LAOLA1: Vor sechs Monaten noch Assistant Coach, heute Sportlicher Leiter der Vienna Capitals – hättest du dir das damals vorstellen können?
Christian Dolezal: Nein, aber es war immer mein Ziel, dass ich die Position einmal haben will. Das habe ich auch offen angesprochen – ohne Druck zu machen oder zu sagen, ab der Saison 2024/25 muss ich den Job haben.
LAOLA1: Wie kam es dann dazu, dass es jetzt schon so weit ist?
Dolezal: Das war nicht kurzfristig. Es ist schon so, dass in Wien immer das Ziel war, Leute aufzubauen. Ich arbeite mit Franz (Kalla, Anm.) schon so lange zusammen, er hat mir stets die Stange gehalten. Ich durfte sehr viel von ihm lernen. Er hat aus den meisten Sachen keine Geheimnisse gemacht, ich war meistens involviert. Diese Seite des Geschäfts hat mich immer sehr interessiert. Als wir das Farmteam noch hatten, war ich in einer Mini-Funktion schon relativ nah dran, da durfte ich viele Dinge lernen. Da war das wichtigste, sich ein Netzwerk aufzubauen, Agenten kennenzulernen und gut vernetzt zu sein. Im Namen des Vereins habe ich in jungen Jahren schon viel machen und große Verantwortung übernehmen dürfen. Ich konnte die ersten guten Sachen machen, aber auch Fehler.
LAOLA1: Wie hast du die vergangene Saison aufgearbeitet?
Alle EBEL-/ICE-Meister seit der Liga-Neugründung 2003/04
LAOLA1: Du suchst aktuell deinen eigenen Nachfolger. Worauf legst du besonders Wert?
Dolezal: Das Hauptaugenmerk wird bei der Kommunikation liegen. In der heutigen Zeit ist es unumgänglich, dass der Trainer ein guter Kommunikator ist. Vor allem im Umgang mit dem Menschen, du hast heutzutage so viele verschiedene Charaktere. Mittlerweile sind sehr viele Trainer schon richtig gut darin, jeder bringt es natürlich anders rüber. Wir probieren zumindest, den Trainer zu finden, der das nötige Händchen dafür haben könnte, dass er die Dinge sowohl einzelnen Spielern als auch der gesamten Mannschaft gut rüberbringt.
LAOLA1: Ist eine gewisse Nationalität eine Voraussetzung?
Dolezal: Nein. Jetzt geht es einmal darum, das Profil zu schnüren, dann die bestmöglichen Kandidaten zu finden. Natürlich müssen wir auch schauen, ob sich budgetär alles ausgeht. Dann wird mit den Kandidaten gesprochen.
LAOLA1: Welches Profil muss der neue Head Coach mitbringen?
Dolezal: Es wäre natürlich schön, wenn du jemanden hast, der weiß, was er an der Organisation hat. Jemand, der etwas weiterbekommen will. Das heißt nicht, dass er mit dem Nachwuchs mitgehen muss, aber der sich sehr wohl auch für das Thema Organisation interessiert. Die andere Seite ist natürlich, dass wir mit der Profi-Mannschaft so erfolgreich wie möglich spielen wollen. Diesen Zwiespalt möchte ich gerne auf eine Art und Weise haben.
LAOLA1: Wie sieht der Plan mit Sebastian Wraneschitz und Lorenz Widhalm aus?
Dolezal: Ich muss erst einmal Gespräche mit ihnen führen. In meiner Rolle als Sportlicher Leiter gibt es viel zu tun, das muss man sukzessive abarbeiten. Ein Thema ist natürlich, mit jenen Spielern zu sprechen, die noch da sind. Auch mit jenen Spielern, die man behalten will, genauso mit jenen, wo man denkt, sie nicht behalten zu wollen. Mit ihnen muss man ein offenes Gespräch darüber führen. Dann wird in die Zukunft geblickt und so rasch wie möglich in die Planung gegangen.
LAOLA1: Der Umbruch im Verein ist im vollen Gange, Franz Kalla wird keine operative Rolle mehr einnehmen.
Dolezal: Umbruch hört sich oft so hart an. Ich kenne den Franz lange. Viele Leute vergessen, wie viel er für den Verein geleistet hat. Er hat sein Herzblut reingesteckt und teilweise wie ein Vieh gearbeitet, damit wir mit budgetären Mitteln weiterkommen, die nicht Salzburger Verhältnisse haben. Auch in harten Zeiten wie Corona hat es nie irgendwelche Diskussionen über Mitarbeiter oder sonstiges gegeben. Da muss ich schon sagen, dass die Leute natürlich nicht den Einblick wie wir Mitarbeiter haben, vor allem ich als enger Mitarbeiter. Dass es weh tut, ist das falsche Wort. Aber der Umbruch ist da. Ich weiß sehr wohl, dass er das von langer Hand mitgeplant hat, dass auch seine Ära früher oder später zu Ende geht. Nichtsdestotrotz hat er den Verein zu dem gemacht, was er über die Jahre hinweg war. Wie erfolgreich wir waren, welche Strukturen und Mitarbeiter wir aufgebaut haben. Dass man gewisse Dinge immer besser machen kann, wird bei jedem so sein. Du wirst auch immer genug Kritiker haben. Aber man darf seine Verdienste nicht vergessen. Er hat wahrscheinlich den größten Anteil daran, wie der Verein da steht. Er hat viel Gutes getan.