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Lisa Hauser: "Das hat mich aus der Komfortzone geholt"

Das Biathlon-Ass blickt dem Saisonstart mit großer Vorfreude entgegen. Im Sommer griff sie zu wichtigen Veränderungen. Ein großer Traum soll heuer wahr werden.

Lisa Hauser: Foto: © GEPA

Die Vorsaison war für die heimische Vorzeige-Biathletin Lisa Hauser keine einfache: In der Vorbereitung plagte sie sich mit gesundheitlichen Problemen, welche sie den ganzen Winter über beeinflussen sollten. 

Umso höher sind ihre Leistungen einzuschätzen: Im Weltcup gelangen ihr zwei Siege (in Kontiolahti und Annecy), ihre Saison krönte sie mit der Silbernen in der Single-Mixed-Staffel (mit David Komatz) bei der WM in Oberhof.

Die neue Saison startet passenderweise mit ebendiesem Bewerb am Samstag (ab 12:30 Uhr) im schwedischen Östersund. Bevor es losgeht, nahm sich Hauser Zeit für LAOLA1.

Im Interview spricht sie über wichtige Veränderungen in der Vorbereitung, was sie der rot-weiß-roten Frauen-Staffel heuer zutraut (man schnupperte ja im Vorwinter bereits am Podest!), ihre Ziele für den Gesamtweltcup und das brisante Thema Fluor-Wachs-Verbot.

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LAOLA1: Im Vorjahr hattest du in der Vorbereitung gesundheitliche Probleme. Heuer hast du neue Wege eingeschlagen, hast viel mit den Schweizerinnen trainiert. Wie ist es dir dabei ergangen?

Lisa Hauser: Ich habe eine Veränderung gesucht, in der Lenzerheide trainiert und ein paar Schwerpunkte anders gesetzt als in den letzten Jahren. Das hat mir ganz gut getan und mich ein wenig aus der Komfortzone herausgeholt. Ich habe in den Vorjahren, was die Sommervorbereitung betrifft, immer ziemlich viel ähnlich gemacht. Insofern war dieser Schritt eine Motivation für mich.

LAOLA1: Inwiefern hat sich die Vorbereitung heuer im Vergleich zu den letzten Jahren im Ablauf unterschieden?

Hauser: Ich war in den Jahren zuvor auch schon immer ein bisschen eine Einzelkämpferin, weil ich sehr individuell trainiert habe. Das, was sich schon in den letzten Jahren für mich gemacht habe, hat sich hier sehr gut einstimmen lassen. Ich habe aber auch immer wieder in der Heimat trainiert. Insgesamt hat es sich gut vereinbaren lassen.

 

"Prinzipiell will ich natürlich lieber bei vielen Rennen eine gute Form haben und gute Ergebnisse liefern, als nur bei zwei im gesamten Winter ein gutes Resultat dastehen zu haben."

Hauser will sich ihre Top-Form nicht für die WM aufsparen, sondern von Beginn weg eine tragende Rolle spielen.

LAOLA1: Wie legst du es mit dem Formaufbau an: Willst du gleich vom Saisonstart weg vorne dabei sein, Stichwort Gesamtweltcup, oder geht der Blick dahingehend eher in Richtung der WM im Februar?

Hauser: Der Formaufbau im Biathlon ist immer ein bisschen schwierig zu planen. Natürlich kann man sich auf einen einzelnen Wettkampf vorbereiten. Aber wenn man eine ganze Saison lang gut sein will, dann muss man im Sommer gut trainiert haben, um viele Rennen auf einem hohen Niveau laufen zu können. Prinzipiell will ich natürlich lieber bei vielen Rennen eine gute Form haben und gute Ergebnisse liefern, als nur bei zwei im gesamten Winter ein gutes Resultat dastehen zu haben. Von daher möchte ich vielleicht schon wieder mit dabei sein (im Kreis der Top-Athletinnen, Anm.). Ich fühle mich zwar gut, das Training passt und die Saison kann kommen. Es wird auch Zeit, dass es losgeht. Aber wo ich dann wirklich stehe, werde ich sehen, wenn die Saison losgeht. Dann muss man, je nachdem, aus dem Loch gleich wieder herauskommen oder man hat dann eh Selbstbewusstsein aufgrund guter Resultate. Vorher ist es jedoch immer schwer einzuschätzen.

LAOLA1: Gibt es ein konkretes Ziel, mit dem du in den Winter gehst?

