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Boldy: "Reinzukommen schwerer, als es sich Leute vorstellen"

Der Senkrechtstarter der Minnesota Wild im LAOLA1-Interview über seine Stärken, das Team und das Zusammenspiel mit Marco Rossi.

Marco Rossi ist Center, Matt Boldy Winger. Abgesehen davon hat das Duo aber viel gemeinsam.

Beide wurden von den Minnesota Wild in aufeinanderfolgenden Jahren in der ersten Runde des NHL-Drafts gezogen. Boldy 2019 an zwölfter Stelle, Rossi ein Jahr später als Nummer neun. Letzte Saison nahmen sie auch einige Spiele auf AHL-Ebene bei den Iowa Wild in einer Linie in Angriff. Alleine deswegen werden ihre Namen im Laufe der Karriere immer wieder miteinander in Verbindung gebracht werden.

Während Rossi aber derzeit mit Zähnen und Klauen um seine NHL-Chancen kämpfen muss (nachlesen: Das sagte Wild-GM Bill Guerin jüngst über Rossi >>>), macht sich Boldy früh einen Namen in der besten Eishockey-Liga der Welt.

Seinen 16 Toren und 24 Assists aus 47 Spielen 2021/22 ließ er bis dato elf Treffer und elf Vorlagen in 31 Partien folgen. Zahlen zum Einstand einer Karriere, die mit großen Namen des Spiels mithalten können. Und die den 21-Jährigen aus der Nähe von Boston zum Mitgrund des Wild-Aufschwungs machen.

Im Interview mit LAOLA1 spricht Boldy über seinen NHL-Einstand, die Minnesota Wild und das Zusammenspiel mit Marco Rossi - für den er nur gute Worte übrig hat.

 

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LAOLA1: Durch welche Faktoren ist dir dein Start in die NHL-Karriere so gut gelungen?

Matt Boldy: Ich weiß nicht, ob es eine einzige Sache gibt, die ich hervorstreichen kann. Ich habe schon mein ganzes Leben gut unter Druck performen können. Als ich meine Chance bekommen habe, habe ich sie genutzt und einfach gut gespielt. Dann ist auch das Selbstvertrauen gekommen. Das waren die Schlüssel: Dieses Selbstvertrauen und einfach so zu spielen, wie ich es kann.

LAOLA1: Wie hast du den Druck erlebt, der mit einer hohen Draftposition einhergeht?

Boldy: Es ist sicher Druck da. Ich sehe das aber anders, als es andere Menschen vielleicht tun. Um ehrlich zu sein, mag ich es irgendwie. Du solltest an dich selbst immer hohe Erwartungen haben. Ich sehe es eher so: Ich will diese hohen Erwartungen an mich selbst haben. Und diesen Druck auf mich selbst ausüben, weniger durch andere Menschen ausüben lassen.

Ich denke, Marco wird für eine wirklich lange Zeit da sein und ein unglaublicher Spieler werden. Wir spielen zwar unterschiedlich, aber sein Stil passt wirklich gut in die NHL. Er spielt wie viele Center in der NHL, die viel Erfolg hatten.

LAOLA1: Du hast dein Scoring im zweiten Jahr recht nahtlos fortsetzen können, obwohl sich die Bedingungen geändert haben und du mit Kevin Fiala einen wichtigen Linemate verloren hast. Waren Adaptierungen für dich immer so leicht?

Boldy: Es ist gut, mit verschiedenen Spielern zusammenspielen zu können. Es sind alles gute Leute, die mein Spiel gut zur Geltung kommen lassen und mein Leben dort draußen leichter machen. Aber ich hatte immer ein Talent dafür, mich an neue Kollegen anzupassen und mir nicht zu viele Gedanken darüber machen zu müssen. Ich kontrolliere lieber, was ich kontrollieren kann. Und das gehört zu den Dingen, auf die ich weniger Einfluss habe. Je schneller du dich anpassen kannst, umso besser stehst du da.

LAOLA1: In den Medien sind naturgemäß viele Lobeshymnen auf deine Fähigkeiten zu lesen, aber wo siehst du selbst deine Stärken?

Boldy: Mein Gehirn ist ein großer Teil meines Spiels. Einfach wie ich denke und das Spiel analysiere, bestimmte Prozesse auf dem Eis vor mir sehe. Ich mische das gut mit meinen Skills und dem Körperlichen, wo ich auch fähig bin, Pucks zu beschützen und auch an der Bande gut im Spiel zu halten.

LAOLA1: Du hast mit Marco Rossi letztes Jahr ein paar Spiele in einer Linie absolviert. Was sind seine Stärken aus Sicht eines Mitspielers?

Boldy: Er ist super talentiert, hat tolle Skills und kombiniert das mit dem Fakt, ein unglaublicher Skater zu sein. Sein Spiel ist insgesamt sehr reif, er kann ein "200-Foot-Game" spielen (In allen drei Zonen des Eises präsent sein, die Länge eines Eishockey-Feldes entspricht 200 Fuß, Anm.). Er macht das so gut und kann in der Defensive genauso gut auftreten wie in der Offensivzone, wo er wirklich gute Plays kreiert. Er hat neben den Skills auch ein richtig gutes Spielverständnis.

