Scouting Report

Wer zur ICE-Halbzeit überraschte - und wer nicht

Zwischenbilanz! LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt sich kurz vor Hälfte des Grunddurchgangs alle 13 Teams vor.

Wer zur ICE-Halbzeit überraschte - und wer nicht Foto: © GEPA

Die win2day ICE Hockey League ist knapp eine Woche von der Halbzeit-Marke im Grunddurchgang entfernt.

Zeit für einen Blick von LAOLA1-Scout Bernd Freimüller auf die 13 Teams – was oder wer überraschte (nicht)?

Außerdem gibt es aufgrund der zahlreichen Verletzungen eine Übersicht über die Absenzen:

HC Pustertal (20 Spiele/42 Punkte)

Der HCP will es heuer wissen, hat mit Adam Ahlquist jetzt auch den letzten Legionärsplatz vergeben. Die Wölfe verfügen über drei Scorer- und eine Arbeiterlinie, stehen hinten auch meist stabil. Im Gegensatz zu anderen Teams erfreuen sie sich auch bester Gesundheit. Nur Verletzungen wären ein Grund, warum der Erfolgsrun abrupt stoppen sollte, das 1:9 im Derby gegen den HCB Südtirol hinterließ auch keinerlei Spuren.

Wer überraschte: Henry Bowlby hatte in Schweden den Ruf als exzellenter Skater, allerdings mit beschränktem Scoring-Potenzial. In der ICE kann fast niemand seine Rushes stoppen und hier veredelt er sie auch. Im Verbund mit Cole Bardreau ein starkes Duo.

Wer zuletzt fehlte: Ivan DeLuca

Olimpija Ljubljana (21/40)

Unter Ben Cooper ist ein laufintensives Offensivspiel angesagt, was sich in unglaublichen 94 Toren (22 mehr als das zweitbeste Team HCB) niederschlug. Zuletzt hatte das Team aber mit zahlreichen Ausfällen zu kämpfen – wohl der größte Unterschied zum HC Pustertal. Ein Einbruch wie in der letzten Saison scheint unmöglich, die Slowenen sollten im Spitzenfeld bleiben. Auf der Goalie-Position ging Lukas Horak ziemlich ab, steht jetzt aber wieder im Kader.

Wer überraschte: Dass T. J. Brennan auch mit 36 noch genügend Klasse haben würde, lag auf der Hand, seine Scorerzahlen in dieser Höhe waren aber nicht zu erwarten: 12 Tore und 19 Assists! Nachdem auch Nicolai Meyer als Topscorer des Teams voll einschlug, führte Cooper die Familienzusammenführung der Ex-Salzburger mit Andrew MacWilliam weiter fort.

Wer zuletzt fehlte: Nate Halbert, Zach Boychuk, Rok Kapel, Evan Polei

KAC (20/39)

Der KAC bleibt auch mit einigen Spielern im oberen Alterssegment der alte: Eisläuferisch top, aggressiv, dabei aber hinten stabil. Noch konnte Coach Kirk Furey auch mit den Ausfällen umgehen, aber zeitweise konnte er gerade so vier Linien zusammenstoppeln. Bleibt sein Team einigermaßen gesund, bleibt es auch im erweiterten Spitzenfeld.

Wer nicht überraschte: Viel kommt von ihm nicht mehr – ab und zu blitzt bei Mario Kempe noch alte Klasse auf, meist ist er aber nur ein Mitläufer, Akzente müssen andere setzen. Alles eigentlich nur eine Fortsetzung seiner letzten Stationen. Kann der 37-Jährige in der entscheidenden Saisonphase nochmals zulegen?

Wer zuletzt fehlte: David Maier, Jordan Murray (für ihn kam mit Josh Teves ein neuer Import-Defender), Luka Gomboc, Nick Petersen

Graz99ers (20/38)

Die Ära von Sportdirektor Philipp Pinter als Interimscoach geht dieser Tage zu Ende – trotz einer Reihe von Ausfällen kamen die 99ers zuletzt gewaltig auf Touren, haben das zuvor etwas beamtenhafte Spiel abgelegt und agieren zielstrebiger (z.B. Kevin Roy). Es wird interessant sein, wie sich das Team mit dem bereits dritten Head Coach der Saison, Dan Lacroix, arrangiert.

Wer überraschte: Trotz einiger defensiver Aussetzer (siehe das Heimspiel gegen Pustertal) – Nick Bailen will offenbar seine Karriere nicht im Sinkflug der letzten Jahre beenden, der 36-Jährige erinnert zumindest im Powerplay an seine besten Jahre.