LAOLA1: Ich möchte bei den Rennen gerne wieder bei der "Flower Ceremony" (Top sechs, Anm.) oder am Podium mit dabei sein, das wäre natürlich ein Traum. Aber ich weiß, wie hoch die Leistungsdichte ist, wie gut man drauf sein und wieviel an einem Tag zusammenpassen muss, dass so etwas funktioniert. Ob es dann so läuft, wird man dann im Zuge der Saison sehen, weil das ja auch davon abhängig ist, wie es einem gesundheitlich geht.

LAOLA1: Um bei den Zielen zu bleiben: Im Februar geht in Nove Mesto die WM über die Bühne. Was hast du dir dafür vorgenommen?

Hauser: Die Weltmeisterschaft ist natürlich ein Highlight, es sind die größten Rennen der Saison. Ich möchte bis dahin, wenn ich fit bin, aber trotzdem möglichst alle Rennen, in denen ich starten kann, auch bestreiten. Was auch Sinn macht, denn bei der WM wird nicht taktiert, sondern von Anfang bis Ende alles durchgezogen. Natürlich ist die WM das Highlight, aber bei uns sind die besten Athletinnen in allen Rennen am Start. Und das möchte ich auch gerne.

LAOLA1: Wen siehst du heuer als größte Favoritinnen auf den Gesamtweltcup?

Hauser: Ich glaube, dass heuer die Karten auf jeden Fall neu gemischt werden. Viele gute Athletinnen aus den Vorjahren haben aufgehört (u.a. Marte Olsbu Röiseland, Denise Herrmann-Wick, Tiril Eckhoff und Anais Chevalier-Bouchet, Anm.). Es werden wieder junge Athletinnen aufzeigen, mit denen man bisher nicht gerechnet hat. Es werden aber wahrscheinlich auch viele bekannte Namen wieder eine Rolle spielen, wie Lisa Vittozzi, Elvira Öberg oder Dorothea Wierer.

Gute Erinnerungen: In der Saison 2021/22 holte Hauser den Sprint-Sieg in Östersund.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Am Samstag steht der Weltcupauftakt in Östersund an. Was geht in dir vor bei dem Gedanken, dass es in Kürze losgeht?

Hauser: Wenn ich jetzt beim Fenster hinaussehe, ist alles grün. Von daher bin ich noch nicht ganz darauf eingestimmt, dass jetzt Rennen sind. Die letzte Wartezeit bis zu den Rennen ist immer ein wenig mit Anspannung verbunden, aber irgendwann ist es einfach Zeit, dass es losgeht.

LAOLA1: Deine Teamkollegin Anna Gandler konnte in der Vorsaison mit starken Leistungen aufzeigen. Kann es für sie heuer gelingen, sich konstant in der erweiterten Weltspitze, also den Top 20 bis 30, festzusetzen?

Hauser: Sie war ja im letzten Jahr schon in diesem Bereich mit dabei, hat aber nicht alle Rennen bestritten. Im Jänner war sie krank und hat dann auch einige Wettkämpfe ausgelassen. Am Saisonende in Oslo hat sie dann wieder aufgezeigt (mit Platz sieben im Massenstart, Anm.). Natürlich ist es als junge Athletin immer leichter, gute Ergebnisse zu liefern, als wie wenn es heißt: 'Jetzt musst du liefern'. Aber sie ist eine richtig gute Athletin. Ich habe auch gesehen, wie sie im Sommer trainiert hat und was sie drauf hat. Von daher sind durchaus gute Ergebnisse möglich.

"Vielleicht wäre es besser, die Staffel ohne mich aufzustellen."

Beim bisher besten Staffel-Resultat fehlte Hauser, was sie zu einem nicht ganz ernst gemeinten Rat an Chefcoach Fischer veranlasst.

LAOLA1: Auch in der Staffel geht der Trend in den letzten Jahren immer weiter nach oben. Die Fans lechzen nach dem ersten Podestplatz, der mittlerweile auch nicht unverdient wäre. Was traust du euch heuer zu?

Hauser: Wichtig wird sein, was in der ersten Staffel in Östersund passiert (Mittwoch, 29.11., Anm.). Meist sind jene Nationen, die dort stark sind, auch in der weiteren Saison gut. Wenn wir dort eine gute Platzierung schaffen, wäre das schon einmal eine Überraschung. Wir werden heuer sicher kein großer Podiumskandidat sein, aber mit guten Einzelleistungen von jeder Athletin ist sicher sehr viel möglich. Wir waren ja letztes Jahr schon knapp dran (Rang fünf in Antholz, Anm.), wo ich nicht dabei war. Vielleicht wäre es besser, die Staffel ohne mich aufzustellen (lacht). Aber ein Podestplatz ist natürlich schon ein Ziel und da möchte ich dann auch selbst am Start sein. Es ist möglich, aber es muss einfach extrem viel zusammenpassen.

