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EBEL: Das überraschte den Experten bisher

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44 Runden EBEL-Grunddurchgang liegen hinter, zehn Runden Zwischenrunde vor uns!

Seit Anfang September kämpfen die zwölf Teams um die beste Ausgangsposition für die nun beginnende heiße Phase der Saison. Vorne lachen die "großen Vier", dahinter hat es auch Überraschungen gegeben.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat sich alle Vereine angesehen und schildert seine Eindrücke: Was hat den Experten überrascht? Was nicht? Und was wartet in den verbleibenden Wochen auf die Klubs?

>>> Auftakt in die EBEL-Zwischenrunde - 2.2., 19:15 Uhr LIVE <<<

Vienna Capitals

Was mich überraschte: Peter Schneider brauchte nach seiner Rückkehr überhaupt keine Anlaufzeit. Rafael Rotters Wandlung vom Perimeter-Playmaker zum (fast schon) Power Forward.

Was mich nicht überraschte: Dass das Vertrauen von Coach Serge Aubin in seine unroutinierten Backups enden wollend ist, war spätestens nach der Eilverpflichtung von Pekka Tuokkola evident. Dass das Meisterteam der letzten Saison fast ohne Änderungen wieder konstant stark agieren würde.

Was ist noch zu erwarten? Der Weg zum Titel führt nur über die Capitals, vor allem ist das Team jetzt wieder vollzählig. Einige Stützen wie Jamie Fraser, Kelsey Tessier oder Riley Holzapfel haben aber noch Luft nach oben. Ich erwarte, dass die Trading Deadline nicht ohne Backup-Goaliezuzug verstreicht.

Red Bull Salzburg

Was mich überraschte: Der harzige Saisonstart und vor allem die mangelnde Torausbeute in dieser Phase. Die mühelose Umstellung von Brant Harris aus der ECHL zu einem der Top-EBEL-Goalgetter. Wie sehr Defender Martin Stajnoch – steht im medialen Schatten der anderen Nachverpflichtungen Peter Mueller und Robbie Schremp – in der Liga einschlug. Mario Hubers Stammplatz im Penaltykilling.

Was mich nicht überraschte: Bei Alex Aleardi war gleich bei seinen ersten Shifts zu sehen, dass seine Beinarbeit für die EBEL nicht reichen würde. Goalie Bernhard Starkbaum braucht offenbar immer eine Saisonhälfte, um in Schwung zu kommen. Dass Spieler wie Daniel Jakubitzka und Dario Winkler (so gesund) vollwertige EBEL-Spieler sein können.

Was ist noch zu erwarten? Die Roten Bullen drehten in der zweiten Saisonhälfte mächtig auf, die Tiefe im Kader half über eine lange Verletzungsserie hinweg. Bei konstanten Goalieleistungen könnte Salzburg die Caps wieder fordern.

Black Wings Linz

Was mich überraschte: Dass sich ein Crack wie Shane O’Brien in der Verfassung eines Couch Potatoes präsentierte. Wie schnell Jonathan D’Aversa Sebastien Piche den Rang als Go-to-Defender ablief. Dass mit Gerd Kragl, Bernhard Fechtig und David Franz gleich drei Österreicher während der Saison auswaggoniert wurden.

Was mich nicht überraschte: Wie groß der Scoring-Unterschied zwischen den Top-6-Forwards (119 Tore) zum Rest (16) ist. Dass Corey Locke bei allen defensiven Schwächen der perfekte Set-up-Guy für Brian Lebler ist. Dass Michael Ouzas natürlich wieder fast alle Spiele bestreiten musste. Dass die Heimstärke in der lautstarken Keine-Sorgen-Eisarena weiter ein wichtiger Erfolgsfaktor blieb.  

Was ist noch zu erwarten? Solange die ersten zwei Blöcke und Ouzas fit bleiben, sind die Linzer ein Top-4-Team und haben Chancen auf den Finaleinzug.

KAC

Was mich überraschte: Ramon Schnetzers Werdegang zu einem stabilen EBEL-Defender. Marco Richters antrainierte Muskelmasse. Dass sich Tomas Duba mit 36 nach einer durchwachsenen Saison wieder besser präsentierte.

Was mich nicht überraschte: Die Leistungen von Richie Regehr, Jon Rheault und Julian Talbot – ihre Sterne waren schon vorher im Absinken. Johannes Bischofbergers Sprung zum Leistungsträger – wenn verletzungsfrei, war er im Nachwuchsbereich immer eine schnittige Waffe. Die Tatsache, dass Stefan Espeland bei allem Offensivtalent kein Defender ist, der viele 50-50-Pucks gewinnt. Die mangelnde Offensivausbeute, die eine Nachverpflichtung wie Andrew Kozek nur logisch erscheinen ließ. 

Was ist noch zu erwarten? Der KAC sprang heuer von Monat zu Monat zwischen sehr guten und unterdurchschnittlichen Leistungen herum. Wenn alle Cracks fit sind, sind die Klagenfurter eine homogene Einheit, bei Verletzungen werden bald (offensive) Löcher im Line-up sichtbar. Schwer zu sagen, welcher KAC sich in den Playoffs präsentieren wird...

HC Innsbruck 

Was mich überraschte: Patrik Nechvatals guter Saisonbeginn. Mitch Wahls Wandlung von einem konditionsschwachen Mitläufer im Sommer zu einem Spielträger, der Innsbruck drei gute Linien gibt. Wie sich Lukas Bär in der zweiten Saisonhälfte zu einem Top-9-Stürmer mauserte. Jesse Mychans schneller Abgang nach einer guten Pre-Season. 

