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David Reinbacher: Top-Verteidiger? Das sind die Konkurrenten

Der 18-jährige Vorarlberger wird als Top-10-Pick gehandelt. Bernd Freimüller beleuchtet seine Draft-Aussichten und weitere Top-Defender:

David Reinbacher: Top-Verteidiger? Das sind die Konkurrenten Foto: © GEPA

Der NHL Draft 2023 wird keiner, bei dem Verteidiger im Vordergrund stehen.

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Was das für David Reinbacher bedeutet und welche anderen Defender Konkurrenten für höhere Picks werden könnten, erklärt LAOLA1-Experte Bernd Freimüller:

Herausragende Stürmer-Talente

Es zeichnete sich früh ab und bestätigte sich während der Saison: Der Draft 2023 wird einige herausragende Stürmer hervorbringen, Defender und Goalies sind weniger hoch angesehen.

Connor Bedard steht ohnehin auf einer eigenen Stufe, doch auch danach dürften mit Adam Fantilli, Leo Carlsson und Will Smith einige Stürmer bald aufgerufen werden.

In dieser Aufzählung ist Matvei Michkov noch gar nicht dabei - der Russe wird aufgrund der Lage in seinem Heimatland und einem langfristigen Vertrag in St. Petersburg zum Joker dieses Drafts.

Gute Chancen für Reinbacher auf den Top-Verteidiger-Platz

Reinbacher, der zu Saisonbeginn eigentlich aus dem Nichts kam, erspielte sich bei vielen NHL-Teams bald einen Ruf als "Must-Watch-Player" - nicht umsonst reisten GMs und ähnlich hochgestelltes Personal schon zu Beginn der Saison nach Kloten.

Am Ende der Spielzeit stand der Vorarlberger bei den Tests vor der WM als auch in Tampere natürlich nochmals unter enger Beobachtung, allerdings konnten sich Teams, die im Playoff weit kamen, solche Reisen bereits sparen - sie werden nicht in der Verlosung mit dabei sein.

Ein Top-10-Platz für Reinbacher würde niemanden mehr überraschen, abhängig von Michkovs Schicksal könnte er auf den Plätzen fünf bis neun aufgerufen werden.

Kann er auch weiter runterfallen?

Nicht unmöglich, aber das würde doch überraschen, genauso wie wenn er unter die ersten vier eindringen würde.

Reinbacher machte heuer kein Leistungstief durch, spielte bei Kloten ohne Unterbrechung und war für das ÖEHV-Team bei der WM der konstanteste Defender. Wohlgemerkt mit 18 Jahren, wenn er auch drafttechnisch als im Oktober 2004 Geborener zu den älteren Spielern gehört.

Historische Zahlen sprechen dafür, dass Reinbacher (oder ein anderer Defender) nicht zu lange warten muss, bis er am 28. Juni aufgerufen wird. Der letzte Draft ohne Verteidiger unter den Top-5 fand 2003 (!) statt. In den Jahren danach gab es auch nur drei Drafts, wo der erste Defender bis Nr. 5 warten musste.

Werden gute Verteidiger neuerdings weniger?

Keineswegs, aber solche Erscheinungen treten wellenförmig auf, in einem Jahr dominieren die Stürmer, dann ist der Draft wieder verteidigerlastig.

Ein früher Blick in die Kristallkugel auf das Spieljahr 23/24 deutet auf einige interessante Defender hin. Ein Team, das in der Depth Chart keines herausragenden Blueliner aufweist, muss sich entscheiden, ob es dieses Manko heuer oder nächstes Jahr angehen will.

Im letzten Jahr gingen mit Simon Nemec (#2, New Jersey Devils) und David Jiricek (#6, Columbus Blue Jackets) zwei europäische Defender früh über den Ladentisch. Wäre Reinbacher 40 Tage früher auf die Welt gekommen, hätte er an diesem Draft teilgenommen, sein Profil war aber mit dem heutigen nicht annähernd zu vergleichen.

Im Rückblick betrachtet würde ich ihn eher mit Nemec (ein smarter Defender, der viel Eiszeit nehmen kann) als mit Jiricek (körperlich stark und ein Bombenschuss) vergleichen.

Die weiteren Top-Defender des Drafts

Reinbachers größter Konkurrent: Axel Sandin-Pelikka
Foto: © getty

Axel Sandin-Pelikka (SWE, 2005): Für mich der einzige Defender, der eventuell vor Reinbacher gezogen werden könnte. Nämlich dann, wenn ein Team einen ausgesprochenen PP-Experten sucht. Sandin-Pelikka gilt als der beste Quarterback in diesem Draft, kann dazu mit schneller Beinarbeit die Scheibe nach vorne tragen. Spielte sich im Laufe der Saison ins Lineup von Skelleftea und legte im April eine ausgezeichnete U18-WM hin. Sein Nachteil ist eine überschaubare, aber keineswegs zwergenhafte Größe von 1,80 Metern. Wie Reinbacher ein Rechtsschütze.

Tom Willander (SWE, 2005): Wie sein Landsmann mit einer hervorragenden U18-WM, Willander spielte sich im Laufe der Saison in den Draft Charts nach oben. Bringt gute Größe, sehr gute Beinarbeit und brauchbare Puckskills mit. Spielte in Rögle die ganze Saison in der U20. Könnte bei einem Team, das gerne auf Schweden setzt, zu einem Thema werden, das auch über die eher durchschnittliche erste Saisonhälfte hinwegsieht und einen soliden und körperlich starken Defender erwartet.

Dmitri Simashev (RUS, 2005): Über 1,90 Meter groß, dazu ausgezeichnete Beinarbeit, gute Hockey Smarts und brauchbares Spiel mit der Scheibe - wer kann da mehr verlangen? Könnte Reinbacher stilmäßig am nächsten kommen. 

Mikhail Gulyayev (RUS, 2005): Wie Sandin-Pelikka ein moderner Defender, der mit seiner Explosivität und seinen Puckskills das Geschehen ins gegnerische Drittel verlagern kann. Großartiger Passgeber, der ein Powerplay orchestrieren kann.

Beide Russen leiden unter dem Manko, fast nur auf Video gescoutet worden zu sein - bestenfalls russische Scouts sahen sie live. Wenn schon Michkov Gefahr läuft, einige Plätze wegen seines Passes zu verlieren, gilt das für diese beiden Defender natürlich noch mehr. Simashev steht noch dazu für zwei weitere Jahre in Yaroslavl unter Vertrag.

Diese fünf Europäer werden als die besten Defender des heurigen Draftjahrgangs angesehen, Nordamerika ist auf dieser Position sehr schwach besetzt. Zu den wenigen herausragenden Verteidigern gehört neben Tanner Molendyk und Lukas Dragicevic mit Oliver Bonk ein halber Europäer - Vater Radek ist gebürtiger Tscheche mit über 1.000 NHL-Spielen, Oliver kam in Ottawa auf die Welt.

Schon die Tatsache, dass Reinbacher gute Chancen hat, als bester Defender gezogen zu werden, spricht von seiner kometenhaften Formsteigerung. Egal wie viele Stürmer sich vor ihm einfinden werden und ob doch noch ein anderer Defender vor ihm gezogen wird - lange wird er in Nashville nicht warten müssen, bis sein Name aufgerufen wird.


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