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So will Starkbaum Österreichs Torhüter-Problem angehen

An einem Punkt will der Neo-Torwarttrainer besonders ansetzen. Außerdem äußert sich "Starki" zum Karriereende und erzählt, was er vermissen wird.

So will Starkbaum Österreichs Torhüter-Problem angehen Foto: © GEPA

Seit vergangenem Freitag befindet sich Bernhard Starkbaum offiziell im Ruhestand (Alle Infos >>>).

Der 37-Jährige wechselt als Torwarttrainer in den Betreuerstab der Vienna Capitals und soll in Wien künftig die nächste Garde an jungen Schlussmännern aufbauen.

Wenige Tage nach dem Karriereende spricht der Wiener in einem Interview mit dem österreichischen Eishockey-Verband über die Veränderung, neue Aufgaben und was er vermissen wird.

Frage: Wie fühlst du dich als frisch gebackener Sport-Pensionist?

Bernhard Starkbaum: Die Entstehung kam überraschend, aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Ich habe mehr Zeit, vor allem jetzt im Sommer, mit den Kindern, da das Training nahezu komplett eingestellt ist. Ich trainiere individuell, da ich einfach Sportler bin und die Bewegung brauche. Auf meinen Schultern lastet kein Druck mehr und ich bin gespannt auf die Dinge, die jetzt neu auf mich zukommen.

Frage: Dem Eishockeysport bleibst du in neuer Form erhalten. Wie beurteilst du die Torhütersituation in Österreich und was werden sozusagen deine Gegenmaßnahmen sein?

Starkbaum: Aktuell spielen zu wenige heimische Torhüter in der ersten Liga. Meistens sind sie nur Backup und bekommen kaum Eiszeit. Wir sollten das Ziel haben, mehr österreichische Torhüter rauszubringen. Das beginnt im Nachwuchs, dass jedes Team seinen Teil dazu beitragen muss, um mehr junge Torhüter auszubilden und vor allem richtig auszubilden. Die Position eines Tormanntrainers ist heutzutage sehr wichtig und es wäre wünschenswert, wenn jedes Team einen hauptangestellten Tormanntrainer hat, der verantwortlich ist von der Kampfmannschaft bis zum Nachwuchs. Man braucht Trainer, die mit den Kindern vereinzelt spezifisches Training machen. Das Torhüterspiel ist heute sehr auf Technik aufgebaut und ist ein Gebiet, in dem man mit Qualität als Trainer viel erarbeiten kann. Vor allem im Nachwuchs. Das würde dem österreichischen Eishockey guttun. Je mehr Torhütertrainer die jungen Goalkeeper fördern, je mehr kommen oben raus. Das ist nichts Neues, aber es ist wichtig den ersten Schritt zu machen. Dann kann man in ein paar Jahren Profit daraus ziehen. Mit David Kickert und David Madlener hat man zwei routinierte Torhüter im Nationalteam, die bereits viel gespielt und gesehen haben. Aber wir brauchen mehr von unten weg. Es gibt vereinzelte Torhüter, die eine gute Technik haben, aber noch zu wenig Eiszeit haben, um sich weiterzuentwickeln. Das ist ein Punkt, an dem wir ansetzen können.

Frage: Du trittst in mehrfacher Hinsicht als Held ab: deine Saves sicherten im Penaltyschießen dem Nationalteam den Klassenerhalt, zudem bist du nun der Torhüter mit den meisten Länderspielen. Was waren deine persönlichen Karrierehighlights?

Starkbaum: Ob ich als Held abtrete oder nicht, sei dahingestellt. Ich war Teil der erfolgreichen Mannschaft, die jetzt bei der WM den Klassenerhalt geschafft hat. Ich konnte mit meinen Saves dazu beitragen, aber man gewinnt und verliert als Mannschaft. Ich freue mich, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte, dass wir in der Top Divison bleiben konnten. Es war wie auch letztes Jahr eine richtig coole Truppe und natürlich ein unglaubliches Gefühl, wenn man das entscheidende Spiel gewinnt und den Klassenerhalt schafft. Es waren viele schöne Momente dabei. Die Olympia-Quali und die Olympischen Spiele selbst sind Events und Highlights, die man nicht vergisst. Genauso wie letztes Jahr der Sieg über Tschechien, oder der Klassenerhalt bei der WM 2018 in Dänemark mit dem Shutout gegen Weißrussland, die Schweden-Partie in Wien voriges Jahr und so vieles mehr. Am Eis zu stehen und die Hymne zu hören, zu wissen, man hat alles für das Team getan, mit dem Adler auf der Brust, wenn dann noch die Kinder dabei waren, all das sind Momente, die sportlich aber auch emotional viel für mich bedeutet haben. Es sind unglaublich viele Highlights, die ich gar nicht alle zusammenfassen kann. Zu viele schöne Momente, die ich nicht missen möchte. Und wer weiß, vielleicht kreuzen sich die Wege mit dem Nationalteam anderweitig wieder.

Frage: Was wirst du am meisten vermissen?

Starkbaum: Das Zusammensein und Herumhängen mit den Teamkollegen, das Feeling, wenn man aufs Eis geht, der Nervenkitzel, teilweise dieser Druck, der jetzt abgefallen ist. Nach der aktiven Karriere merkt man erst, wie viel Druck die letzten Jahre auf einem gelastet hat, was man einerseits gerne hat, weil man damit umgehen kann, allerdings merke ich jetzt auch, dass ich einfach mein Ding machen kann. Ich habe es genossen einzulaufen, vor den Fans zu spielen, die uns so emotional und lautstark angefeuert haben. Zu sehen, auch was das Familiäre betrifft, wie die Kinder auf den Zuschauerrängen stehen und herunterwinken. Das werde ich definitiv vermissen. Ich bin aber überzeugt, dass neue, andere Situationen, die ich bis jetzt noch nicht hatte, mich genauso auf eine Art und Weise inspirieren und mich als Menschen weiterentwickeln werden, wie es diese Momente am Eis getan haben. Ich bin froh und dankbar, dass ich diese Reise habe machen dürfen, mit all der Unterstützung, die ich immer hatte von allen Seiten wie Freunden, Familie, Frau, Freundin, Mitspielern, Trainern, Betreuern und vielen mehr. Da gehören so viele Leute dazu die einen begleiten auf so einer langen Reise, ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Bei denen möchte ich mich bedanken. Eine Türe schließt sich und eine neue geht auf und ich bin schon gespannt, was in den neuen Kapiteln drinnen steht.


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