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ICE-Transfers: Der Teufel steckt im Detail

Bernd Freimüller legt einige Vertragsknackpunkte offen, die Kurioses offenbaren:

ICE-Transfers: Der Teufel steckt im Detail Foto: © GEPA

Egal ob in Österreich, in Szekesfehervar oder bei den italienischen Klubs - die inländischen Kräfte sind in der win2day ICE Hockey League meist schon festgezurrt, einzig die Bratislava Capitals haben auf dem slowakischen Markt noch größere Auswahl.

Aber jetzt ist die Zeit, wo die Teams ihre Legionärspositionen besetzen. Da kann die Differenz zwischen erfolgreichen und gescheiterten Verhandlungen oft im Details stecken.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller blickt auf einige Vertragsknackpunkte, die den Unterschied machen können:

Die Kernpunkte bei Vertragsgesprächen sind immer die gleichen

Nettogehälter: Über Brutto wird nie gesprochen, jedes einzelne Land hat natürlich eigene Steuergesetze, aber auch in Österreich entspricht keinesfalls der Netto- immer demselben Bruttobetrag.  

Wohnungen: Dass die bereitgestellt werden, ist kein Thema, der Teufel steckt dann im Detail (siehe unten). Im Gegensatz zum nordamerikanischen Eishockey müssen sich die Spieler ihre Unterkünfte nicht selbst suchen oder bezahlen.

Autos: Jeder Legionär bekommt grundsätzlich einen fahrbaren Untersatz, der an den Sponsoraufschriften leicht zu erkennen ist. Ab und zu kommt es vor, dass sich mehrere Spieler - die vielleicht auch im gleichen Haus leben - ein Auto teilen müssen. Doch dieser Punkt ist der am wenigsten umstrittene im Vertragswerk.

Es gibt natürlich Vereinsvertreter, die nach diesen Punkten die Sache für erledigt halten, keine weiteren Zugeständnisse machen wollen. Andere wiederum wollen einen Deal nicht an Details scheitern lassen, es kommt zu kleinen Hin und Hers mit den Agenten, ehe der Vertrag dann unterzeichnet wird oder noch scheitert.

Dazu einige Stories aus dem In- und Ausland:

Bruchbude oder Prunkpalast?

Was dem einen eine durchaus schöne Unterkunft ist, erscheint dem anderen nicht zumutbar. Gerade bei nordamerikanischen Familien, wo die Frauen sehr oft die Hosen anhaben, gibt es hier öfters Uneinigkeiten mit den Teams.

So scheiterte heuer ein bereits ausgemachter Deal eines DEL-Teams mit einem AHL-Defender daran, dass dessen Frau proaktiv selbst den Wohnungsmarkt beackerte und dem Verein zahlreiche Wohnungsangebote per Mail zukommen ließ – natürlich alle im Hochpreis-Segment. Der entnervte Sportmanager zog daraufhin sein Angebot zurück.

Oft sind die Frauen oder Freundinnen von Legionären untereinander sehr gut vernetzt, wissen schon, was sie an der neuen Destination erwartet. Ein DEL-Manager stöhnte aber vor kurzem: "Immer mehr Spieler verlangen jetzt statt nach Wohnungen nach Häusern."

"Ich weiß, es ist kindisch, aber meine Frau liebt es halt, jeden Tag zu Starbucks zu gehen."

Hier können aber Teams wie der KAC oder der VSV punkten, Klagen über Unterkünfte hört man dort so gut wie nie. Auch im Falle von Andrew Desjardins war die Unterbringung für dessen Familie sicher ein Mitgrund für die Unterschrift in Villach.

Bei den Vienna Capitals sind die meisten Wohnungen in Gehdistanz zur Halle und damit auch zum Donauzentrum angesiedelt – ein großer Pluspunkt. Wie sagte mir ein ehemaliger Capitals-Crack: "Ich weiß, es ist kindisch, aber meine Frau liebt es halt, jeden Tag zu Starbucks zu gehen."

Umgekehrt hatte ein Team wie Dornbirn immer den Nachteil des knappen und teuren Wohnungsmarkts im Montafon und Umgebung, was sicher keine Schutzbehauptung von Manager Alex Kutzer darstellte. Ob sich da die Pioneers Vorarlberg leichter tun werden?

