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Die Schlüsselduelle im Kampf um das ICE-Finale

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt die Halbfinal-Duelle unter die Lupe und hat zwei klare Favoriten ausgemacht. Was die Begegnungen entscheiden wird.

Die Schlüsselduelle im Kampf um das ICE-Finale Foto: © GEPA

Die Teams 1 (KAC), 3 (Red Bull Salzburg) und 4 (HC Bozen) sowie ein Team mit der Zusatzschleife Pre-Playoffs (HC Pustertal) - so die etwas unerwartete Zusammensetzung der Halbfinal-Serien in der win2day ICE Hockey League.

Vor dem Auftakt ins Halbfinale (Spiele 1 ab 19:15 Uhr im LIVE-Ticker>>>) wirft LAOLA1-Scout Bernd Freimüller einen Blick auf die beiden Serien und einige Schlüsselpersonalien:

KAC (1.) gegen HC Pustertal (8.)

Sebastian Dahm gegen Jake Smith (& Andreas Bernard)

Der dänische KAC-Goalie gönnte sich im fünften Spiel gegen die Pioneers einen seiner ganz seltenen Wackeltage - das kommt bei ihm nur alle heiligen Zeiten vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in einem Duell mit Jake Smith als Verlierer aussteigt.

Der Italo-Kanadier hat sich im Laufe der Playoffs als Nummer 1 etabliert, der einzige Einsatz von Andreas Bernard beim 2:6 in Ljubljana diente nicht als Empfehlungsschreiben.

Dahm - meist sehr kompakt und ohne Löcher, aber durchaus zu großen Reflexsaves befähigt - gegen den Instinktgoalie Smith: Das scheint mir ein ungleiches Duell zu sein, aber Smith kann bei ähnlichen Leistungen wie gegen Fehervar und dem dazugehörigen Glück seine Anwartschaft auf die Nummer 1 in der nächsten Saison bekunden - eine Position, die er mit 28 Jahren noch nie in der Liga innehatte. Seine sonstige Hibbeligkeit hat er mit zunehmender Spielpraxis reduziert.

Die Special Teams

Ohne jetzt einen Zahlenwust auszupacken (das wird "Puls24" sicher zu Beginn der Serie erledigen) - aber viele Powerplays wären für mich ein großer Vorteil für die Südtiroler: Jason Akeson und David Morley stoßen bei 5-5 in engen Lagen öfters an ihre Grenzen, gehören aber in Überzahl zu den Top-Leuten der Liga.

Akeson basierte seine Karriere immer auf seinen Fähigkeiten von der Halfwall, Morleys Stärken als Bumper basieren (natürlich) nicht auf physischen Attributen, sondern einem flinken Stock und schneller Auffassungsgabe.

Beim KAC würde ich eher auf eine Überlegenheit bei numerischen Gleichstand setzen, wiewohl ihr Penaltykilling zu den besten der Liga gehört. Von der blauen Linie hat Clemens Unterweger über die Jahre an Effektivität eingebüßt, Jesper Jensen Abo war nie eine große Überzahlwaffe. Paul Postma zeigte in der Regular Season alte Stärken, fiel aber zuletzt in ein Loch.

Aber mit Nick Petersen, Lukas Haudum, Jan Mursak, Johannes Bischofberger oder Net-Front-Player Matt Fraser sind immer genug Einzelkönner an Bord, um ein kaltes Powerplay von einem zum anderen Spiel wieder heißlaufen zu lassen.

Ausfälle

Dante Hannoun ist seit den Pre-Playoffs nicht mehr dabei, ohne ihn können die Pustertaler maximal elf ligataugliche Stürmer aufbieten. Viel mehr sollte nicht passieren, weder vorne noch hinten.

Der KAC ist da natürlich weit tiefer besetzt, nach der Rückkehr von Raphael Herburger (in den Playoffs bisher noch gar nicht dabei) müssen mit Fabian Hochegger und Daniel Obersteiner wohl zwei durchaus starke Stürmer zuschauen.

In der Defensive sieht es nicht so dicht aus: Durch die Schulterverletzung von Tobias Sablattnig kommen die Klagenfurter genau auf sechs Defender. Thomas Vallant - sonst vor allem im PK gesetzt - rückt damit fix in die Rotation, was auch kein Problem darstellt.

