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Trading Deadline in der ICE: Wer macht was?

In der Vergangenheit wurden nicht alle Vereine mit ihren Deadline-Deals glücklich.

Trading Deadline in der ICE: Wer macht was? Foto: © GEPA

Ab 22. Februar, um 23:59 Uhr, geht in der ICE Hockey League (fast) nichts mehr – nach der Trading Deadline stehen die Kader endgültig fest. Bis dahin wird sich noch einiges tun, in diesem Monat werden die Teams sowohl als Käufer und auch als Verkäufer aktiv.

Doch welche Akquisen zahlten sich im späteren Saisonverlauf tatsächlich aus, und welche können im Nachhinein als klassische Panikkäufe tituliert werden?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die fünf letzten Saisonen mit deren Februar-Transaktionen zurück und erläutert, was in dieser Spielzeit noch passieren kann.

Abverkauf teilweise bereits im Gange

Das neue Ligaformat ohne Qualifikationsrunde bringt es mit sich, dass zwei Teams schon abgeschlagen sind. In Dornbirn und Linz hat der Saison-Abverkauf bereits begonnen, Kostenreduktion ist angesagt, noch dazu, wo die Zuschauerzahlen ohnehin im Keller sind und die Wehklagen von Abonnenten über die reduzierten Kader daher auch leise bleiben würden.

Aber wann öffnen die beiden Teams völlig ihre Tore? Bis jetzt haben sich in Linz Colin Smith (Olten) und Maxim Lamarche (Grenoble) verabschiedet, in Dornbirn Nick Ross (Ziel unbekannt). Dazu schweben die abgemeldeten Andris Dzerins (Linz) bzw. Jesse Saarinen (Dornbirn) immer noch im Orbit herum. Am ausgedörrten Spielermarkt sollten sich für sie, aber auch für die noch spielenden Kollegen Abnehmer finden…

Wechselt Brian Lebler?

Legionäre können nur mehr in andere Ligen wechseln, Österreicher bzw. Italiener noch ligaintern. Fast alle Linz-Einheimischen haben schon Offerte vorliegen, der eine oder andere Name wird sich in Innsbruck, Graz oder Wien wiederfinden.

Noch offen: Wann erfolgt die Freigabe? Je früher, desto besser für die neuen Teams, desto schlechter allerdings für die Glaubwürdigkeit der Liga. Das heißeste Eisen im Feuer ist klarerweise Tormaschine Brian Lebler, der bei einem inländischen Team natürlich eine prominente Rolle beanspruchen würde. In der schwedischen Allsvenskan wägen einige Teams noch ab, ob er das dortige Tempo mitgehen könnte und er finanziell überhaupt zu stemmen wäre.

Solche Abverkäufe werden auch in Zukunft gang und gäbe sein, in einer Liga ohne Abstieg bleiben immer Teams übrig, was in Europa seit Jahren vor allem in der KHL und finnischen Liiga gilt. Die IIHF-Wechselfrist, bis zu der noch Cracks die ICE verlassen könnten, endet heuer aufgrund der Olympischen Spiele verspätet am 1. März.

Aber zu den Käufern: Was ist in den letzten Jahren eigentlich im Februar passiert? Kamen da noch Kaliber in die Liga und hatten diese noch Auswirkungen im Titelkampf? Ich komme auf etwa 46 Anmelde-Vorgänge in den Saisonen von 2016 bis 2021 und diese fielen in mehrere Kategorien:

Rückmeldungen und das Schließen von Punktelücken

Verletzte Spieler kamen zurück, diverse Teams hatten vor den Playoffs noch einige Punkte zu vergeben. Zwei Liga-Urgesteine waren hier mehrmals involviert: Matthias Trattnig wurde (nach Verletzungen) sowohl 2018 als auch in der Folge-Saison wieder in den Salzburg-Kader zurückgemeldet. Im ersten Fall schickte er damit Manuel Latusa (natürlich ungewollt) in den Ruhestand.

Phil Lakos ersetzte 2019 in Wien den verletzten Niki Hartl, die Caps schafften es mit ihm bis ins Finale. Ein Jahr später schien seine Karriere endgültig dem Ende entgegen zu gehen, die Caps holten ihn aber im Februar aus dem Farmteam zurück, da sie noch Punkte offen hatten. Diesen letzten Saisonen folgten danach noch zwei allerletzte.

Ebenfalls nach Verletzungen wieder zurückgemeldet: Brett Olson (2017) und Thomas Raffl (2018, jeweils Salzburg), Mat Clark (2018, Bozen) und Mark McNeill (2020, Linz).

Legionen an Legionären

Entweder wegen Verletzungen oder weil die Teams noch auf Verstärkung hoffen: Die Namen, der Legionäre, die im Februar kurz vor der Deadline noch anheuerten, sind Legion. Kyle Klubertanz (2017, Linz), Martin St. Pierre (2018, KAC), Mario Lamoureux (2019, sechs Spiele für Graz, die das Playoff aber nicht schafften), Justin Maylan (2019, VSV), Steve Oleksy (2020, Linz), Brett Carson (2021, Bratislava) oder Grant Besse (2021, Capitals) – wenigstens Namen, die mir mit ihren Stärken und Schwächen noch erinnerlich sind.

