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Bringt Österreich jetzt auch Tschechien ins Straucheln?

Nach Kanada und Finnland wartet auf das ÖEHV-Team bei der WM nun Tschechien. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt die Gastgeber genau unter die Lupe:

Bringt Österreich jetzt auch Tschechien ins Straucheln? Foto: © GEPA

Bringt Österreich nach Kanada und Finnland mit Tschechien auch den dritten Eishockey-Hochkaräter ins Straucheln? Österreich - Tschechien ab 20:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>

Das Gastgeberland ist solide ins Turnier gestartet und hat sogar noch (Personal)-Reserven:

Ein 1:0 im Shootout gegen Finnland war schon ein starker Turnierbeginn, der etwas Druck vom Kessel nahm. Die beiden Pflichtsiege gegen Norwegen (6:3) und Dänemark (7:4) umrahmten die einzige Niederlage, wo beim 1:2 gegen die Schweiz (wieder nach Shootout) ein Punkt heraussprang.

Neun Punkte also nach vier Spielen, das Ziel muss weiter sein, ein Viertelfinale vor allem gegen Schweden zu vermeiden. Dafür ließ sich Coach Radim Rulik, der vom abgefundenen Kari Jalonen nach der letzten WM übernahm, auch noch Personalreserven offen: Bis jetzt wurden erst 22 Spieler gemeldet, drei Plätze sind noch offen für mögliche NHL-Verstärkungen wie Martin Necas (mit Carolina ausgeschieden), David Pastrnak oder Pavel Zacha (beide Boston Bruins). Sollten sie nicht kommen (können), käme auch ein AHLer wie Matej Blümel in Frage, dazu noch einige Extraliga-Spieler, die bereits in Prag mittrainieren.

Wie ein Dschungel-Camp

Rulik und GM Petr Nedved machten sich die Personalauswahl ohnehin nicht leicht – beim letzten Vorbereitungs-Turnier in Brünn standen noch 35 (!) Mann im Kader, Rulik sah das irgendwie als Dschungel-Camp an.

Natürlich gab es dann Kritik von Fans und Medien, welche Spieler von der Insel gewählt wurden. Jung-Defender David Jiricek (Columbus) steht noch in den AHL-Playoffs, auf Spieler wie die AHL-Sniper Jiri Kulich oder Jakub Vrana verzichte Rulik, der als "Hard Nosed Coach" gilt, von sich aus.

 

Das derzeitige Team outscorte die schwächeren Gegner und stand defensiv solide gegen die Schweiz und Finnland. Goalie Lukas Dostal (Anaheim Ducks) ist ein ziemlich aktiver und flexibler Goalie, auch die Backups Petr Mrazek (Chicago) und Karel Vejmelka (Arizona) kommen aus NHL-Organisationen.

Einer der letzten Headhunter im heutigen Eishockey

Von den Skatern trugen sich mit einer Ausnahme alle schon in die Scorerliste ein – diese wäre Defender Radko Gudas (Anaheim), der aber andere Qualitäten hat: Wenn er am Eis ist, heißt es Augen auf, er gilt als einer der letzten Headhunter im heutigen Eishockey.

Bisher die große Überraschung im Aufgebot: David Spacek von den Iowa Wild, mit 21 Jahren ohne jegliche Extraliga-Erfahrung und in seiner Heimat bis zum Turnier fast völlig unbekannt. Er und Marco Rossi verfehlten sich aber in Iowa um ein Jahr. Dazu kommt noch ein NHLer in Jan Rutta (San Jose) und mit David Hajek, Michal Kempny, Jakub Krejcik und Tomas Kundratek langjährige Extraliga-Cracks. Vor allem die Nominierung von Krejcik überraschte, jetzt spielt er sogar im PP eine wichtige Rolle.

Die größten Namen im Angriff: Natürlich Kapitän Roman Cervenka, auch mit 38 Jahren ein wichtiger Offensivfaktor dank seiner seidenen Hände und Spielübersicht. Dominik Kubalik (Ottawa Senators) – der potentielle Scorer vor allem im PP, zuletzt durch die Geburt seines Kindes aber abgelenkt. Ondrej Palat (New Jersey), zweifacher Stanley-Cup-Sieger mit Tampa.

Aber auch hier setzten die Tschechen auf einige Extraliga-Cracks, die Fans gerne gegen glänzende Übersee-Produkte eingetauscht hätten, aber ihren Mann stehen. Beispiele dafür: Der flinke Jakub Flek oder der arbeitsame Ondrej Beranek. Lukas Sedlak passt hier nicht ganz rein: Der spielstarke Center zerriss während der vorletzten Saison seinen NHL-Vertag in Philadelphia und kehrte nach Pardubice zurück – ein Beweis dafür, welche Gehälter mittlerweile in der Extraliga gezahlt werden können.

Topscorer des Teams mit drei Treffern ist derzeit Matej Stransky, der im Slot eine körperliche Macht ist. Aber die Tschechen brauchen mehr Scoring, entweder durch Kubalik und hochkarätige Nachrücker wie Pastrnak oder Necas. Ruliks Eishockey weist zwar weit mehr Aggressivität auf als das konservative von Jalonen auf, doch ohne offensive Veredlung könnte die Suppe schnell dünn werden.

Auch gegen Österreich, das in puncto Scoren heuer scheinbar keine Grenzen kennt?

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