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Das sind Salzburgs Hürden in Europa

Nordische Gegner für die "Bullen". Marco Kasper will Fehervar ärgern.

Das sind Salzburgs Hürden in Europa Foto: © GEPA

Die Eishockey-Saison beginnt für die besten Klubs der win2day ICE Hockey League wie immer mit der Champions Hockey League.

Am Wochenende steigen für die vier Vertreter Red Bull Salzburg, VSV, Fehervar AV19 und - dank Wildcard dabei - Olimpija Ljubljana die ersten Partien auf europäischer Bühne 2022/23.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller kennt die Gegner, die auf die Klubs warten, und nimmt sie genau unter die Lupe.

Den Anfang machen am Donnerstag Red Bull Salzburg gegen die Stavanger Oilers und Fehervar gegen die ZSC Lions - und damit auch die Vorschau dieser beiden Klubs:

Red Bull Salzburg (Gruppe E)

Stavanger Oilers (NOR), HC Fribourg-Gottéron (SUI), Ilves Tampere (FIN)

Die Roten Bullen aus Salzburg als CHL-Dauergast wollen natürlich das letztjährige Ausscheiden gegen Rouen – der einzige Wermutstropfen in einer sonst souveränen Saison – vergessen machen. Dazu heißt es aber einmal die Gruppenphase zu überstehen, wobei der Schweizer Vertreter Fribourg erst im Oktober bespielt wird.

Die Stavanger Oilers sind in Österreich ein bekannter Gegner, verbringen sie doch ihr Sommercamp immer in Slowenien und treffen dabei auf ICE-Gegner wie heuer Villach und die Vienna Capitals. Ex-Graz-Coach Todd Bjorkstrand führte die Oilers im letzten Jahr zum Meistertitel, nachdem die Playoffs zuvor zweimal abgesagt wurden.

Allzu viel änderte sich gegenüber der Vorsaison nicht – von den drei neuen Legionären ist Colton Beck durch seine Tätigkeit in Dornbirn gut bekannt. Er präsentierte sich dort genauso wie erwartet: Guter Speed und Einstellung, etwas Finish, aber kein Spieler, der selbst eine Linie auf ein höheres Niveau heben kann. Paul Bittner kam aus Düsseldorf, während Bryce Gervais die letzte Saison nach zwei in der DEL2 in der AHL beim Rossi-Klub Iowa Wild verbrachte.

Dan Kissel ist dagegen seit Jahren schon ein verlässlicher Offensivgarant. Eher ungewöhnlich die Story von Greg Mauldin (früher Zagreb): Er war bereits beim US-Verband als Trainer tätig, ehe er im Februar nach Stavanger zurückkehrte und auch heuer mit 40 Jahren mit von der Partie ist.

Einziger Ausländer in der Defensive ist Martin Lefebvre, gut im Powerplay, eher soft im Zweikampf. Er kehrte nach dem Aus der Bratislava Capitals zu den Oilers zurück.

Neben diesen sechs Gastarbeitern steht Bjorkstrand natürlich ein solider einheimischer Kern zur Verfügung, etwa die beiden torgefährlichen Außen Christoffer Karlsen und Tommy Kristiansen sowie Defender Andreas Klavestad. Goalie Henrik Holm wies in der Fjordkraft Ligaen starke Zahlen auf, ist im Nationalteam aber meist nur die Nummer 3.

Die Oilers werden sich – dafür garantiert Bjorkstrand – als laufstarkes und kompaktes Team präsentierten. Salzburg muss aber natürlich am Donnerstag mit einem Heimsieg starten, um überhaupt an einen Aufstieg denken zu können.

Ilves Tampere hat nach entbehrungsreichen Jahren – das Team stand knapp vor dem Konkurs – den Turnaround geschafft. Eine Gruppe von Geldgebern, darunter NHL-Goalie Tuukka Rask, übernahm das Ruder und seitdem geht es wieder bergauf, auch wenn Tappara weiter der Platzhirsch in der Stadt ist.

Nach dem dritten Platz der Vorsaison (es gibt in der Liiga tatsächlich noch ein "kleines Finale") gingen aber einige Spieler von der Stange, darunter etwa der baumlange Nationalheld Marko Anttila (Kärpät) und Stürmer Nick Baptiste (Kölner Haie). Dafür kam mit Defender Jyrki Jokipakka ein NHL-erfahrener Mann nach fünf KHL-Jahren wieder zurück. Ebenfalls neu: Defensiv-Defender Kevin Czuczman, der mit 31 erstmals den Sprung aus der AHL nach Europa wagt.

Die Stars des Teams stehen im Angriff: Der 37-jährige Petri Kontiola ist immer noch einer der smartesten Playmaker des Landes. Kapitän Eemeli Suomi kam aus der eigenen (immer starken) Jugend, hält Ilves schon seit Jahren die Treue und ist ein steter Offensivgarant.

