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Lucky Number 7 – Wie in der BSL Platz 7 zum Finalticket wird

Zum zweiten Mal zieht ein Team aus der Qualifikationsrunde ins win2day-BSL-Finale ein. Neben Spannung bringt das eine Grundsatzdebatte über den Liga-Modus.

Lucky Number 7 – Wie in der BSL Platz 7 zum Finalticket wird Foto: © Basketball Austria

Erstmals überhaupt kommt es in Österreichs höchster Spielklasse zu einem burgenländischen Derby-Finale – und erstmals seit 16 Jahren entscheidet ein Lokalduell über den Titel.

Beide Finalisten - die Oberwart Gunners und die BBC Nord Dragonz - haben in aufeinanderfolgenden Jahren Platz sieben belegt, kamen über die Quali-Runde und räumten im Playoff höher gesetzte Gegner aus dem Weg. Die Dragonz schlugen bei ihrer Playoff-Premiere die Top-Teams Wels und Gmunden.

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Doch der Finalauftakt am Sonntag zeigte: Der letzte Schritt ist der schwerste. Mit einem 81:63-Heimsieg setzten die Gunners ein deutliches Ausrufezeichen. Bereits zur Halbzeit führten sie 52:30, agierten konzentriert, treffsicher, physisch stark. Bitter für Eisenstadt: Top-Guard Jalen Green verletzte sich und konnte nicht mehr weiterspielen.

"Wir haben in der ersten Halbzeit praktisch keine Defense gespielt – so gewinnst du in Oberwart nichts", ärgerte sich Dragonz-Coach Felix Jambor.

Gunners-Coach Matthew Otten warnte dennoch: "Es steht nur 1:0. Wir wissen, wie gefährlich Eisenstadt sein kann."

Von Platz 7 zum Titel – die Gunners im Vorjahr
Foto: © Basketball Austria

Modus im Kreuzfeuer: Ist Platz 7 ein Vorteil?

Doch während sich das Derby sportlich zuspitzt, kocht im Hintergrund eine Debatte hoch, die sich spätestens mit diesem Finale nicht mehr ignorieren lässt: Ist der aktuelle Modus der win2day BSL ein Wettbewerbsvorteil für Teams aus der Qualifikationsrunde?

Flyers-Wels-Headcoach Sebastian Waser, selbst im Viertelfinale an den Dragonz gescheitert, kritisiert einen Modus, "der Außenseitern unverhältnismäßige Vorteile verschafft – und damit die sportliche Fairness verzerrt".

Nach dem Halbfinal-Aus seiner Flyers gegen die Dragonz hinterfragt er offen das System: "Die untere Gruppe erlaubt gezieltes Load Management, weniger Druck, gezielte Verstärkungen – während die Top-Teams in der Platzierungsrunde durchgehend gefordert sind."

Das liegt daran, dass die Liga nach dem Grunddurchgang geteilt wird: Die besten sechs Teams kämpfen in der Platzierungsrunde um Heimrecht und eine möglichst gute Ausgangslage für die Playoffs. Die Mannschaften auf den Rängen sieben bis elf treten in der Qualifikationsrunde an – mit dem Ziel, sich noch eines der letzten beiden Tickets für die Postseason zu sichern.

Flyers Coach Waser sieht beim Modus Optimierungsbedarf

Hier ortet Waser einen strukturellen Vorteil der Underdogs: "Unsere Analyse der letzten beiden Jahre zeigt: Der Modus kann einen Vorteil für das siebtplatzierte Team bedeuten."

Vor allem mit mentaler und physischer Erschöpfung hätten die Top-Teams zu kämpfen, so der amtierende Trainer des Jahres in der win2day BSL, der auch auf das Ausland verweist. So sei man in Tschechien, wo der Modus ähnlich ist, derzeit in einer vergleichbaren Situation. Die siebtplatzierten Teams marschierten dort hintereinander ins Finale und Halbfinale.

Gegenstimme aus Traiskirchen: "Verlieren ist keine Taktik"

Tatsächlich haben beide Siebtplatzierten der letzten zwei Jahre nicht nur das Finale erreicht, sondern in entscheidenden Serien stets körperlich und taktisch frisch gewirkt.

Paul Handler, General Manager der Traiskirchen Lions, widerspricht dennoch: "Wer Siebter wird, geht ein enormes Risiko ein. Neunter – und du bist raus. Das ist keine Taktik, das ist gefährlich. Heimvorteil, Planungssicherheit, Sponsoreneffekt – all das bringt die Platzierungsrunde."

Auch das Argument der geringeren Belastung lässt Handler nur bedingt gelten: Wer in der unteren Gruppe spielfrei ist, verliere den Rhythmus. Und Heimrecht sei nach wie vor ein echter Vorteil – sportlich wie wirtschaftlich.

Fest steht allerdings: Wenn zwei Siebtplatzierte hintereinander das Finale erreichen – und einer davon Meister wird –, dann ist zumindest ein Muster erkennbar. Unbestritten ist zudem: Sowohl Oberwart als auch Eisenstadt nutzten die Zeit in der Qualifikationsrunde, um sich zu stabilisieren und Selbstvertrauen aufzubauen. Beide Mannschaften spielten danach beeindruckende Playoffs – trotz (oder gerade wegen?) des Umwegs über Platz sieben.

Für Waser ist das nicht nur ein strategischer Vorteil, sondern ein systemischer Fehler: "Wenn sich in fast 30 Prozent der Serien der Underdog durchsetzt, läuft etwas falsch. Es braucht eine faire Basis – und nicht ein System, das Spannung erzeugt, aber Leistung bestraft."

Lions-Manager Handler: "Verlieren ist keine Taktik"

Er plädiert für eine Reform: weniger Doppelrunden, mehr Gleichheit im Spielplan, vielleicht sogar ein Modell nach Vorbild der Euroleague mit Play-In-Turnieren.

Handler hingegen ist überzeugt: Gute Teams setzen sich durch – unabhängig von ihrer Ausgangsposition.

Zwischen Vermarktung und Fairness

Die win2day BSL steht also vor einem Balanceakt: Wie viel Spannung braucht die Liga – und wie viel sportliche Gerechtigkeit darf sie dafür opfern?

Der Modus schafft zweifellos Interesse, Überraschungen und Storylines. Doch wenn jene Teams, die sich über Monate an der Spitze abmühen, am Ende physisch und mental ausbrennen, ist eine Debatte unausweichlich.

Vielleicht ist es an der Zeit, das "Lucky Number 7"-Phänomen nicht nur zu feiern, sondern auch zu hinterfragen. Denn eine Meisterschaft sollte am Ende nicht nur spannend, sondern vor allem fair entschieden werden.

Spiel 2 steigt am Freitag, 23. Mai, 18:00 Uhr, in Eisenstadt - im LIVE-Stream bei LAOLA1 >>>

Dann könnten die Dragonz zurückbeißen – oder Oberwart den nächsten Schritt zur Titelverteidigung machen. Egal, wie es ausgeht: Die "Lucky Number 7" hat die Liga bereits verändert.

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