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ÖEHV-Team: Was vor dem WM-Start (noch nicht) gut läuft

Der abschließende Test gegen Kanada lieferte nochmal wichtige Erkenntnisse. LAOLA1 analysiert:

ÖEHV-Team: Was vor dem WM-Start (noch nicht) gut läuft Foto: © GEPA

Zum Abschluss der Vorbereitung auf die Eishockey-WM 2025 wurde nochmal ein Eishockey-Fest zelebriert.

7.022 Fans pilgerten am Sonntagabend in die Wiener Steffl Arena und boten einen würdigen Rahmen für Österreichs letztes Testspiel gegen Kanada. Die Begegnung wurde zwar mit 1:5 verloren und offenbarte noch Potenziale, dennoch kann die Auswahl von Teamchef Roger Bader mit einem guten Gefühl nach Stockholm reisen.

Dort findet am Freitag (16:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>) das erste WM-Spiel gegen Finnland statt. Bevor es soweit ist, arbeitet LAOLA1 einige Erkenntnisse auf und beleuchtet, was (noch nicht) gut läuft.

Das Lineup im letzten Test gegen Kanada:

ANGRIFF:
Dominic Zwerger Marco Kasper Peter Schneider
Thomas Raffl Benjamin Baumgartner Vinzenz Rohrer
Paul Huber Lukas Haudum Brian Lebler
Lukas Kainz Oliver Achermann Lucas Thaler
VERTEIDIGUNG:
Clemens Unterweger Bernd Wolf
Dominique Heinrich Thimo Nickl
Gregor Biber David Maier
Paul Stapelfeldt Ramon Schnetzer
TORHÜTER:
Atte Tolvanen
David Kickert (Backup)

WAS GUT LÄUFT:

Teamchef Roger Bader hat es schnell geschafft, die richtigen Partner für Marco Kasper zu finden.

Der Center der Detroit Red Wings wird den Spot zwischen Dominic Zwerger und Peter Schneider einnehmen, das Trio spielte bereits bei der Olympia-Qualifikation zusammen und harmonierte auch gegen Kanada gut. "Eine interessante Linie, sie mögen es zusammenzuspielen", erklärte Bader gegenüber LAOLA1.

Sie waren beim 1:5 die gefährlichste Linie, spielten mehrere Torchancen heraus und konnten den Rekordweltmeister in vielen Shifts unter Druck setzen. Einzig die Chancenverwertung muss noch gesteigert werden.

Positiv aufgefallen ist zudem Brian Lebler. Dem Comebacker im Nationalteam war das Feuer deutlich anzumerken, der 36-Jährige wirkte mit dem international deutlich höheren Tempo auch nicht überfordert und brauchte die nötige Physis ins Spiel. Will Bader noch mehr Dynamik in Reihe 3, könnte er trotzdem Lucas Thaler an seiner Stelle hochziehen.

Aus dem Defensivverbund sind Bernd Wolf, Thimo Nickl und Gregor Biber hervorzuheben. Wolf kommt mit der Spielgeschwindigkeit aufgrund seiner Zeit in der Schweiz locker zurecht, Thimo Nickl scheint auf internationaler Ebene ohnehin stets nochmal eine Schippe zulegen zu können. Und der 18-jährige Biber spielt so, als wäre er 10 Jahre älter.

Atte Tolvanen lieferte eine gute Performance
Foto: © GEPA

Torhüter Atte Tolvanen hatte trotz der fünf Gegentore, an denen ihn keine Schuld trifft, einen guten Auftritt. Der gebürtige Finne hielt nicht nur, was zu halten war, sondern sorgte mit zwei Weltklasse-Saves im Schlussdrittel für erstauntes Raunen und strahlte sonst seine gewohnte Ruhe aus.

Von taktischer Seite war der aggressive Forecheck deutlich ersichtlich, wenngleich seine Intensität im letzten Drittel - wohl aus Gründen der schwindenden Kräfte ob der außerordentlich hohen Temperaturen - geringer wurde.

Dennoch konnten einige hohe Scheibengewinne oder Abspielfehler der Kanadier erzwungen werden, daraus resultierten Möglichkeiten zu Toren - wie dem 1:1 durch David Maier.

