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Vienna Capitals: Mehr Masse als Klasse?

Eishockey-Experte Bernd Freimüller analysiert die Ausgangsposition der Wiener:

Vienna Capitals: Mehr Masse als Klasse? Foto: © GEPA

Am 16. September ist es endlich wieder soweit: Die win2day ICE Hockey League startet in die neue Saison. 

Vor dem Saisonstart analysiert LAOLA1-Experte Bernd Freimüller alle Klubs und gibt seine Prognose für die kommende Spielzeit ab.

Die Vienna Capitals beendeten die letzte Saison trotz aller Widrigkeiten im Vorfeld mit einer Halbfinal-Teilnahme. Ist den Wienern heuer mehr zuzutrauen?

Sommeraktivitäten

Ein konträrer Sommer zum vorherigen: Gingen da Österreicher en bloc verloren, kamen diesmal mit Niklas Würschl, Lukas Kainz, Yannic Pilloni, Nico Brunner und zuletzt Heimkehrer Rafael Rotter gleich fünf.

Coach Dave Barr zierte sich bezüglich seiner Vertragsverlängerung so lange, dass die Caps schon den Trainermarkt sondierten, bevor der Kanadier dann doch einen für ihn nicht nachteiligen Kontrakt unterschrieb.

Die angekündigte Übergabe an einen neuen Präsidenten durch Hans Schmid scheiterte an der finanziellen Einigung mit dem Nachfolgekandidaten, was so recht niemand überraschte.

Stärken des Kaders

Die Capitals verfügen durch den Zuzug des Österreicher-Quintetts auch ohne (derzeitige) Ausschöpfung des Legionärskontingents über einen breiten Kader. Acht Defender und 15 Stürmer (inklusive Alexander Maxa und Leon Widhalm) stehen im Aufgebot, Brunner kann ja je nach Bedarf vorne oder hinten spielen.

Verletzungen – so sie nicht gerade Spitzenspieler betreffen oder im Übermaß auftreten – sollten kein Problem darstellen. Welche Rolle Rotter spielen wird, wird sich nach dessen Sperre aus dem Vorjahr (HIER Nachlesen >>>) erst ab dem sechsten Saisonspiel herausstellen.

Mit dem wiedererstarkten Bernard Starkbaum und dem Schweden Stefan Steen, der letztes Jahr bei den Silver Caps im Kasten stand, können die Caps ein ausgeglichenes Goalieduo aufbieten. Überhaupt sollte wie in der Vorsaison die Gegentorquote auch wegen einer kompakten Teamdefensive wieder stimmen.

Alex Wall und James Sheppard (gehören beide auf ihren Positionen zur Ligaspitze) blieben ebenso wie Matt Bradley, der nach seinem Engagement während der letzten Saison gute Chemie mit Sheppard fand.

Mit Chad Krys kam ein interessanter Defender, der als Ankurbler, Puckmover und -träger agieren könnte, ohne überragende Scorerzahlen zu versprechen. Der Speed und auch die Skills von Flügel Max Zimmer sind augenscheinlich, wie gut seine Übersicht und sein Defensivverhalten sind, wird die Saison zeigen.

Schwächen des Kaders

Die Caps taten sich in der Vorsaison mit dem Herausspielen und -verwerten von Torchancen sehr schwer. Das könnte heuer auch der Fall sein und hier kommt Radek Prokes eine Schlüsselrolle zu: Transferiert er seine Znojmo-Leistungen nach Wien, sollte er mit Niki Hartl ein gutes Duo bilden und die Toplinie, die sich mit Zimmer-Sheppard-Bradley abzeichnet, gewaltig entlasten.

Steigert er sich gegenüber der Preseason aber nicht, entsteht ein Riesen-Offensivloch auf der Centerposition. Weder Jeremy Gregoire (könnte aber als Front-Net-Player punkten) und schon gar nicht Christof Kromp oder Pilloni (von zwei Schulteroperationen genesen) versprechen Plays oder Tore.

Patrick Antal im Testspiel gegen die Augsburg Panther
Foto: © GEPA

Fehlt es im Powerplay an Schusskraft von der blauen Linie? Wall hatte hier seine beste Saison vor Jahren als Bumper, auch Krys dürfte kein Schussmonster sein. Mit Niklas Würschl könnte der einzige Rechtsschütze im Powerplay an der Halfwall gesetzt sein, aber die torgefährlicheren Optionen in Überzahl dürften "Plays down low" um den mächtigen Sheppard werden.

Steht mehr Masse als Klasse im Kader? Von den Österreichern gehören nur Defender Dominic Hackl und der in den letzten zwei Jahren erstarkte Niki Hartl zu den besseren einheimischen Kräften der Liga-Skater.

Vielleicht kann sich ja Patrick Antal heuer in einer Scorerlinie festspielen. Der 21-jährige zeigte vor allem im Powerplay immer wieder auf, hat bessere Playmaking-Skills als der durchschnittliche Österreicher, muss aber beweisen, dass er gegen physische Spieler bestehen kann.

Lukas Kainz hatte (mit 26) eine punktemäßige Breakout-Saison in Graz, aber ich könnte keine herausragenden Aspekte in seinem Spiel festmachen. Wird er in Wien zum Late Bloomer wie Hartl?

Hier könnte nachgerüstet werden

Das Engagement eines zusätzlichen (rechtsschießenden) Defenders würde über kurz oder lang nicht überraschen, aber auch ein zehnter Legionär für den Angriff könnte im Laufe der Saison dazukommen.

Ausblick

Die Vienna Capitals sind ein Stammgast unter den ersten Sechs und verpassten vor sieben Jahren das letzte Mal ein Semifinale. Nach zwei vierten Plätzen sollte eine Rückkehr in die CHL das Minimalziel sein, aber es dürfte neben Salzburg noch mehrere bessere oder gleichwertige Teams geben…


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