LAOLA1: Und man wird wahrscheinlich auch darauf angewiesen sein, dass die eine oder andere Nation ein wenig auslässt.

Hauser: Ganz klar. Du hast allen voran Schweden und Frankreich. Auch Deutschland war letzte Saison gut in der Staffel. Die Norwegerinnen sind vielleicht auch nicht mehr die ganz fixen Podiumskandidaten wie früher, aber immer noch stark. Dann ist es schon schwierig, auf das Podium zu laufen.

Als Hauser in den Weltcup kam, waren sie und Katharina Komatz (li., vorm. Innerhofer) allein auf rot-weiß-roter Flur.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Es ist jetzt schon über zehn Jahre her, dass du im Weltcup debütiert hast. Wie hat sich die Sportlerin Lisa Hauser seither verändert?

Hauser: Es hat sich schon einiges verändert. Als junge Athletin ist man unerfahren, kommt zu den Wettkämpfen, kennt dort kaum jemanden. Es war damals unkompliziert. Man ist seine Rennen gelaufen und hat eine gute Leistung gezeigt. Wenn man einen Weltcup-Einsatz bekommen hat, hat man das richtig gefeiert. Da ist man natürlich auch heute immer noch stolz darauf, wenn man im Weltcup dabei ist, sich dort etablieren konnte und gute Resultate zeigt. Aber heute ist es natürlich anders, man erlegt sich immer ein wenig Druck auf und will an die Leistungen aus dem Vorjahr anschließen. Das macht das Ganze natürlich nicht einfacher für mich. Das ist, glaube ich, der größte Unterschied.

LAOLA1: Und inwiefern hat sich der heimische Biathlon-Sport in dieser Zeit verändert?

Hauser: Was den Biathlon-Sport in Österreich betrifft, hat es sich deutlich verändert. Wir hatten anfangs zwei Weltcup-Plätze in den Einzel-Bewerben. Meistens waren da Kathi (Komatz, vormals Innerhofer, Anm.) am Start. Wir haben dann fleißig Punkte gesammelt und schon bald einen dritten Startplatz dazugewonnen. Im Jahr darauf (2014/15, Anm.) waren es dann schon fünf. Das ist seither so geblieben. Das ist, was die Mädels nach uns betrifft, richtig cool, weil wir viele Chancen erarbeitet haben, damit sie im Weltcup laufen können. Auch, was Olympia betrifft. Es ist natürlich richtig schön, wenn man als erste Frau, gemeinsam mit Kathi (Komatz, im Jahr 2014, Anm.) zu den Spielen fahren darf. Mittlerweile waren wir dreimal dabei. Von daher kann man sagen, dass die Entwicklung immer aufwärts gegangen ist. Es ist natürlich cool, wenn man ein kleiner Teil davon sein durfte.

"Wir haben teilweise 26 oder 27 Nationen am Start. Da wäre es natürlich schade, wenn die Streuung hier noch weiter auseinandergeht."

Hauser über mögliche Auswirkungen des neuen Fluor-Wachs-Verbots.

LAOLA1: Das Fluor-Wachs-Verbot ist natürlich heuer ein großes Thema. Welche Auswirkungen erwartest du hier auf das Sportliche?

Hauser: Man kann sich da auch hineinsteigern. Natürlich bin ich abhängig davon, was meine Ski und das Wachs hergeben. Aber ich bin in der Thematik, was die Wissenschaft angeht, wahrscheinlich auch zu wenig drinnen, um das wirklich ganz klar beurteilen zu können. Ich glaube, dass viele jetzt ein wenig im Ungewissen sind, wie es wirklich funktioniert. Aber das muss sich bei den ersten Rennen herausstellen, man darf sich da jetzt nicht verrückt machen lassen. Man hofft natürlich, dass jeder noch möglichst konkurrenzfähig ist und es nicht eine noch größere Streuung gibt zwischen den größeren und kleineren Nationen. Das wäre natürlich wünschenswert, speziell bei uns im Biathlon. Wir haben teilweise 26 oder 27 Nationen am Start. Da wäre es natürlich schade, wenn die Streuung hier noch weiter auseinandergeht.

LAOLA1: Wenn wir am Ende der Saison wieder miteinander sprechen, was würdest du mir dann gerne sagen können?

Hauser: Ein Frauen-Stockerl in der Staffel wäre natürlich genial. Das ist auch für mich persönlich ein großes Ziel. Simon (Eder, Anm.) hat ja mittlerweile in jeder Disziplin ein Podest geholt. Das fehlt mir noch. Es wäre schön, wenn ich am Ende der Saison sagen könnte, dass ich auch in jeder Disziplin ein Stockerl erreicht habe.


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