Wer zuletzt fehlte: Frank Hora, Nico Feldner, Lukas Haudum, Lenz Moosbrugger, Nick Swaney

HCB Südtirol (19/34)

Nach einem stabilen Saisonauftakt ging die Formkurve zuletzt drastisch nach unten, das 9:1 gegen Pustertal war der letzte Höhepunkt. Der Ausfall von Top-Defender Mark Barberio und das Spiel mit fünfeinhalb Defendern kann nur bedingt als Ausrede herhalten, schließlich waren die Füchse sogar gegen ersatzgeschwächte Laibacher und Grazer chancenlos. Der Trend ist nicht der Friend beim HCB, so rutscht man bald aus den Top-6.

Was überraschte: Die Bozner sind eine erfahrene Mannschaft und schienen sich schnell als Team zu finden. Überraschend, dass das zuletzt eher in eine Ansammlung von Einzelkämpfern zerfiel. Vor allem defensiv ist die Suppe sehr dünn...

Wer zuletzt fehlte: Mark Barberio, Dylan Di Perna, Pascal Brunner

VIDEO: Aktuelle Highlights der ICE

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

VSV (19/34)

Nach einigen Auf und Abs hat sich der VSV zuletzt gefangen, selbst die Niederlage gegen Ljubljana war unglücklich. Die Adler spielen mit ziemlichen Vollbestand, was natürlich auch hilft, vor allem in der Offensive, die stark produziert. Der Trend geht derzeit Richtung Top-6. Allerdings: Wie lange kann Joe Cannata noch alle Partien alleine bestreiten? Und fällt Mark Katic länger aus?

Wer nicht überraschte: Ich habe noch selten große Lobgesänge auf Kevin Hancock gehört, doch seit seiner Debütsaison in Dornbirn 21/22 gehört er zu den verlässlichsten Scorern der Liga. Spielt stets mit gutem Motor, kann passen und sein Schuss gehört zu den schnellsten der Liga.

Wer zuletzt fehlte: Rene Swette, Alex Wall, Paul Sintschnig (vor Trainingsrückkehr)

Red Bull Salzburg (20/33)

Die CHL ist beendet, die Konzentration kann wieder voll der Liga gelten und die Formkurve zeigt steil nach oben – sind die "Roten Bullen" wieder das Team der letzten Jahre? Es geht zumindest in diese Richtung, auch weil die meisten Verletzungen auskuriert sind und Manny Viveiros einige Personal-Experimente wieder zurückgenommen hat. Viel spricht nicht dagegen, dass Salzburg in den nächsten Wochen weiter nach oben klettert.

Was überraschte: Überraschung ist vielleicht das falsche Wort, eher Verwunderung: Mit Brandon Coe kam ein Import nach Saisonstart dazu, fand sich aber bald in der vierten Linie mit limitierter Eiszeit wieder. Mir kam er wie ein guter Skater mit brauchbaren Händen und etwas luftiger Defensivarbeit vor.

Jetzt darf er an der Seite von Michi Raffl und Travis St-Denis ran, traf sowohl in der CHL als auch zweimal in Klagenfurt. Geht sein Aufschwung mit dem des Teams Hand in Hand?

Wer zuletzt fehlte: Philipp Wimmer, Peter Hochkofler, Ali Wukovits (alle drei seit Saisonbeginn out)

Ferencvaros Budapest (21/30)

Der Liga-Neuling punktet verlässlich, holte auch gegen die Nachzügler Pioneers und Innsbruck souverän sechs Zähler. Mit etwas mehr Glück in den Schlussphasen und weniger Verletzten würden die Ungarn sogar noch besser dastehen, setzten sich aber schon etwas vom ersten Nicht-Playoff-Platz ab. Die Legionäre (Brady Shaw!) scoren, die Einheimischen arbeiten – hält das auch in der spielintensiven Zeit?

Wer überraschte: Zu Saisonbeginn sah es danach aus, als ob Bence Balizs die klare Nummer Eins im Kasten sein würde. Doch Kristof Nagy präsentierte sich von seinem ersten Einsatz an ligafähig, stellte Balizs nicht nur von der Statistik her klar in den Schatten. Zwei gute Goalies können in den nächsten Wochen den Unterschied machen.

Wer zuletzt fehlte: Bence Balizs, Alexander Ytterell, Paavo Tyni, Topi Rönni

Black Wings Linz (20/27)

Zuhause hui, auswärts pfui: So die bisherige Saison der Black Wings, die sich nach einem schwachen Auftakt wieder errappelt haben. Aber Fragezeichen bleiben bestehen: Scoring über die ersten beiden Linien hinaus? Beiträge der Defender? Goalie-Leistungen? Ein Platz zwischen sieben und zehn scheint mir wahrscheinlicher als alles andere...

