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"Einer der emotionalsten Momente meiner Karriere"

Nadal lässt nach 21. Major-Titel mit Ankündigung aufhorchen.

Foto: © getty

"Das war eines der emotionalsten Matches meiner Tennis-Karriere!"

Selten zuvor sah man Rafael Nadal so von seiner Gefühlswelt übermannt, wie am Sonntag nach seinem Final-Triumph bei den Australian Open über Daniil Medvedev.

"Diesen Moment mit dir zu teilen, ist eine Ehre für mich", versuchte der Spanier, auch seinen Kontrahenten etwas ins Blickfeld zu rücken, der nach Nadals historischem 21. Grand-Slam-Titel zwangsläufig etwas im Schatten der Ereignisse stehen musste.

Dabei sah der 25-jährige Russe lange Zeit auf dem besten Weg zu sein, nach seinem Premieren-Major-Sieg bei den US Open im vergangenen Jahr sogleich den zweiten Grand-Slam-Titel folgen zu lassen.

Tennis-Drama in fünf Akten

Nach dem Gewinn der ersten beiden Sätze schien Medvedev das Geschehen sicher im Griff zu haben. Doch Nadal bewies einmal sehr sein unglaubliches Kämpferherz und machte mit seiner einzigartigen Mentalität und purer Willenskraft das Unmögliche neuerlich möglich.

Einzig im fünften Satz beim Stand von 5:4 und Aufschlag Nadal zeigte auch der "Stier aus Manacor" kurz einmal Nerven. Mit einem Doppelfehler und einem weiteren unerzwungenen Fehler ließ er Medvedev mit dem Rebreak noch einmal ins Spiel zurückkommen.

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Doch Nadal konterte sogleich mit einem neuerlichen Break und servierte im zweiten Versuch nach 5 Stunden und 24 Minuten Spielzeit sicher aus. Trotz der extremen Belastungen wirkte das mallorquinische Muskelpaket am Ende einfach das entscheidende Quäntchen fitter.

Medvedev: "Er wurde einfach nicht müde"

Auch Medvedev war nach seiner vierten Niederlage im fünften Duell mit Nadal von den körperlichen Qualitäten seines Bezwingers beeindruckt.

"Ich kann Rafa nur gratulieren. Was er da heute abgeliefert ist, ist einfach nur unglaublich. Nach dem Match habe ich ihn gefragt, ob er eigentlich müde ist. Ich habe mir gedacht, dass er am Ende ein bisschen müde werden könnte, aber das wurde er einfach nicht", meinte ein beinahe ratlos wirkender Medvedev. "Es war unglaublich, wie er nach dem zweiten Satz noch einmal sein Level hat steigern können."

Obwohl der Russe schon eine Hand am Siegerpokal hatte, der Spielverlauf für ihn sicherlich extrem frustrierend war und er auch fast die gesamte Rod Laver Arena gegen sich hatte, behielt der in den letzten Tagen bei seinen Matches so aufbrausende Russe diesmal ziemlich ruhig.

Beinahe hätte er dadurch am Ende der Partie sogar noch eine Wende geben können. Aber eben nur beinahe.

Nadal spendet Trost

"Für Daniil ist es sicherlich ein schwieriger Moment, ich weiß, wie das Gefühl ist, ein solches Finale in dieser Art und Weise zu verlieren. Du wirst dieses Turnier auch einmal gewinnen, wahrscheinlich nicht nur einmal", versuchte Nadal seinem zehn Jahre jüngeren Gegenüber etwas Trost zu spenden.

Medvedev nahm es mit Humor. "Meine Ehefrau hat wahrscheinlich zuhause den Fernseher zerstört", scherzte der Russe, der sich bei der Siegerehrung bei seiner Familie bedankte und mit den Worten abschloss: "Falls ihr jetzt überhaupt noch zuschaut."

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Noch deutlich dankbarer zeigte sich nach dem Endspiel freilich Nadal.

"Es ist einfach unglaublich für mich. Ich habe noch vor eineinhalb Monaten nicht einmal gewusst, ob ich überhaupt auf die Tour zurückkehren kann und jetzt stehe ich hier mit dieser Trophäe. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich dafür gekämpft habe, dass ich hier dabei sein kann", meinte der Iberer.

"Und ich muss mich auch bei euch allen bedanken, dass ich es geschafft habe. Ihr habt mich unglaublich unterstützt in einer sehr schwierigen Zeit. Es ist einer der schönsten Momente in meinen Leben. Das wird für mich immer unvergessen bleiben", strahlte Nadal, der sich kurz nach dem Finale auch über eine ganz besondere Gratulation zu seinem 21. Grand-Slam-Titel freuen durfte.

Gratulationen von Federer und Djokovic

Sein langjähriger Rivale Roger Federer, der sich nun im ewigen Ranking gleichauf mit Novak Djokovic mit Rang zwei begnüngen muss, erwies sich wie gewohnt als fairer Sportsmann: "Herzliche Gratulation, dass du der erste Mann bist, der 21 Grand-Slam-Titel gewinnt", schrieb der Schweizer auf Instagram in Richtung Nadal. "Vor ein paar Monaten haben wir noch Witze gemacht über uns, wie wir beide auf Krücken gingen. Fantastisch. Unterschätze nie einen großen Champion."

Nadals unglaublicher Arbeitsethos, seine Hingabe und sein Kampfgeist seien eine Inspiration für ihn und für viele andere auf der Welt, meinte Federer. "Ich bin stolz, diese Ära mit dir teilen zu dürfen und fühle mich geehrt, dazu beizutragen, damit du noch mehr erreichst. Wie du es für mich in den letzten 18 Jahren getan hast. Ich bin überzeugt, dass du noch mehr Erfolge feiern kannst, aber genieße zuerst diesen."

Aber auch Djokovic, der sich so sehr seinen zehnten Sieg in Melbourne und damit den alleinigen Grand-Slam-Rekord erhofft hatte, aber letztlich ungeimpft per Gerichtsentscheid wieder ausreisen musste, zollte seinen Respekt: "Fantastische Leistung. Immer beeindruckender Kampfgeist, der sich ein weiteres Mal durchgesetzt hat."

Nadal kündigt Rückkehr an

In der großen Euphorie um seine historische Bestmarke ließ Nadal allerdings auch mit einer weiteren Aussage aufhorchen. "Eigentlich hätte ich gedacht, dass das vielleicht meine letzte Australian Open werden", verriet der im Juni 36 Jahre alt werdende Spanier. "Angesichts meiner aktuellen Gefühlswelt werde ich nun aber alles dafür tun, damit ich im nächsten Jahr wieder dabei sein kann."

Und ganz egal, in welchem körperlichen Zustand Nadal dann nach Melbourne kommt. Eines, wird auch 2023 in jedem Fall behauptet werden können: Mit einem Rafael Nadal ist immer zu rechnen!

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