news

Das erwartet Nickl und Hochegger in Kanada

Experte Bernd Freimüller analysiert das Kanada-Abenteuer von Thimo Nickl und Fabian Hochegger:

Das erwartet Nickl und Hochegger in Kanada

Die Österreich-Fraktion im kanadischen Junioren-Eishockey bekommt Zuwachs - und das gleich im Doppelpack: Die beiden Klagenfurter Thimo Nickl und Fabian Hochegger wurden im CHL-Draft von den Drummondville Voltigeurs aus der Quebec Major Junior Hockey League (QMJHL) gezogen. (LAOLA1 berichtete>>>)

Doch was können beide Seiten voneinander erwarten?

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller klärt über Team und Stadt auf, was die beiden ÖEHV-Talente auszeichnet und wie ihre Chancen im NHL-Draft stehen:

Die Stadt:

Drummondville liegt knapp 100 Kilometer von Montreal entfernt, die 70.000-Einwohner-Stadt ist mit dem Zug von dort leicht zu erreichen. Es wird französisch gesprochen, sowohl Nickl als auch Hochegger fangen nach drei Jahren Schulfranzösisch wenigstens nicht ganz bei Null an. Doch die Sprache könnte sicher ein etwas größeres Hindernis sein als an einem rein englischsprachigen Ort, noch dazu wo das Quebec-Französisch allgemein als eine Bastard-Version der europäischen Variante angesehen wird.

Das Team:

Die Voltigeurs qualifizierten sich in den letzten vier Jahren stets für die Playoffs. In der letzten Saison waren sie das zweitbeste Team der QMJHL, schieden aber im Semifinale aus. Gut möglich, dass sie in der nächsten Spielzeit kleinere Brötchen backen müssen. Einige der Topspieler der letzten Saison gehen weg, darunter etwa der bockstarke Center Joe Veleno (Detroit Red Wings). In einer jünger werdenden Truppe nehmen Nickl und Hochegger die Plätze des slowakischen Defenders Michal Ivan (nach Pardubice) und des russischen Stürmers Pavel Koltygin (Podolsk/KHL) ein.

Die (bisherigen) Stars der Voltigeurs:

Daniel Briere, Patrice Brisebois und Steve Duchene sind wohlklingende Namen aus der NHL-Vergangenheit, Flyers-Center Sean Couturier aus der Gegenwart. Nach Marcel Dionne, der in Drummondville zur Welt kam, wurde die Halle benannt. Einige Spieler mit EBEL-Bezug: Frederic Chabot, Serge Aubin und Guillaume Latendresse.

Der CHL-Import Draft: 

Wie immer ist der Begriff "Draft" täuschend, die Reihenfolge der Picks weist im Gegensatz zur NHL-Version nicht auf die Spielstärke der ausgewählten Spieler hin. Serge Payer, der die beiden Klagenfurter vertritt, kam schon zuvor mit Drummondville zu einem Übereinkommen, dass beide im Doppelpack gewählt werden sollten. Sein österreichischer Partner Peter Kaspar erklärt: "Wir suchten für beide Spieler ein Team, das ihnen gute Eiszeit bieten kann. Drummondville steht etwas vor einem Umbruch und sie sollten dort, wenn sie ihre Leistung abliefern, gute Rollen haben. Es ist nie eine Garantie, dass es beim Draft auch so funktioniert, aber es hat gottseidank geklappt."

Die QMJHL gilt allgemein als offensivste, aber auch schwächste der drei CHL-Ligen und bringt auch Jahr für Jahr im Vergleich weniger Spieler in den NHL-Draft.

NHL-Aussichten:

Für Österreicher ist es natürlich nicht einfach, in der CHL unterzukommen, allerdings darf das nicht automatisch mit einem Platz im darauffolgenden NHL-Draft gleichgesetzt werden, wie es hierzulande im Überschwang oft vorkommt. Dagegen sprechen schon die mathematischen Chancen: Nehmen wir bei den 18 Q-Teams einmal 15 Spieler pro Team (bereits gedraftete, Under- und Overager weggerechnet) - die Grobrechnung ergibt für die Liga 270 mögliche Cracks für den Draft. Beim letzten NHL-Draft wurden 18 QMJHL-Spieler ausgewählt...