Wer überraschte: Travis Barrons Stärken waren für mich die eines soliden Centers mit gutem Körper und Spiel im Verkehr. Das stimmt auch, er ist sicher kein Mann mit samtenen Händen, aber seine Scoring-Ausbeute liegt nur ein Alzerl hinter der von Graham Knott, ohne Defensive dafür zu opfern.

Wer zuletzt fehlte: Greg Moro, Christoph Tialler, Stefan Gaffal, Luka Maver

Fehervar AV19 (21/27)

Der überfällige Trainerwechsel ließ lange auf sich warten, unter dem neuen Coach Ted Dent gelangen drei Siege in fünf Spielen. Es braucht aber noch einen deutlicheren Aufwärtstrend, um sich von den Nicht-Playoff-Plätzen abzusetzen. Das Spiel in Wien am Mittwoch könnte hier schon richtungsweisend sein.

Wer nicht überraschte: Fehervar bedient sich gerne innerhalb der Liga, daher überraschte das Signing von Ole Engar Andersen auch nicht. Doch wie in Bruneck präsentiert sich der Norweger als Defender mit geringer Physis und auch kaum Produktion trotz Einsätzen im Powerplay.

Wer zuletzt fehlte: -

Vienna Capitals (19/21)

Die dritte Katastrophen-Saison in Folge, es geht jetzt nur noch darum, sich irgendwie in die Pre-Playoffs zu schummeln. Die vielen Verletzungen helfen dabei natürlich nicht, allerdings sind auch die gesunden Spieler alles andere als große Nummern. Es fehlt vorne und hinten, wobei unter dem neuen Coach Kevin Constantine auch nur ein (Zitter-)Sieg gegen Innsbruck gelang. Punkte, nicht knappe Niederlagen, müssen bereits ab Mittwoch her...

Wer nicht überraschte: Randy Gazzola präsentiert sich so träge und defensivschwach wie in Asiago, dort übertünchten seine Scoringzahlen aber diese Schwächen etwas.

Wer zuletzt fehlte: Sebastian Wraneschitz, Senna Peeters, Marco Richter, Maxi Theirich

HC Innsbruck (21/15)

Bereits 12 Punkte Abstand auf den letzten Pre-Playoff-Platz, dazu die meisten erhaltenen Tore: Die Haie zeigen sich so zahnlos wie in der letzten Saison, wobei man aber die letztjährigen 30 Punkte doch überbieten sollte. Es fehlt an Qualität in allen Mannschaftsteilen, von den Legionären stehen nur Steve Owre und Sebastian Benker über dem Rest. Vor allem problematisch: Innsbruck kann seit Jahren kaum Qualität am Österreicher-Markt akquirieren und jetzt sehen Leute wie Noah Kerber, Jonas Dobnig, Stefan Klassek oder Backup-Goalie Jakob Brandner auch wenig bis gar keine Eiszeit, was für die nächste Saison noch weniger Hoffnung verspricht.

Was überraschte: ECHL-Spieler sind immer so etwas wie die Katze im Sack. Dass Patrick Kudla eisläuferisch limitiert ist, war auch auf Video zu sehen. Dass er aber trotz Eiszeit im Top-PP-Unit immer noch ohne Treffer dasteht, überraschte doch unangenehm. Sein Schuss dürfte nur in Übersee eine Waffe sein, er spielt jetzt so wie vor Jahren in der Slowakei oder Tschechien.

Wer zuletzt fehlte: Darien Craighead (Saisonausfall), Troy Lajeunesse

Pioneers Vorarlberg (21/13)

Es konnte eigentlich nicht gut gehen und das tat es auch: Ein gegenüber der Vorsaison quantitativ und qualitativ ausgehöhlter Kader, wo nicht einmal alle Legionärs-Positionen besetzt werden konnten. Die Imports, die da sind, fallen in die Kategorie “You get what you pay for”. Klare Niederlagen wechseln sich mit knapperen Ergebnissen ab, doch es reicht halt hinten und vorne nicht. Noch offen bis zum Saisonende: Können die Pioneers an Innsbruck dran bleiben und wer bekommt frühzeitig die Freigabe?

Wer überraschte: Man muss schon lange nach positiven Aspekten suchen, aber Marlon Tschofen hat sich doch einigermaßen in der Liga etabliert...

Wer zuletzt fehlte: Roni Allen, Julian Metzler

Kommentare