WAS NOCH NICHT GUT LÄUFT:

Die Scheibenverluste - die ewig gleiche Leier wiederholt sich auch heuer. Freilich wird eine Top-Nation wie Kanada mit ihrer Klasse in allen Belangen dafür sorgen, dass man selbst weniger Zeit mit dem Puck hat. Dann müssen allerdings auch die richtigen Entscheidungen getroffen werden - und das ist noch zu oft nicht der Fall.

Jahr für Jahr müssen sich die Cracks aus der win2day ICE Hockey League an das höhere Tempo erst gewöhnen, da "in unserer Liga gewisse Dinge langsamer passieren", meinte Thomas Raffl richtig. Dass sich die Spieler mit Fortdauer daran anpassen, haben sie jedoch schon zur Genüge bewiesen - nicht zuletzt 2024 in Prag.

Was ebenfalls auffällig ist: Immer wieder stürzt Österreich nach einem Gegentreffer zu einem ungünstigen Zeitpunkt in ein mentales Loch. Nach dem 1:2 wurde etwa blind nach vorne attackiert, dadurch entstand hinten eine Lücke, die Kanada sofort ausnutzen konnte. Eine mögliche Lösung: Das Risiko in dieser Phase etwas zurückfahren.

Wenn die gute erste Angriffsreihe hervorgehoben wird, muss auch die zweite Linie angesprochen werden. Diese hatte gegen Kanada wenig Output, was partout nicht an Vinzenz Rohrer lag. Der 20-jährige Vorarlberger hat das Potenzial, einer der Shootingstars dieser WM zu werden.

Benjamin Baumgartner fehlt noch das Feuer
Foto: © GEPA

Viel mehr steckt Benjamin Baumgartner aktuell in einem leichten Formtief und schafft es nicht, mit seinem Spielwitz und seiner guten Übersicht für Gefahrenmomente zu sorgen. Dadurch hängt etwa auch Raffl etwas in der Luft, der die nötige Größe und Physis in diese Reihe bringt. Möglich aber, dass Bader hier noch eine Änderung vornehmen wird.

Auch die bereits angeschnittene Chancenverwertung könnte in den nächsten Wochen noch zum Thema werden. Österreich schafft es zwar, sich genügend Möglichkeiten zu erarbeiten, doch im Abschluss fehlte etwa gegen Kanada in einigen Fällen die richtige Idee - etwa als Lukas Kainz einen Konter mit einem harmlosen Flachschuss im Sand verlaufen ließ.

Den Efficiency-Wert von Prag (13,82 Prozent, Platz 2) zu wiederholen, wird eine Herkulesaufgabe - eine Ausbeute wie bei der Olympia-Quali in Bratislava (5,17 Prozent, 6 Treffer bei 116 Torschüssen) könnte jedoch fatale Folgen haben. 2023 schrammte Österreich mit einer Quote von 7,10 Prozent haarscharf am Abstieg vorbei.

FAZIT:

Es werden wieder Kleinigkeiten sein, die über Sieg und Niederlage entscheiden.

Einerseits braucht es in jedem Spiel eine mannschaftlich geschlossene Leistung. "Das Team ist der Star" ist eine häufig verwendete Floskel, die Österreich nicht besser beschreiben könnte. Tanzt eine handvoll Spieler aus der Reihe, kann die WM schnurstracks in eine unerfreuliche Richtung verlaufen.

Doch das Spiel gegen Kanada hat gezeigt, dass Bader auf eine schlagkräftige Mannschaft zählen kann. Im ÖEHV-Team steckt jede Menge Potenzial, das "nur" regelmäßig zur Entfaltung gebracht werden muss. In dieser Hinsicht wiegt die Abwesenheit von Arno Del Curto, der nach einer Hüft-Operation nicht vollständig genesen ist, doch schwer.

Die Schweizer Trainer-Legende und Freund des Teamchefs ist dafür bekannt, mit seinen Motivationsreden auch während eines Spiels nochmal die letzten Prozente aus den Spielern herauskitzeln zu können. Diese Aufgabe müssen neben Bader selbst nun auch Christoph Brandner und Kirk Furey übernehmen, die beide einen guten Draht zur Truppe haben.

Wohin der Weg in Stockholm schlussendlich führen wird, entscheidet Österreich selbst. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie das Niveau mitgehen kann - jetzt muss sie es beweisen.


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