LAOLA1: Warum denkst du, dass ihm die Anpassung an die NHL so viel schwerer fällt als dir?

Boldy: Ich glaube nicht, dass es einen bestimmten Grund dafür gibt. Es ist eine harte Liga und kein leichter Sprung. Das sieht man überall mit jungen Spielern, er ist ja auch erst 21. Die Leute machen sich da ein bisschen mehr Sorgen drum, als sie sollten. Sie müssen verstehen, dass es deutlich schwerer ist hier reinzukommen, als sie es sich manchmal vorstellen. Ich denke, Marco wird für eine wirklich lange Zeit da sein und ein unglaublicher Spieler werden. Wir spielen zwar unterschiedlich, aber sein Stil passt wirklich gut in die NHL. Er spielt wie viele Center in der NHL, die viel Erfolg hatten.

LAOLA1: Wenn du in seiner Situation sein würdest, was würdest du versuchen?

Boldy: Nicht viel. Mein größter Tipp wäre, einfach mit Selbstbewusstsein zu spielen. Er weiß, wie er spielen kann. Er spielt schon sein ganzes Leben so, das hat ihn überhaupt erst hier hergebracht. Er weiß, dass er super talentiert ist. Wenn er sein Spiel und seinen "Swagger" zeigen kann, spielt er wirklich gut, bringt Pucks ins Netz und macht über das ganze Eis seine Plays.

LAOLA1: Der Start in die Saison war schwierig, jetzt läuft es richtig gut – auch du hast deinen "Scoring Touch" gefunden. Woran lag es zu Beginn und welche Änderungen waren entscheidend?

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Boldy: Es gab einige Änderungen in der Offseason und wir mussten unsere Identität wiederfinden. Es ist nicht einfach, es ist eine lange Saison. Einige Leute waren anfangs nervös, als es für uns nicht lief. Aber im Locker Room waren wir ruhig. Wir wussten, dass sich die Sache schon noch drehen wird. Wir wissen, was uns erfolgreich machen kann und schaffen es momentan gut, genau das abzurufen.

LAOLA1: Du hast dich jetzt in der NHL vorgestellt und überraschst nicht mehr so leicht. Hat sich das Spiel für dich selbst seit deinem ersten Jahr verändert? Treten Gegenspieler anders auf?

Boldy: Nicht großartig, vielleicht ein wenig. Darüber mache ich mir nicht so viele Gedanken, weil du das nicht ändern oder ausweichen kannst. Das musst du akzeptieren und dein Spiel machen, wie auch immer die Umstände sind.

LAOLA1: Die Wild haben im Moment eine gute Mischung aus Erfahrung und Jugend, auch Kirill Kaprizov kann gute Eindrücke hinterlassen. Wie empfindest du dieses Umfeld und was bringen dir die älteren Spieler aktuell bei?

Boldy: Wir haben eine wirklich gute Gruppe, wie du es beschrieben hast. Sie machen es gut, uns junge Spieler unter ihre Fittiche zu nehmen und zu bewirken, dass wir uns wohlfühlen. Das ist eine große Sache, mit dem passenden Umfeld und Selbstvertrauen zum Rink zu kommen.

LAOLA1: Wenn deine Scorerzahlen mit Superstars der NHL zu ihren Anfangszeiten verglichen werden, hältst du gut mit. Was macht das mit einem Spieler, früh die Bestätigung zu haben, es vielleicht auch so weit schaffen zu können?

Boldy: Darüber denke ich auch nicht so viel nach. Natürlich spielst du das Spiel, um es irgendwann ganz nach oben zu schaffen. Es reicht aber schon, die eigene Mannschaft anzusehen und zu denken, dass man so gut wie Kirill oder Mats Zuccarello werden möchte. Du siehst schon zu diesen Jungs hinauf und willst so gut wie sie sein.

LAOLA1: Es kommen derzeit viele talentierte und hochgelobte Spieler in die NHL, die einen ähnlichen Ausbildungsweg wie du gegangen sind. Wie wichtig ist es, mit diesen Jungs Schritt zu halten? Speziell mit jenen, die vielleicht noch eine Spur höher als du gedraftet wurden?

Boldy: Ich bin mit einigen aus meiner Altersgruppe befreundet. Es ist irgendwie cool, dass unsere Träume wahr werden und wir in der NHL gegeneinander spielen können. Du willst der Beste sein, der du werden kannst. Auch ihr Erfolg treibt dich weiter in diese Richtung an.

LAOLA1: Denkst du auch über Dinge wie deine Vertragssituation nach? Du spielst aktuell um eine Verlängerung.

Boldy: Nein, das ist etwas, worum ich mir nicht sonderlich viele Gedanken mache.

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