Zehn mehr oder weniger etablierte Österreicher (plus ein Spieler mit Ausnahmeregelung) fanden im heurigen Sommer neue Arbeitgeber.
Keiner von ihnen war ein Star wie etwa Lukas Haudum im Vorjahr, mit Paul Stapelfeldt ist nur ein Nationalspieler der letzten WM dabei.
Was ist von diesen Cracks an ihren neuen Adressen zu erwarten? LAOLA1-Scout Bernd Freimüller analysiert:
Raphael Wolf (Defender, 29, von Linz nach Wien)
Fünfte ICE-Station für den baumlangen Defender. Bringt sich mitunter physisch ein und bringt natürlich genug Reichweite mit, ab und zu nach schnellen Drehungen strafenanfällig. Sollte Caps-Defensive größer, physischer und stabiler machen., Offensive ist nur in geringen Dosen zu erwarten.

Benjamin Lanzinger (Winger, 25, vom VSV nach Wien)
Zwischen den Hashmarks ein gefährlicher Schütze, Schuss kommt schnell und hart. Nur: Wie kommt er in diese Positionen? Ist weder übermäßig schnell noch körperlich stark. Kann er in Wien genug offensive Eiszeit (vor allem im PP) sammeln? Wichtig für ihn, einmal die Adresse zu wechseln und den Sohn-Status abzulegen. Könnte in Wien beweisen, dass er in Villach unter Wert gehandelt wurde, aber dazu müssen sicher Scorerpunkte her, so er nicht wie sein Buddy Christof Kromp sein Spiel komplett neu erfindet.
Senna Peeters (Winger, 23, vom KAC nach Wien)

Einer der interessantesten Namen in dieser Aufzählung. Unzweifelhafte Offensivskills (vor allem schneller Schuss, aber auch Passgeber), defensiv mit wenig Hingabe, obwohl verbessert. Beide Seiten müssen aufeinander zugehen: Die Cap-Trainerriege, indem sie nicht aus jedem Stellungsfehler ein Drama macht, Peeters, indem er keine defensiven Shortcuts nimmt. Nicht auszuschließen, dass er an Scorerzeiten aus Innsbruck anschließt. Sollte er im Lineup allerdings nach unten driften, könnte es grimmig werden.
Marco Richter (Winger, 29, vom VSV nach Wien)
Das zweite Gastspiel bei den Caps für den gebürtigen Wiener nach der Saison 20/21. Geht in seine zehnte ICE-Saison, ohne je ein Thema für eine WM gewesen zu sein. An guten Tagen ein Spieler mit etwas Größe, (etwas) Präsenz um das Tor herum und PK-Fähigkeiten. An schlechten Tagen ein Mitläufer, der zuletzt auch viele Spiele verletzungsbedingt versäumte. Wahrscheinlich ein Bottom-6-Spieler für die Caps, der im Lineup aber rauf und runter rutschen kann.
Sam Antonitsch (Winger, 29, von Graz nach Wien)
Von den gleich fünf ligainternen Caps-Neuzugängen wohl am leichtesten auszurechnen: Seit Jahren schon ein Spieler, der sich gerne kopfüber ins Getümmel stürzt, ab und zu auch mit schönen, wenn auch nicht häufigen, Abschlüssen im Verkehr überraschen kann. Letzte Saison auch erstmals durchgehend im PK eingesetzt. Spielt gerne physisch, aber schwerfällige Beinarbeit verhindert mehr Kontaktaufnahmen. Alles höher als die vierte Linie wäre ein Bonus.
Steven Strong (Defender, 32, vom KAC zum VSV)

Eine schwächere letzte Saison und nachrückende Jungdefender kosteten ihn nach zehn Jahren seinen Job in Klagenfurt. Und diese zehn Jahre waren aufgrund seiner aufopferungsvollen Spielweise (Hits und geblockte Schüsse) aufreibender als bei anderen lang gedienten ICE-Cracks. Erst 32, sollte bei guter Gesundheit dem VSV als reiner Defensiv-Defender weiterhelfen können. Sollte Routine einsetzen und nicht unbedingt jedem Check nachfahren, da sonst Löcher drohen.
Luca Erne (Winger, 21, von den Pioneers zum VSV)
Der Jüngste in dieser Aufzählung. Im Nachwuchs Defender, dann auf eigenen Wunsch in die Offensive gewechselt. Seit der U20-WM im Dezember 2023 mit aufsteigender Formkurve. Hat Größe und Reichweite, brauchbare Hände und Beine, physisches Spiel flackert nur selten auf. Kann er sich in Villach höher als in der vierten Linie festspielen?
Mathias Böhm (Winger, 23, aus Wien nach Salzburg)
Fünf neue Österreicher in Wien, ihn spülte es (gemeinsam mit Patrick Antal und Bernhard Posch) dafür über Bord. War in den letzten beiden Jahren aufgrund von Verletzungen im Sommer nie in bester Verfassung, auch heuer mit einer Handverletzung. Hat sicher brauchbare Hände und auch Größe, muss aber in Salzburg beweisen, dass er körperlich auf ICE-Niveau voll mithalten kann. In Salzburg heißt es in einer immer durchtrainierten Truppe aufgrund der Konkurrenz "Mitschwimmen oder Absaufen".
Paul Stapelfeldt (Defender, 26, von Salzburg nach Graz)
Kämpfte sich praktisch aus dem Nichts in Salzburg ins Nationalteam mit zwei soliden WMs. Bei den Roten Bullen aber seit Jahren als 7. Defender für das PK abgestempelt. Sollte die Grazer Defensive – letzte Saison ohnehin nie das Problem – noch einmal stabiler und körperlich imposanter machen. Setzt seine Größe und Reichweite sehr gut ein, vor allem im "Boxing Out" eine Macht. Offensiver Ausbruch ist keiner zu erwarten. Adresswechsel (auch die Caps wollten ihn) war mehr als überfällig.
Nico Feldner (Winger, 26, aus Linz nach Graz)
Besser als Marco Richter, aber auch ein mitunter frustrierender Spieler: Vor allem, weil er als großer Spieler nicht groß spielt, seine Präsenz im Slot müsste häufiger und wuchtiger ausfallen. Hätte harten Schuss und gute Hände, die aber von außen halt eher selten zur Geltung kommen. Fraglich, ob er in der dichtbesetzten Grazer Offensive eine größere Rolle als in Linz einnehmen kann. Als Defensivstürmer hätte er sich umgekehrt auch noch nicht vorgestellt.
Aljaz Predan (Center/Winger, 24, aus Wien nach Linz)
Von den Spielvoraussetzungen her ein komplizierter Fall: Als gebürtiger Slowene auch nach Nationenwechsel erst 2028 für das österreichische Nationalteam spielberechtigt. Er würde somit auch in der ICE für die rot-weiß-roten Teams als Legionär gelten, hätte diese nicht in bewährter Weise eine Ausnahmeregelung erteilt.
Als Spieler ging er in Wien letzte Saison mit der ganzen Truppe unter. Grundsätzlich ein intelligenter und spielstarker Center mit brauchbarem Defensivverhalten. Allerdings körperlich eher zart gebaut, tut sich oft schwer, offene Räume zu finden und ist auch kein übermäßiger Speedster. Ragt er in Linz mehr aus der Masse heraus als bei den Caps?