Interessant die Goaliebesetzung: Marek Langhamer ist ebenso ein Tscheche wie sein Stellvertreter Jakub Malek, der heuer aus der zweiten tschechischen Liga nach Tampere wechselte. Dritter ausländischer Mann im Bunde ist der 21-jährige Russe Vadim Zherenko.

Fehervar AV19 (Gruppe D)

Rögle BK (SWE), ZSC Lions (SUI), Katowice (POL)

Wie Olimpija Ljubljana geht auch Fehervar AV19 erstmals als Vertreter einer kleineren Eishockeynation an den CHL-Start, erspielte sich im Gegensatz zu den Slowenen das Ticket aber durch eine bockstarke Saison. Auch heuer sollten die Ungarn wieder zu den ICE-Spitzenteams gehören. Mit GKS Katowice wartet der einfachste Gruppengegner im Oktober, Rögle BK und die ZSC Lions sind zu Beginn gleich ganz andere Kaliber.

NL-Finalist ZSC Lions lernt schon am Donnerstag die laute, aber reichlich antiquierte Halle in Szekesfehervar kennen. Der NL-Vorjahresfinalist schlug im Sommer auf dem Legionärs-Markt kräftig zu: Mikko Lehtonen verdiente in der letzten Saison seine Rubel in St. Petersburg und gehört seit Jahren zu den besten Defendern außerhalb der NHL. Sein Zwei-Jahres-Vertrag in Zürich gehört ohne Zweifel zu den höchstdotierten der Liga.

Erst seit kurzem dabei: Center Alexandre Texier. Der Franzose wurde erst vor kurzem von den Columbus Blue Jackets suspendiert, was aber nur eine Formalität war. Er wollte nach Todesfällen in seiner Familie wieder nach Europa zurück, die Blue Jackets behalten so seine Vertragsrechte.

Ohne solche Spitzfindigkeiten ebenfalls aus Columbus gekommen: Defender Dean Kukan. Auch direkt aus der NHL: Der Finne Juho Lammikko, der zuletzt bei den Vancouver Canucks in einer Bottom-Six-Rolle agierte. Lucas Wallmark kommt wie Lehtonen direkt aus der KHL (CSKA Moskau), das Gleiche gilt für Goalie Simon Hrubec (Avangard Omsk). Von den Vorjahres-Legionären bestätigt: Justin Azevedo und Garrett Roe, beide mittlerweile 34 Jahre alt.

Zu Kukan kommen noch einheimische Spitzenkräfte wie Sven Andrighetto, Denis Hollenstein oder Yannik Weber, die ebenfalls den Gesamteindruck unterstreichen, dass Geld wie so oft in der NL mittels Druckerpresse bereitgestellt wird. Coach Rikard Grönborg, der schon seit Jahren mit einem Auge in die NHL spechtelt, steht in seiner vielleicht letzten Saison in Zürich von Beginn an unter Erfolgsdruck.

Kasper auch diese Saison in Rögles grün-weiß
Foto: © GEPA

Rögle BK gehört zu den schwedischen Teams, die in Österreich am besten bekannt sind. Hauptgrund dafür: Marco Kasper spielte sich dort in der letzten Saison auf dem achten Rang im NHL Entry Draft. Die Detroit Red Wings gaben ihm auch umgehend den übliche Entry Level Deal, belassen ihn aber noch eine Saison in Schweden. In den Vorbereitungsspielen kam der Klagenfurter auch durchwegs als Center zum Einsatz, was wohl auch Samstag in Szekesfehervar der Fall sein dürfte.

Rögle dominierte in der letzten Saison den SHL-Grunddurchgang, schied aber im Halbfinale gegen den späteren Meister Färjestad aus. GM Chris Abbott (Zwillingsbruder Cam steht hinter der Bande) stellte auch heuer wieder eine interessante Mischung aus Legionären (acht) und jungen Einheimischen zusammen, neben Kasper sind gleich zehn weitere Cracks NHL-Properties. Davon vielleicht am interessantesten, wenn auch erst im Sommer aus Karlstad gekommen: Center Theodor Niederbach, wie Kasper von den Red Wings gedraftet. Goalie Calle Clang wurde von den Anaheim Ducks noch auf eine Saison nach Rögle verliehen und soll sich dort nach einer guten ersten Saison weiter stabilisieren.  

Bei den Legionären lockte Abbott Goalgetter Riley Sheen nach einem unglaublichen Jahr bei Bietigheim nach Schweden. Im Gegensatz zum Gruppengegner ZSC Lions weisen die Ausländer bei Rögle im Schnitt weit bescheidenere Lebensläufe auf: Center Brady Ferguson (geht in seine dritte Saison) war ein NHL/AHL-Borderliner. Der aus Skelleftea gekommene Defender Michael Kapla spielte sich aus einer ähnlichen Rolle erst über die Allsvenskan nach oben.

In dieser Gruppe sind die Favoritenrollen klar verteilt, alles andere als ein Aufstieg von Zürich und Rögle wäre eine Riesensensation.

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