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RBS-Coach McIlvane: "Bin in glücklicher Lage"

Im Gespräch mit LAOLA1 blickt der Salzburg-Coach auf die neue Saison voraus:

RBS-Coach McIlvane: Foto: © GEPA

Matt McIlvane beginnt sein viertes Cheftrainerjahr bei Titelverteidiger EC Red Bull Salzburg und sein zehntes in der Bullen-Organisation. Sein Meisterteam von 2021/22 will er nicht mit der aktuellen Mannschaft vergleichen.

Wegen einer langwierigen Verletzung musste der US-Amerikaner früh seine Spielerkarriere beenden – und wurde als Jungtrainer "Zögling" des Meistermachers und Stanley-Cup-Siegers Don Jackson, zuerst in Salzburg, dann in München.

Nun geht der 36-jährige "Players' Coach" bei den Red Bulls Salzburg in sein viertes Cheftrainerjahr nach dem ersten Meistertitel – und wie immer mit einem Team, das als Titelfavorit in der win2day ICE Hockey League gilt. Mit Siegen gegen den Schweizer Meister EV Zug (5:3) und DEL-Champion Eisbären Berlin (1:0 n. V.) setzte sein im Sommer doch verändertes Team schon in der Preseason Ausrufezeichen.

LAOLA1: Wie sind Sie mit dem Sommertraining und den bisherigen Testspielen zufrieden?

Matt McIlvane: Sobald der Sommer vorbei ist, willst du alles richtig machen. Wir haben eine gute Basis für die neue Saison gelegt, fokussierten auf wichtige Details – wie wir das Spiel gestalten wollen, wie wir unsere Spielkultur weiterentwickeln können. Ich spüre, dass wir in eine gute Richtung gehen. Und es gilt, das Team neu zusammenzuführen, trotz eines großen Stamms an bewährten Kräften, mit einigen, die ins zweite Jahr mit uns gehen, und einigen Neuen natürlich. Aber die Kontinuität ist sicherlich da.

LAOLA1: Sind Sie mit der physischen Verfassung der Spieler zufrieden?

McIlvane: Der Sommer ist eigentlich sehr kurz, wenn man bis ins Finale kommt, dann zum Nationalteam und zur Weltmeisterschaft fährt, und plötzlich geht es schon wieder mit der Champions League los. Die Jungs haben, denke ich, die Zeit sehr gut genutzt, um auch im Kopf frisch zu werden, und sie haben ihre Körper wieder in Schuss gebracht. Sie sind auf einem guten Weg.

LAOLA1: Ist die Mannschaft 2022/23 noch besser als das Meisterteam 2022 oder gibt es eher einen Rückgang an Qualität?

McIlvane: Die beiden Mannschaften sind einfach unterschiedlich, obwohl ich Vergleiche nicht wirklich mag. Die Realität ist, dass letzte Saison vorbei ist, und wir mit einer "neuen" Mannschaft eine neue Reise beginnen. Wir haben jetzt eine sehr physische Defensivabteilung, gegen die es für unsere Gegner schwierig werden wird. Wir haben sehr viel Tiefe in der Offensive, Jungs, die das Spiel machen können. Und zwei starke Torhüter. Aber ich will dennoch keine Vergleiche ziehen.

LAOLA1: Mit einem neuen Österreicher im Tor und mehreren Import-Zugängen gibt es doch markante Änderungen im Kader. Haben Sie diesen allein zusammengestellt oder war es Teamarbeit?

McIlvane: Der Prozess bei uns läuft so, dass wir Spieler, die uns Agenten anbieten, schon gründlich scouten. Dann filtert Helmut (Sportmanager Schlögl, Anm.) die Angebote und präsentiert die möglichen Kandidaten, die wir diskutieren und nochmals näher beobachten. Wenn es konkret wird, ist der gesamte Coaching Staff beschäftigt, verschiedene Meinungen über den Spieler einzuholen. Wir fragen auch bei früheren Teamkollegen nach. Das braucht alles Zeit, ist aber eine sehr faktenbasierte Arbeit.

LAOLA1: Ist der international höchst erfahrene Chay Genoway der neue T. J. Brennan als "Point guard"? Und wie beurteilen Sie die anderen Neuen?

