hat über 30 Länder in seiner Vita stehen. Borrow stieß vor etwas mehr als zehn Jahren dazu.

"Wir sind wie Babysitter", meint Borrow gegenüber LAOLA1. "Wir hören immer, dass wir den besten Job der Welt haben. Die Fans sind glücklich, wenn sie den Cup sehen und angreifen dürfen. Da sind wir ein bisschen wie 'Santa Claus'. Wir bringen Lächeln zu den Fans und Spielern, ihren Freunden und Familien."

Die machen allerlei Unfug damit. Bier und Champagner aus "Lord Stanley" sind die Einstiegsübungen. "Müsli, Gulasch, Spaghetti, Eis, Kaviar - es war vermutlich schon alles einmal im Cup", fasst Borrow die kulinarische Bandbreite zusammen.

Bergsteigen mit dem Cup

Angesichts so manchen Missbrauchs als Geschirr ist es vielleicht besser, dass der Stanley Cup nicht sprechen kann. Andererseits entgehen so viele Geschichten, die eben die beiden Cup-Keeper stellvertretend erzählen müssen.

Schließlich müssen die beiden Kanadier auch alles mitmachen. Wie die Spieler feiern, ist ihnen selbst überlassen.

Der Cup muss einiges mitmachen
Foto: © getty

"Wir waren in Deutschland Bergsteigen, auf der großen Mauer in China, bei Saunapartys in Finnland und auf Karaokepartys damit", zählt Pritchard auf. Und das ist der lustige Part der Aufgabe.

"Wir arbeiten 16-18 Stunden am Tag. Speziell im Sommer sind wir sehr 'busy', wenn wir den Spielern nachreisen. Wir hängen mit den Spielern ab und sind auch ein Teil ihres besonderen Tages", so Borrow.

Und das entschädigt für die Mühen. Denn die Cracks teilen ihre Erlebnisse mit Familie, Wegbegleitern und Fans. "Auch das macht Hockey so speziell: Denn die Spieler wissen, wie wichtig die Fans sind. Und feiern mit ihnen, teilen den Cup", schwärmt Pritchard.

Sportgeschichte? Oder doch ein riesiger Kaffeespender?

Das hat auch die NHL erkannt. Abseits der obligatorischen Sommer-Tour mit den Siegern kommt der Cup in den letzten Jahren immer mehr herum. Einfach zu Promotion-Zwecken.

Howie Borrow
Foto: © getty

Fans auf der ganzen Welt soll die Gelegenheit gegeben werden, in Berührung mit dem 130 Jahre alten Stück Sportgeschichte zu kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

"Wir erlauben den Fans, ihn anzufassen und zu umarmen. Wir haben auch Dinge gesehen wie Menschen, die sich vor dem Cup verlobt haben, oder Kinder, die darin getauft wurden. Es ist eine sehr familienorientierte Sache geworden", berichtet Pritchard.

Dabei wird auch vieles zugelassen, was nicht unbedingt der Würde und dem Stellenwert des Pokals entspricht. Etwa die Verwendung als Futternapf für Hunde oder Pferde. Ob die wenigen Fans, die es bevorzugten, ihn abzulecken, das mit dem Wissen um diese Verwendung immer noch getan hätten?

Nur eines ist nicht erlaubt: Den Cup hochzuheben. Das ist und bleibt ein Privileg der Sieger. Das musste auch Chefredakteur Peter Rietzler erfahren - als er eben das versuchte und sich prompt einen Rüffel vom Wächter-Duo einfing. Alle Seiten nahmen es mit Humor.

Bei so viel Fan-Nähe entstehen auch zahlreiche Anekdoten. Unvergessen wird die ältere Dame bleiben, die einst mit der Suche nach einem Kaffeehäferl für fragende Blicke bei Borrow und Pritchard sorgte. Sie hielt den Cup für einen überdimensionierten Kaffeespender. Schließlich ließ sich die Menschenansammlung nur damit erklären, dass es hier kostenlose Heißgetränke geben müsste.

Die südliche Hemisphäre wartet noch

Phil Pritchard
Foto: © getty

Der Hintergrund der weiten Reisen ist klar: Die NHL möchte zu den Menschen. Und weiter wachsen.

Die älteste, noch im Original vergebene Sporttrophäe der Welt ist das prädestinierte Aushängeschild dafür. Kaum ein Artefakt verbindet eine hundert Jahre alte Historie des Sports so gut mit der Gegenwart und der Zukunft.

So sieht sich das Cup-Duo auch als Historiker, die Geschichten mit den Fans teilen. Schließlich nehmen die einiges auf sich, um dem Stanley Cup einmal nahe sein zu können.

Die europäischen Fans werden dafür immer mehr Gelegenheiten haben. Nicht nur, weil ihre Spieler öfter zu den Siegern gehören.

"Es gibt eine Wachstumschance. Kanada hat die NHL mit seinen Spielern einst dominiert, jetzt sind es schon 30 Prozent Europäer in der Liga. Auch für uns als Cup-Keeper ist das spannend. Wir planen schon im Finale unsere Sommer-Trips, schauen, woher die Spieler kommen", sagt Borrow.

Nur südlich des Äquators war der Cup noch nie. Aber Borrow und Pritchard sind zuversichtlich, dass auch das nur mehr eine Frage der Zeit sein wird.

Wann kommt der Cup wieder?

Aus rot-weiß-roter Sicht ist die spannendere Frage, wann "Lord Stanley" Österreich wieder einen Besuch abstattet. Weil sich endlich ein heimischer Crack Stanley-Cup-Sieger nennen darf.

Pritchard macht den Job schon über 30 Jahre
Foto: © getty

Zwischen den ersten beiden Besuchen lagen 23 Jahre, nachdem die Premiere 1999 im Rahmen eines Trainingslagers der Buffalo Sabres und Tampa Bay Lightning nach Salzburg und Klagenfurt kam.

"Ich kann mich erinnern, dass bei den Spielen kein Fan auf den Sitzen gesessen ist. Uns wurde gesagt, Sitze sind für den Hintern, wenn du anfeuerst, stehst du. Es war so laut und speziell, das hat es großartig gemacht", gibt es von Pritchard an diesen Besuch bleibende Erinnerungen.

Die Ankündigung von Thomas Vanek gegenüber Phil, den Cup einmal gewinnen zu wollen, scheiterte mehrmals knapp. Momentan sieht es noch nach einer Wartezeit aus, auch wenn mit Marco Rossi und Marco Kasper die Top-Talente schon mit den Hufen scharren.

Die Chancen steigen, dass der Stanley Cup keine weiteren 130 Jahre hinter sich bringen muss, bis dieser Wunsch endlich Wahrheit wird. Dass er bis dahin gut in Schuss bleibt, dafür sorgen die beiden Keeper.

Die nächste Challenge werden erst einmal die Feier-Eskapaden der Colorado Avalanche oder der Tampa Bay Lightning. Was auch immer dabei wartet: Es wird weder Borrow, noch Pritchard oder den Cup selbst schocken können.

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