Aber: Lindsay Sparks (2017, Bozen), Joseph Antilla (2018, Fehervar), Johan Eriksson (2019, VSV), Tuomas Vänttinen, Tino Metsävainio (2019 und 2020, jeweils Fehervar), Gints Meija, Atte Karppinen (2021, jeweils Linz) sowie Vitalijs Pavlovs (2021, Dornbirn) – alles unvergessliche Namen, die ich schon fast alle vergessen habe, für Berichte reichte es nur in Ausnahmefällen

Goalie-Wechsel

Wenn ein Goalie sich verletzt, muss Ersatz her, das ist verständlich. Doch auch ungenügende Torsteher werden im Februar noch gerne in die Wüste geschickt: Andrew Engelage ersetzte 2018 den zeitweise völlig abwesenden Hannu Toivonen im Grazer Kasten, ein Jahr später an gleicher Stelle der schwedische Jungspund Simon Rönning den verletzten Backup Thomas Höneckl.

Dornbirn holte im gleichen Jahr Miroslav Svoboda (heuer immerhin ein Starter in der CZE-Extraliga) für den dauerverletzten Rasmus Rinne, der in der nächsten Saison aber wieder zurückkam und nach abermaligen Zipperlein erst zur Deadline wieder in den Kader rückte.

Der VSV ersetzte im Vorjahr Kristers Gudlevskis durch Jakub Sedlacek – ein reichlicher rammdösiger Torsteher machte einem zwergenhaften Platz, Verbesserung war keine spürbar.

Große Namen

Eine Torhütermeldung habe ich noch unterschlagen: Unter großem Kanonengetöse holte der KAC 2019 Jhonas Enroth in die Liga, nachdem Lars Haugen langzeitverletzt und das Vertrauen in David Madlener enden wollend war. Für den Schweden mussten mit Steven Strong (!), Marco Richter und Philipp Kreuzer gleich drei Österreicher ins Punkte-Gras beißen.

Nun, Enroth - zuvor und danach in der KHL und SHL hoch angesehen - war ein Brachial-Flop, der Madlener sogar wieder Platz machen musste. Corona verhinderte eine genauere Untersuchung dieser Rochade, die Playoff-Serie gegen Linz wurde beim Zwischenstand von 0:3 abgebrochen.

So große Namen wie Enroth sind in der EBEL bzw. ICE eine Seltenheit, knapp vor Deadline natürlich umso mehr. Mir fällt hier nur noch Brandon Buck ein, der 2018 nach Stationen in Ingolstadt und Davos in Wien anheuerte. Er war sicher leichtfüßiger als der für ihn abgemeldete MacGregor Sharp, aber damit hatte es sich schon. Buck, der damals schon einen Anschlussvertrag mit Nürnberg in der Tasche hatte, machte sich bestenfalls schmutzig, als er vor der Kagraner Halle in eine Pfütze stieg. Im Halbfinale war gegen Bozen mit 1:4 dann für die Capitals Schluss.

Die Roten Bullen aus Salzburg drehten im Februar der Vorsaison noch einmal kräftig am Rad. Alexander Urbom und Stefan Espeland ersetzten die beiden Österreicher Layne Viveiros und Daniel Jakubitzka. Zuvor waren schon Austin Ortega und David McIntyre nachverpflichtet worden – diese Panik-Transfers nach Namen und nicht nach Teamchemie endeten mit einem klaren Halbfinal-Aus gegen den KAC.

Österreicher-Wechsel

Wie gesagt, dadurch dass alle Teams nach dem Waldorf-System der EBEL über die Zwischenrunde noch Chancen hatten, waren ligainterne Wechsel fast nicht möglich. Die Ausnahme bildete die Saison 2017/18 – wie heuer ein Olympia-Jahr, wo sich die Liga an die von der IIHF aus diesem Grund nach hinten verschobene Deadline anschloss (sonst war immer am 15. Februar oder kurz danach Schluss).

Der VSV und die Graz 99ers ließen, nachdem sie keine Playoff-Chancen mehr sahen, noch Spieler kurzfristig gehen. David Kickert kehrte aus Villach nach Wien zurück, die Caps holten kurz zuvor auch Emil Romig aus den Staaten in seine Heimatstadt zurück. Zintis Zusevics übersiedelte ebenfalls zur Deadline von Graz nach Linz. Beide Teams erteilten – als Parallele zu heuer – auch noch einigen Legionäre die Freigabe.

Einziger anderer Februar-Wechsel eines Österreichers in den letzten Jahren: Der in Wien nicht mehr benötigte Alexander Cijan kehrte nach Klagenfurt zurück, was sein letztes EBEL-Engagement werden sollte.

Namen über Namen also, die im Februar noch an den verschiedensten EBEL- bzw. ICE-Standorten anheuerten.

Die Teams, die jetzt noch saftelnd den leeren Transfermarkt betrachten, sollten diese Story etwas genauer studieren und sich fragen: Welches Team wurde mit seinen Februar-Neuzugängen wirklich glücklich?

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