Was mich nicht überraschte: Patrik Nechvatals Leistungsabfall. Dass Innsbruck auch in Rob Pallins zweitem Jahr den Playoff-Einzug schaffte. Dass 13 Legionäre – die schwächeren davon immer noch Durchschnitt – mehr Erfolg versprechen als liga-untaugliche Einheimische.

Was ist noch zu erwarten? Ähnlich wie die Black Wings können die Haie jedem Team mit ihrer Offensive wehtun. Ohne Verletzungen und mit einigermaßen brauchbaren Goalieleistungen (entweder von Rene Swette oder Nechvatal) ist sogar noch der Heimvorteil für das Viertelfinale möglich.

Medvescak Zagreb

Was mich überraschte: Tyler Morleys konstante Leistungen, die ihn zu einem der Top-EBEL-Stürmer machten. Wie sehr Oldies wie Tomas Netik (35) oder Harri Tikkanen (36) die Unmenge an Eiszeit verkrafteten. Dass Manager Aaron Fox stets sehr gute Goalies (Drew MacIntyre, Kevin Poulin und Kevin Carr) aus dem Hut zauberte. Dass ein Team mit oft nur fünf Defendern und acht Forwards die Top-6 schaffen konnte. Dass die Gehälter heuer einigermaßen pünktlich und vollständig ausbezahlt wurden.

Was mich nicht überraschte: Dass die kroatische Passwerkstatt vor der Saison wieder auf Hochtouren lief. Dass Zagreb, wie schon in ihrer ersten EBEL-Ära, einige sehr gute Legionäre an Land zog. Dass Josef Balejs beste Zeiten schon lange vorbei sind. Und dass "echte" Kroaten im Kader kaum Eiszeit bekommen.

Was ist noch zu erwarten? Medvescak hat mit dem Einzug unter die ersten sechs das Saisonziel erreicht. Es würde mich überraschen, wenn ein Team, das so top heavy ist, in den Playoffs weit kommen kann. Allerdings verstärkten sich Kroaten ja noch für die Pick-Round...

Dornbirner EC

Was mich überraschte: Wie schnell Matt Fraser seine schwere Krankheit überwinden konnte und zu einem der Top-Sniper der EBEL wurde. Dass Brodie Reid neben seinen altbekannten Abschlussqualitäten auch zu einem guten Passgeber wurde. Dass Rasmus Rinne, der in Finnland schon auf dem Abstellgleis war, die Bulldogs fast noch unter die Top-6 gehoben hätte.

Was mich nicht überraschte: Dass Ronan Quemener die Form einer schwachen Preseason auch gleich in die Saison mitnahm und dann gewechselt werden musste. Dass Dornbirn bis auf die Goalieposition gut genug ist, um heuer einen Playoff-Platz zu schaffen. Dass Ziga Pance ins slowenische Olympiateam einberufen wurde und dieser Einberufung natürlich auch folgte.

Was ist noch zu erwarten? Ohne Verletzungen – das gilt natürlich für alle Teams der unteren Runde – und mit einem konstanten Rinne hat Dornbirn genug Qualität, um einen der letzten zwei offenen Playoff-Plätze zu erreichen.

Graz99ers

 Was mich überraschte: Wie viel Offensive (133 Tore) das Team mitbrachte. Wie gut das Powerplay lange funktionierte. Dass Clemens Unterweger inzwischen offensiv besser ist als defensiv.

Was mich nicht überraschte: Dass Hannu Toivonen den Abwärtstrend in seiner Karriere auch in Graz nicht stoppen konnte – vor allem bei Weitschüssen zeigte er sich oft so überrascht und verwirrt wie ein Pensionist, der aus seinem Mittagsschlaf hochschreckt. Dass Brock Higgs im Nahkampf ums Tor herum zu einem der besten EBEL-Stürmer wurde. Dass Anthony Camera sich seinem Ruf gemäß spätestens bei seiner Attacke gegen Rob Schremp als "loose cannon" herausstellte.

Was ist noch zu erwarten? Es reichte wie zu erwarten nicht ganz für die Top-6, aber mit einem guten Torhüter stehen die Chancen für einen Playoff-Einzug nicht schlecht.

HC Bozen

Was mich überraschte: Wie sehr Pat Curcio mit der Aufgabe in Bozen überfordert war – spätestens seine steten Hinweise auf sein "junges Team" und seine Sündenbock-Rolle für Marcel Melichercik ließen nichts Gutes erwarten. Wie lange Sportchef Dieter Knoll mit Curcio Geduld bewies. Dass Chris DeSousa zu einer gefährlichen Offensivwaffe wurde.

Was mich nicht überraschte: Dass alle Spieler unter dem neuen Coach Kai Suikkanen ihr Potential wieder ausschöpfen konnten und vom letzten Platz sogar in Reichweite der Top-6 vorrückten. Dass keiner der nachgeholten Goalies einen Quantensprung zu Melichercik darstellte. Dass nach einigen "gesunden" Jahren der Verletzungsteufel einmal zuschlug. Dass Mike Angelidis nicht sehr gut zu Fuß ist.

Was ist noch zu erwarten? Die Formkurve der zweiten Saisonhälfte spricht für einen Playoff-Einzug der Bozner, doch viel Raum für Umfaller besteht halt nicht.

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