Allerdings können sich Nickl und Hochegger wie jeder Spieler hier natürlich in die Auslage stellen, wie alle CHL-Teams werden auch die Voltigeurs ausgiebig gecovert. Vor allem Stürmer Dawson Mercer (wie Nickl ein später 2001-Jahrgang) wird in der nächsten Saison von den NHL-Scouts genau unter die Lupe genommen werden.

Und seien wir uns ehrlich: Beim KAC wäre es für Nickl und Hochegger heuer ungefähr darum gegangen, ob sie Defender acht, neun oder zehn bzw. Stürmer 16 oder 17 in der Depth Chart wären - da kann ihnen den Abgang wohl keiner verdenken. Vor allem für Nickl wäre eine dritte Saison im Farmteam schon etwas redundant gewesen. Allerdings stehen beide natürlich ab sofort unter größerem Leistungsdruck, die CHL ist eine Profiliga im Juniorengewand.

Thimo Nickl - Beschreibung:

Foto: © GEPA

Ein intelligenter und spielstarker Defender mit guter Größe, allerdings kein "Punishing D", kann aber Gegner zur Bande manövrieren und mit dem Stock gut verteidigen. Gute Beinarbeit, kann mit und ohne Scheibe aus engen Lagen kommen, findet Outlets. Guter Puckmover im PP, kann alleine an blauer Linie agieren, muss noch an seinem Schuss arbeiten. Guter Körper, den es allerdings noch auszufüllen gilt.

Absolvierte die beiden letzten U18- und U20-WMs für Österreich - mit Abstand sein bestes Turnier war die letzte U18-C-WM. Bei der U20-WM in Füssen war er nach einer Hüftverletzung mit wenig Spielpraxis angereist und fiel nicht sonderlich auf.

Wie Julian Payr und David Maier natürlich ein absoluter ÖEHV-Teamkandidat für das nächste Jahrzehnt. War beim KAC in der letzten Saison nur in der Vorbereitung bei der Ersten dabei, vor und nach seiner zweimonatigen Verletzungspause im Farmteam.

Fabian Hochegger - Beschreibung

Foto: © GEPA

Großer Leistungsschub in der letzten Saison, wirkte vor allem körperlich weit stärker als zuvor. Sehr puckhungriger Spieler, der Turnovers hervorrufen kann. Sehr gute Puck Pressure, hält das Tempo hoch. Wie Nickl ein Rechtsschütze, verfügt über einen schnellen und harten One-Timer vom oberen Ende des Faceoff-Circles, die ihn zur PP-Waffe macht, kann mit Wrister und Slapper scoren. Dynamischer Eisläufer, Übersicht könnte besser sein.

War heuer bei der U18- und U20-WM mit von der Partie, versäumte die U18-WM in der Saison davor mit einer Schulterverletzung. Gehörte bei beiden Turnieren zu den besten Österreichern. War auch im KAC-Farmteam stets dynamisch und torgefährlich. Hat wie Nickl noch zwei U20-WMs vor sich.

Was sagen die beiden zu ihrem Entschluss, nach Nordamerika zu wechseln?

Nickl: "Ich habe mich seit letztem Sommer damit befasst, vor allem nachdem David Maier und Marco Rossi rübergegangen sind. Ich möchte einfach die Gelegenheit wahrnehmen, mich mit sehr starken Juniorenspielern zu messen."

Hochegger: "David Maier ist ein guter Freund von mir, daher habe ich seinen Weg verfolgt. Ich freue mich über die Chance hier, bin auch ein wenig stolz darauf. Wir sind von GM Stephane Desroches bereits sehr nett empfangen worden, konnten uns einen ersten Eindruck von der Stadt und vom Team machen."

Beide Cracks sind derzeit noch in Florida auf einem von ihren Agenten veranstalteten Camp, werden am 15. August dann wieder nach Übersee fliegen. Die noch zwei Jahre dauernde Schule soll in einer Mixtur aus einem Auslandsjahr in Drummondville und Klagenfurt beendet werden.

Neben Nickl und Hochegger sind auch David Maier (North Bay gab die Rechte an ihm auf, Peterborough holte ihn via Re-Draft) und Marco Rossi (weiter mit den Ottawa 67's) in der CHL tätig, beide in der OHL. Nach langen dürren Jahren können die österreichischen Eishockeyfans das nordamerikanische Junioren-Eishockey gleich in zwei Ligen näher verfolgen...

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Proud to be a Voltigeur????????

Ein Beitrag geteilt von Thimo Nickl (@thimo.nickl) am

Kommentare