
Unvorbereitet auf den Sport-Boom?
Sport braucht Vorbilder. Das können die Nationalteamspielerinnen sein, oder auch eine Anime-Serie. Als die Serie "Mila Superstar" vor 30 Jahren im Fernsehen lief, wollten plötzlich viele Mädchen auch Volleyball wie die Protagonistin der Serie spielen. Die Erfolge des Nationalteams könnten ebenfalls einen Zulauf bedeuten. In den USA erlebt das Spiel seit Kurzem einen Boom. In den 2020er-Jahren formierten sich in den USA gleich drei verschiedene Profiligen für das Spiel. Dazu gehören Major League Volleyball, das Individualevent AU Pro Volleyball Championship und die LOVB Pro.
Die Saison von letzterer fand 2025 das erste Mal statt, LOVB hat Millionen von Investorinnen wie Billie Jean King oder Lindsey Vonn bekommen. Adidas unterschrieb im Sommer 2024 darüber hinaus einen Vertrag mit der Liga. Beides passierte noch bevor nur ein Ball durch die Luft flog. So eine positive Welle kann auf Österreich zukommen – das ist gerade deshalb wichtig, weil Volleyball gewissermaßen eine Sonderstellung hat.
Hoher Frauenanteil?
Der Verband ÖVV ist mit rund 27.000 Mitgliedern etwa neun bis zehn Mal kleiner als der Fußballverband. Laut Roland Schwab, Sportdirektor und Frauen-Teamchef, beträgt der Frauenanteil rund 50 Prozent. Dies deckt sich mit deutschen Daten, da unsere Nachbarn dies im Gegensatz zu Österreich erheben. Über alle Sportvereine hinweg beträgt das Geschlechterverhältnis zwischen Frauen und Männern 40 zu 60.
Im Fußball beträgt die Frauenquote gemäß letztverfügbarer Quellen 16 Prozent, über alle Altersklassen hinweg, im Volleyball liegt der Wert knapp über 50 Prozent. Die Daten werden nicht regelmäßig erhoben. Vor ein paar Jahren betrug in Deutschland der Anteil an Mädchen (sieben bis 14 Jahre alt) beim kontaktlosen Spiel 67,9 Prozent, während er im Fußball bei nur 13,7 Prozent lag (Handball: 41,8 %, Basketball: 27,7 %).

Bewegungs-Gender-Gap
Dies zeigt recht gut, dass der Sport unter jungen Mädchen und erwachsenen Frauen überdurchschnittlich ausgeübt wird. Diesen entsprechend zu fördern, gebieten auch noch andere Dinge. Fragt man Menschen, wie sie sich bewegen, stehen Laufen, Radfahren, Fitness, Wandern und Schwimmen bei beiden Geschlechtern hoch im Kurs.
Darüber hinaus tendieren Männer eher zu Mannschaftssport mit Ball, während Frauen eher im Sinne eines "Sich Bewegens" zu Sportarten mit koordinativen Gesichtspunkten als Selbstzweck tendieren. Das fängt schon früh an, wie Daten aus England zeigen. Diese sind aus kulturellen Gründen wohl nicht ganz so mit Österreich vergleichbar, aber illustrieren ein Problem, das Volleyball beheben kann.
Burschen machen mehr Teamsport
Dort gelten gemäß einer Untersuchung 44 Prozent der Mädchen als aktiv, verglichen mit 51 Prozent der Burschen. Insgesamt betreiben 22 Prozent weniger Mädchen Mannschaftssport. Zwischen Mädchen und Jungen im Alter von 13 bis 16 Jahren besteht eine anhaltende geschlechtsspezifische Lücke von sieben Prozent.
In der Jugend ist dieser noch eklatanter, wie eine Studie zu Gesundheit und Gesundheitsverhalten belegt. So wurde beispielsweise erfragt, wie oft Burschen und Mädchen in der Freizeit körperlich so aktiv sind, dass sie dabei außer Atem kommen bzw. schwitzen.

Mädchen bewegen sich weniger
Mindestens vier Mal die Woche ist das bei 30 Prozent der Mädchen, aber 52 Prozent der Burschen der Fall. Von der fünften bis zur elften Schulstufe sinkt die wöchentliche Bewegungsdauer drastisch. In der fünften Schulstufe geben Burschen noch fünfmal die Woche mindestens 60 Minuten an, Mädchen liegen bei über 4,5 Mal. Bis zur elften Schulstufe fällt der Wert bei den Mädchen auf knapp über dreimal pro Woche, während die Burschen sich bei fast viermal halten.
In der Freizeit selten bis nie auf diese Weise körperlich aktiv sind 17 Prozent der Mädchen und acht Prozent der Burschen. Im organisierten Teamsport ist der Rückgang noch gravierender: Der Wert sinkt bei Mädchen von 33 Prozent auf 15 Prozent (5. bis 11. Schulstufe). Bei den Burschen fällt die Beteiligung ebenfalls stark, nämlich von 61 Prozent auf 35 Prozent. Die Werte der Mädchen sind in diesem Punkt ungefähr so schlecht wie vier Jahre zuvor, die Burschen verlieren deutlich. Der Rückgang bei beiden Gruppen wirkt sich später im Erwachsenenleben aus.
Wir sind Bewegungsmuffel
Denn die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für die Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren mindestens 150 Minuten mäßig intensive Bewegung pro Woche sowie Training zum Muskelaufbau an zumindest zwei Tagen pro Woche. Laut den letztverfügbaren Daten (2019) hält sich nur ein knappes Viertel der Menschen in Österreich daran.
Wie die Statistik Austria beschreibt, bewegen sich 28 Prozent der Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren, aber 35,7 Prozent der Männer. Mischt man all diese Zahlen und Fakten zusammen, ist Österreich ganz stark aufgefordert, genügend Trainingszeiten und Betreuer:innen zu organisieren.
Damit eben die Mädchen (und Burschen), die sich heute bewegen wollen, am Ball bleiben und eine spannende und relativ ungefährliche Sportart ausüben können.