Von Toastern und Trocknern

Die Wohnungen sind immer möbliert, doch was gehört zu einer Einrichtung? Da gibt es öfters Streitereien. Ein Spieler drängt auf einen Toaster und einen CD-Player, manch anderer wieder auf den in den Staaten weit gebräuchlicheren Wäschetrockner.

Die alte Geschichte, wo eine Spielerfrau darauf bestand, dass das Team ihr die Staubsaugersäcke kaufte und bezahlte, ist eine Ausnahme, macht aber heute noch die Runde. Ein Internet-Anschluss ist natürlich Usus, bezahlen müssen ihn aber grundsätzlich die Spieler.

Flugtickets

Auch das gehört immer zum Vertrag: Das Team übernimmt die Tickets für die An- und Abreise der ganzen Familie, also Hin- und Rückflug zu Beginn und Ende der Saison.

Auch hier versuchen Cracks über ihre Agenten noch Zusatzzuckerl herauszuschlagen: Das Angebot liegt unter dem erwarteten, geht vielleicht noch ein Ticket für die Mutter vor Weihnachten? Der Spieler kommt alleine, braucht daher auch eine kleinere Wohnung – können dafür die Trips für zwei oder drei Kurzbesuche der Freundin bezahlt werden?  Oder sie ist stets dabei, muss aber nach sechs Monaten die EU aus Visagründen verlassen – wer kommt dafür auf?

Alles Details, wo einige Sportmanager sich dehnbarer geben als andere und natürlich auch die Herkunft der Spieler (innereuropäische Flüge kommen billiger als ein Transatlantikticket) eine große Rolle spielt.

Einen Trend wird aber kaum ein Team nachgeben – dazu ein DEL-Sportmanager: "Es kommt immer öfters vor, dass Agenten nach Business-Class-Tickets fragen. Das können sie sich natürlich abschminken."

Auf den Hund gekommen

Haustiere sind immer ein Problem. Vor allem wegen ihnen wird öfters nach Häusern mit Garten gefragt, aber auch andere Details werden hier zu Problemen. Wer zahlt etwa für die Quarantänekosten nach der Einreise? Selbst tierliebende Vereinsvertreter stöhnen oft über diese Nebengeräusche.

Der Profisport ist natürlich nicht mit dem normalen Berufsleben zu vergleichen, aber kein Arbeitnehmer würde die Übernahme dieser Kosten erwarten. Dass ein Spieler sogar auf die Bezahlung des Hundefutters drängte, blieb eine einmalige Anekdote.

Dass einige Familien mit ihren Leihwohnungen sorgsamer umgehen als andere ist auch klar – es gibt Horrorstories über devastierte Unterbringungen, im Gegensatz dazu kann ich mich an einen Ex-Caps-Center erinnern, der mit seiner Frau die Wohnung nach der Saison so gründlich putzte, dass sie besser als beim Einzug aussah.

Er war aber auch kein Hundehalter…

Sonstige Nebengeräusche

Das Service ist bei den Leihwägen natürlich inkludiert, wenn ein Spieler aber Diesel statt Normal in den Tank füllt, muss er schon selbst für diesen Fauxpas aufkommen. Im Zusammenhang mit den Leihwägen immer ein Thema: "Automatik oder Ganggetriebe" - mit letzterem kommen nur wenige Übersee-Legionäre zurecht.

Schul- bzw. Kindergartenkosten - auch das oft Themen, die Vertragsgespräche auf die eine oder andere Seite kippen lassen können. Das Problem dabei: Übernimmt ein Team einmal die Kosten, wird das zur Dauereinrichtung und spricht sich auch schnell bei den anderen Cracks herum.

Aber auch Teams, denen man von außen hohen Professionalismus zubilligen würde, halten oft einer genaueren Überprüfung nicht statt. So gestand mir ein Vereinsmanager, der auf Coachsuche war: "Wenn der in sein klitzekleines und vergammeltes Trainerzimmer kommt und dort den Laptop sieht, wo Tasten fehlen, dreht er gleich wieder um."

Immer schwer nachzuvollziehen, an wem Vertragsgespräche scheitern können. Sportmanager, die den Markt einfach nicht kennen und gerne nach Gutsherrenart agieren? Agenten, die sich selbstherrlich in den Vordergrund spielen wollen? Spieler, die ihr Blatt aus- und überreizen?

Wer so lange dabei ist wie ich, kennt mittlerweile seine Pappenheimer auf beiden Seiten des Verhandlungstisches, weiß daher genau, wer zu Recht klagt und wer nicht…


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