McIlvane: Chay Genoway ist der neue Chay Genoway. Es ist wirklich schwierig und gefährlich zu vergleichen. T. J. hatte ein großartiges Jahr, Chay hat tolle Referenzen, jetzt ist er unser Mann. Rechtsschütze Tyler Lewington war knapp an der NHL in den vergangenen Jahren, machte auch einige Spiele oben und hatte mehrere Angebote. Er spielt hart, kann aber auch die Scheibe führen und ein Spiel aufbauen. Dennis Robertson kennen wir aus der Liga, als er in Bozen spielte. Für mich war er da einer der besten Zweiwegeverteidiger. Er kreierte Breakouts, er ist aber auch defensiv ein Bollwerk. Chay bringt als ausgezeichneter Skater viel Dynamik mit, er ist ein wunderbarer Charakter. Andrew MacWilliam ist ein sehr physischer Spieler und großartiger Teamplayer. Er wurde sicher nicht von München "hinuntergeschickt", sondern wir wollten ihn, als sich die Möglichkeit ergab, nachdem Keegan Kanzig plötzlich aus dem Vertrag ausstieg (aus beruflichen Gründen wegen einer Karriere in seiner kanadischen Heimat, Anm.). Andrew war lang Kapitän in der AHL. Troy Bourke ist ein kreativer Stürmer, er kann aus nichts etwas machen. Er kann ein Sniper sein, aber auch das Spiel aufziehen. Er scort mehr aus Tornähe als aus der Distanz. Und er kennt Ty Loney aus der gemeinsamen Saison in Adirondack 2017/18, da stimmt schon die Chemie von früher. Ty sagte mir, Troy sei sein Favorit als Center, jetzt spielen sie bei uns wieder in einer Linie.

LAOLA1: Hatten Sie schon Zeit, Dir die Veränderungen in den anderen Teams anzuschauen? Wer wird die Top-Konkurrenz sein?

McIlvane: Die Liga rückte noch enger zusammen. Es gab schon bisher Ausgeglichenheit und Überraschungen, daran wird sich nichts ändern. Die Teams aus dem Halbfinale 2022 werden alle sehr stark sein. Villach bekam Goalie J.P. Lamoureux, dessen Qualitäten wir gut kennen, Klagenfurt musst du immer miteinbeziehen. Fehérvár wurde physischer. Bozen kann vorn dabei sein, genauso wie die Vienna Capitals. Pustertal hat einen beeindruckenden Kader. Die Liga wird insgesamt noch attraktiver.

LAOLA1: Ihre Erwartungen für die CHL und die ICE?

McIlvane: Wir haben jede Menge Respekt für unsere CHL-Gegner in einer extrem starken Gruppe (Stavanger, Fribourg-Gottéron, Ilves Tampere, Anm.). Wir wollen von Beginn an bereit sein. In der heimischen Liga wissen wir, was uns erwartet, jedes Spiel ist eine Herausforderung. Ziel ist es, nach dem Grunddurchgang top zu sein und genauso am Ende der Saison.

LAOLA1: Wollen Sie wieder eine Aufgabe beim deutschen Verband (DEB) übernehmen?

McIlvane: Tony (Söderholm, Bundestrainer, Anm.) und ich haben ein ausgezeichnetes Verhältnis, wir sind Freunde. Und wir sprechen jedes Jahr. Zuletzt wollte ich einfach mehr Zeit für meine Familie haben. Mal sehen, wie es in der kommenden Saison aussieht, wie viel Energie noch in mir ist. Auf jeden Fall wäre es eine Ehre. Und ich will grundsätzlich nichts ausschließen. Ich könnte mir schon wieder eine Aufgabe im DEB vorstellen.

LAOLA1: Sehen Sie Ihre weitere Zukunft in Salzburg, München oder vielleicht der NHL?

McIlvane: Es beginnt jetzt das letzte Vertragsjahr in Salzburg. Ich weiß, in welcher wirklich guten Lage ich bin. Ich liebe die Arbeit für Red Bull, ich gehe bereits in meine zehnte Saison! Als Coach träumt man immer von Stabilität, vor allem, wenn du eine junge Familie hast. Und es ist ein Segen, in einer Firma zehn Jahre arbeiten zu können. Ich weiß, wie gut ich es hier habe. Mein Sohn beginnt jetzt in Salzburg eine internationale Volksschule, er spricht schon sehr gut Deutsch. Meine Tochter kommt in den Kindergarten. Wir sind hier heimisch geworden.

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