Was macht man, wenn man Präsident eines aufstrebenden Sportverbandes ist, einen Fulltime-Job und eine Familie hat – und gleichzeitig die Darts-Zukunft eines ganzen Landes nachhaltig verändern und aktiv gestalten will?
Dietmar Schuhmann hat darauf eine klare Antwort: "Alleine geht das sowieso nicht. Aber mit einem großartigen Team geht fast alles."
Der Präsident des Österreichischen Darts Verbandes (ÖDV) wirkt energiegeladen, voller Ideen und mit einer klaren Vision.
Vor knapp zwei Wochen ist Dietmar Schuhmann mit einer Delegation von 25 Personen aus Südafrika zurückgekehrt – ein Trip, der sportlich wie menschlich Spuren hinterlassen hat. "Das war eine ganz sensationelle Erfahrung", sagt Schuhmann.
"Vor allem für die Spieler:innen war das eine einzigartige Gelegenheit, nicht nur ein neues Land, sondern einen ganzen Kontinent kennenzulernen. Wir alle konnten sehr viel aus dieser Woche mitnehmen."
Neben Constitution Hill, dem Apartheid-Museum und dem Mandela-Haus blieb vor allem eines in Erinnerung: "Wir waren im Elephant Sanctuary – da gehst du mit einem Elefanten spazieren. Das machst du nicht alle Tage."
Darts-Duell auf Augenhöhe
Auch sportlich hatte der Trip Substanz: ein Duell Österreich gegen Südafrika – in fünf Kategorien, mit Einzel-, Doppel- und Teambewerben für Frauen, Männer und Jugendliche.
Gespielt wurden insgesamt 777 Legs. Das Endergebnis? 401:376 für Südafrika.
"Es war extrem knapp, aber eine tolle Vorbereitung für die kommenden Turniere, speziell für den World Cup im September", berichtet der ÖDV-Präsident. "Der Modus hat sich bewährt, auch wenn es eine richtig intensive Zeit war. Jeder hat viele Spiele bekommen, und jedes gewonnene Leg wurde gezählt."
Vom Nischensport zur echten Sportart
Dass solche Reisen überhaupt möglich sind, ist kein Zufall – sondern das Ergebnis harter Arbeit. Seit November 2022 ist der Österreichische Darts Verband Vollmitglied bei Sport Austria.
Seitdem ist kein Stein auf dem anderen geblieben: "Wir haben alles auf links gedreht. Neue Konzepte zu Sportpsychologie, Anti-Doping, Nachhaltigkeit, Kinderschutz, eigene Kader, neue Strukturen, Trainer:innen-Ausbildungen, Ranglisten und Para-Darts implementiert – wir haben alles komplett neu aufgesetzt. An unserem Beispiel sieht man, was alles innerhalb kürzester Zeit möglich ist. Wichtig ist, den ersten Schritt zu gehen und einfach loszulegen."
Stolz erzählt Schuhmann von über 30 ausgebildeten Übungsleiter:innen, einer fest integrierten Sportpsychologin im Nationalkader und eigenen Kadertrainings für alle Altersklassen – inklusive der neu geschaffenen U14- und U23-Kategorien. Besonders am Herzen liegt dem Tausendsassa der Aufbau des Para-Darts-Bereichs: "Vor drei Jahren hatten wir ein Konzept in der Schublade – aber keine Spieler:innen. Heute haben wir zehn lizenzierte Athlet:innen, eigene Bewerbe und einen Bundeskader. Es hat sich einmal mehr bestätigt: Nicht lang labern, einfach machen."
Auch beim Comeback nach einer einjährigen Pause bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien feiert Para-Darts seine Premiere. "Wir haben das von Anfang an durchgezogen und Bewerbe ausgeschrieben. Wir waren zuversichtlich, dass es – auch wenn es am Anfang keine Anmeldungen gegeben hat – der richtige Weg ist. Jetzt können wir sagen: Wir haben alles richtig gemacht."
Aber auch beim klassischen Darts gibt es 2025 einen namhaften Teilnehmer, Rowby-John Rodriguez. "Ich war 2015 schon einmal Österreichischer Staatsmeister – den Titel will ich mir zurückholen. Wenn man auf der PDC-Tour unterwegs ist, darf man diese Turniere leider nicht spielen. Für 2025 habe ich keine Tour-Card, daher war es für mich von Anfang an klar, ich will in Innsbruck dabei sein. Ein super Event und für unseren Sport eine große Bühne", erklärt der Wahl-Tiroler vor seinem Heimspiel.
Der 31-Jährige war jahrelang fixer Bestandteil der PDC-Tour, spielte regelmäßig auf großen Bühnen gegen die besten Spieler der Welt und ist mittlerweile reich an Erfahrungen. "Aber man darf nicht nur die schönen TV-Bilder sehen. Dahinter steckt extrem viel Aufwand: Jede Woche nach England fliegen, Familie zurücklassen, ständig unterwegs sein. Es ist alles mit Stress verbunden und im Hintergrund bringt jeder Spieler sehr viele Opfer für den Sport. Diese Seite der Medaille wird leider zu selten gesehen. Es geht nicht immer nur ums Spielen bei den großen Events wie beispielsweise im Ally Pally, es geht vielmehr auch um Verzicht. Das prägt einen Menschen."
Vision 2030 – und darüber hinaus
"Wer nicht weiß, wohin er will, braucht sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt", sagt Schuhmann mit einem Schmunzeln. Der Österreichische Darts Verband weiß ganz genau, wohin die Reise gehen soll – und hat mit der Vision 2030 einen konkreten Fahrplan in der Hand. Auf 25 Seiten sind 40 klare Ziele formuliert, die den Verband bis zum Jahrzehntende auf ein neues Level heben sollen.
Im sportlichen Bereich setzen Schuhmann & Co. auf den Nachwuchs. Österreich soll im Jugendbereich unter die Top-5 der Welt, bei Damen und Herren unter die Top-10. Para-Darts wird gleichberechtigt ausgebaut, Schulmeisterschaften eingeführt und Talente gezielt gefördert. Zielmarke: 10.000 aktive Spieler:innen bis 2030.
Veranstaltungen sollen größer, grüner und internationaler werden – etwa mit einem WDF World Cup in Österreich oder der Teilnahme an der neuen Champions League der WDF. Auch das Streaming der Bundesliga und eine eigene Veranstaltungs-GmbH sind Teil des Plans. "Es ist alles niedergeschrieben – jetzt geht’s darum, Schritt für Schritt zu liefern", sagt der ÖDV-Präsident. Die Richtung stimmt. Und der ÖDV ist bereit, sie zu gehen.
Und wie hält man bei all dem das Tempo? Schuhmann lacht: "Du brauchst ein Team, das mitzieht, ein bisschen Wahnsinn – und die Bereitschaft, einfach loszulegen. Der Rest kommt dann von selbst."