Aber ohne dem KAC noch eine Verletzung zu wünschen, würde es mich brennend interessieren, wer bei einem weiteren Defender-Ausfall einspringen würde. Maxi Preiml, der die ganze Saison kaum gespielt hat, zuletzt aber wieder am Spielbericht stand? Thomas Hundertpfund, der hier schon öfters ausgeholfen hat? Oder gar Thimo Nickl via Luftbrücke aus der ECHL?

Was auch auf die Personalfragen Einfluss haben kann: Der HCP kommt bis jetzt auf zehn Post-Season-Spiele (mit drei Trips nach Ungarn), der KAC auf nur sechs - auch das dürfte die Pusterer weiter auszehren.

 

Unter dem VIDEO: Die Vorschau auf das zweite Halbfinale

Red Bull Salzburg (3.) - HC Bozen (4.)

Wie im Vorjahresfinale?

Vor knapp 11 Monaten gab's diese Paarung schon und sie sollte zu einer der besten und spannendsten ICE-Finalserien der letzten Jahre werden. Die Entscheidung fiel durch einen Nicolai-Meyer-Abfälscher in der vorletzten Minute - ein passender Schlussakkord in einem Duell zweier gleichwertiger Teams, die auch die Regular Season beherrschten.

Das galt heuer nicht, beide Teams hatten so ihre Probleme. Die "Roten Bullen" segelten trotz einiger peinlicher Auftritte (1:8 beim KAC, 1:7 gegen Pustertal) immerhin solide auf Top-4-Kurs, während die Bozner die Top-6 erst ziemlich spät fixierten.

Von einer Dominanz dieser beiden Teams wie im Vorjahr war trotz einer späten Leistungssteigerung heuer nichts zu merken, vor allem von Liga-Dominator KAC waren beide weit entfernt.

Salzburg "The Extended Version" gegen dezimierte Füchse

Erst ab Playoff-Beginn war der wahre Kader der "Roten Bullen" zu sehen - im Laufe der Saison stießen mit Heimkehrer Meyer, Drake Rymsha und Defender Cam Schilling drei Neuzugänge zur Truppe, die sich als wesentliche Verstärkungen herausstellten.

Dazu meldeten sich zu Serienbeginn gegen Linz auch alle Cracks wieder fit, was den tiefsten Kader der Liga bedeuten sollte. Auch nach dem Ausfall von Peter Schneider verfügen die Salzburger grob gerechnet über 14 starke Forwards, in der Defensive gönnt man sich sechs(!) Legionäre, bevor dann überhaupt Spieler wie Paul Stapelfeldt, Lukas Schreier oder Philipp Wimmer (wie jedes Jahr mit größeren WM- als Playoff-Chancen) gezählt werden können.

Rymsha, der mit einer Fingerverletzung vor seinem Debüt in Salzburg im Dezember ein Monat pausierte, brauchte etwas Eingewöhnung, ist aber jetzt ein Schlüsselspieler - sowohl durch seine Faceoff-Stärke als auch im Powerplay, wo er oft sogar am Point agiert, aber auch jederzeit vors Tor rotieren kann. Sein Schuss gehört zu den stärksten der Liga.

Auch die Füchse justierten im Laufe der Saison nach, was nach einer chaotischen Saisonvorbereitung auch notwendig war. Heimkehrer Glen Hanlon ersetzte hinter der Bande Niklas Sundblad, ebenso wie im Kasten Sam Harvey Niklas Svedberg.

In einer Stürmerrotation machte erst Lucas Lessio Tyler Sikura Platz, dieser dann Cristiano DiGiacinto. Als elfter Ausländer stieß dann noch der Schwede Andreas Söderberg spät zum Team.

Der 4:1-Seriensieg gegen den VSV war jedenfalls teuer erkauft. Defender Enrico Miglioranzi fällt mit einer Knieverletzung bis zum Saisonende aus, Daniel Frank und Mike Halmo (beide unverzichtbar) fehlen zumindest zu Serienbeginn.

Das ergibt dann ein Stühle-Rücken - ohne Halmo kann Söderberg Miglioranzi ersetzen, bei Vollbestand der Legionäre wäre Kris Pietroniro der sechster Defender und der ist kaum liga-tauglich.

Alles keine Ausrede, die Füchse wurden dafür den ganzen Grunddurchgang von Verletzungen verschont, aber der Unterschied im Personalkostüm der beiden Teams sticht ins Auge und macht Salzburg noch mehr als ohnehin schon zum Favoriten.

Diese Story kann auch in einem Satz zusammengefasst werden: Alles andere als ein Finale zwischen dem KAC und Red Bull Salzburg wäre eine Riesensensation...

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