Endstand
1:5
1:1, 0:3, 0:1
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1:5 gegen Kanada: "Gleiches Resultat wie 2024, aber..."

Die Auswahl von Teamchef Roger Bader war diesmal deutlich näher an Kanada dran. Neben Verbesserungspotenzialen wurde auch "viel Positives" mitgenommen.

1:5 gegen Kanada: Foto: © GEPA

"Ein 1:5 darf gegen Kanada passieren."

Thomas Raffl hatte damit völlig Recht. Österreich verlor zwar das letzte Testspiel vor dem Auftakt in die Eishockey-WM 2025 in Stockholm gegen den 28-fachen Weltmeister, doch verkaufte sich über 60 Minuten teuer.

Vor allem bis zur 33. Spielminute war es bei schwierigen Bedingungen - "sehr warm, langsames und weiches Eis" (O-Ton Raffl) - eine Begegnung auf Augenhöhe, in der die Auswahl von Teamchef Roger Bader mehrere gute Torchancen vorgefunden hatte. Beim Stand von 1:1 war die Führung im Bereich des Möglichen.

"Im zweiten Drittel paradoxerweise die bessere Mannschaft"

"Die ersten zwei Drittel haben wir echt gut mitgespielt", sagte NHL-Crack Marco Kasper.

Ein Doppelschlag durch Macklin Celebrini und Ty Ronning brachte die Kanadier jedoch uneinholbar voran. Besonders bitter, da das 1:2 nach einem vermeidbaren Scheibenverlust von Benjamin Baumgartner eingeleitet wurde.

"Wir hatten bis dahin bärenstarke 10 Minuten", meinte Bader. "Wir waren paradoxerweise im zweiten Drittel die bessere Mannschaft, auch von den Chancen her. Doch sie nützen jeden Fehler, etwa einen Scheibenverlust, gleich für ein Tor aus. Das ist einfach die Klasse der Spieler."

Die Erkenntnis der Scheibenverluste

Das ÖEHV-Team agierte in dieser Phase vielleicht auch etwas naiv, war defensiv nicht nah genug am Gegenspieler dran. "Wir haben im eigenen Drittel zu viel aufgemacht, ihnen dadurch leichte Tore geschenkt", ärgerte sich Kasper.

Bernd Wolf im Zweikampf
Foto: © GEPA

Außerdem war man offensiv zu verspielt, wählte in manchen Situationen die falsche Lösung, daraus entstanden Turnover - Bader erklärte: "Der Scheibenverlust rührt daher, dass der Spieler etwas kreieren möchte und die Entscheidung fällt, dass er eine kreative Lösung wählt, anstatt den Puck manchmal nur tief zu spielen."

Die Absicht dahinter sei durchaus gut: "Wenn es gelingt, gibt es eine Torchance. Wenn es nicht gelingt, gibt's einen Konter. Die Erkenntnis ist, dass solche Turnovers auf diesem Niveau bestraft werden."

Raus aus der Komfortzone

Das Denken, unter Druck noch Zeit für diesen Haken oder jene Täuschung zu haben, hat ihren Ursprung in der heimischen Liga, analysierte Raffl. "Man muss es sehr objektiv sehen, in unserer Liga passieren gewisse Dinge langsamer, man hat etwas mehr Zeit und da heißt es jetzt, sich daran zu gewöhnen."

"Wir haben eine handvoll Spieler, die das ganze Jahr auf diesem Niveau spielen." Deshalb brauche es diese Testspiele gegen Top-Nationen, um sich an das Tempo anzupassen. Es müsse zudem geradliniger gespielt werden. "Natürlich ist es schöner, diese Plays zu suchen, doch das passiert gegen solche Mannschaften leider nicht oft", so der Kapitän.

"Je mehr wir aus der Komfortzone rausgezogen werden, desto mehr wird es uns bei der WM helfen."

Kapitän Thomas Raffl

Er führte aus: "Man hat im ersten Drittel gesehen, dass wir sehr gut mitgespielt haben, dann kommt die Müdigkeit ins Spiel, man probiert, die schönen Plays vielleicht etwas zu viel zu forcieren und solche Mannschaften nutzen das aus."

Deshalb erfüllte der Test aber auch seinen Zweck: "Je mehr wir aus der Komfortzone rausgezogen werden, desto mehr wird es uns bei der WM helfen."

Mit einem guten Gefühl nach Stockholm

Dass Österreich es schaffen kann, sich an die Gegebenheiten auf A-Level anzupassen, hat man nicht zuletzt 2024 in Prag bewiesen.

Raffl war guter Dinge, dass es wieder gelingen wird: "Es ist ein Vorbereitungsspiel, wir müssen uns auf uns konzentrieren, stetig besser werden und bis Freitag unsere Top-Form haben." Dann wartet in Stockholm das erste Gruppenspiel gegen Finnland (ab 16:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>).

Und Österreich steigt am Dienstag mit einem guten Gefühl in den Flieger nach Schweden. Es gebe nämlich auch "viel Positives", das in die nächsten Tage mitgenommen werden kann. Etwa, dass die "Ahornblätter" nur dann zu Großchancen gekommen sind, "wenn wir ihnen die Möglichkeit gegeben haben", sagte Raffl.

Bader ergänzte: "Wir haben das gleiche Resultat wie (beim Testspiel, Anm.) vor einem Jahr, konnten heute aber viel besser mithalten und hatten viel mehr Offensive."

Das stimmte zuversichtlich. Raffl wusste: "Wir müssen als Mannschaft kompakt auftreten, es gibt selten diesen einen Hero. Wir gewinnen Spiele, wenn wir kompakt auftreten und einfach an unserem Spielsystem festhalten."



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