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LAOLA1-Kommentar: Richtige Entscheidung von Dominic Thiem

Die Trennung von Coach Nicolas Massu war schmerzhaft, aber notwendig. Ein LAOLA1-Kommentar:

LAOLA1-Kommentar: Richtige Entscheidung von Dominic Thiem Foto: © GEPA

Nun ist es also soweit: Dominic Thiem hat sich nach seinem Management-Wechsel auch auf Trainer-Ebene personell verändert. Nicolas Massu ist Geschichte, Benjamin Ebrahimzadeh heißt zumindest vorläufig der neue Mann an der Seite des ehemaligen Weltranglisten-Dritten.

Der 43-jährige Deutsche soll Thiem wieder zurück in die Spur und wieder zurück in die Top 100 bringen, aus denen der Lichtenwörther zuletzt aufgrund des völlig verpatzten Saisonstarts hinausgepurzelt ist. Ebenfalls neu mit dabei ist der von Red Bull empfohlene Physio Matthias Kapl. 

Zumindest das Debüt des neuen Betreuer-Duos verlief vielversprechend: Am Ostermontag feierte Thiem beim ATP-1000-Turnier in Monte Carlo unter den Augen des neuen Trainers einen überzeugenden Zwei-Satz-Erfolg über Richard Gasquet (Bericht>>>).

Richtige Entscheidung?

Vorerst wird Ebrahimzadeh, der zuvor unter anderem mit Anqelique Kerber oder Alize Cornet zusammengearbeitet hatte, einmal probeweise das Amt des neuen Thiem-Coaches übernehmen. Erst danach will das Thiem-Team eine Entscheidung über eine längere Zusammenarbeit treffen.

Stellt sich die Frage: War das die richtige Entscheidung? Ob Ebrahimzadeh den erhofften großen Umschwung bringen kann, wird sich weisen. Klar ist jedoch, dass eine Veränderung dringend notwendig war. Massu machte seit dem Comeback von Thiem nach seiner Verletzungspause vor über einem Jahr nicht den Eindruck, als er ob er es schaffen könnte, den Niederösterreicher wieder zurück in die Spur bringen zu können.

Der sympathische Chilene, seines Zeichens zweifacher Olympiasieger und in seiner Heimat eine Sportlegende, war der ideale Reisebegleiter für Thiem auf der Tour, um den bereits laufenden Karren in Schwung zu halten und hie und da die nötige Ölung zu geben.

Massu konnte Thiem dank seinem Erfahrungsschatz aus der eigenen aktiven Karriere wichtige Tipps geben, um noch ein paar Prozentpünktchen herauszuholen und ihm das Leben auf der Tour erleichtern. Vielleicht steuerte er sogar das letzte fehlende Mosaiksteinchen zum Grand-Slam-Triumph bei den US Open 2020 bei.

"Die ganzen Erfolge mit ihm waren sensationell, aber nicht nur die sportliche Zeit, sondern auch die private Zeit und die Beziehung, die persönlich entstanden ist, waren absolut sensationell", meinte Thiem dementsprechend in Monte Carlo, als er auf die Trennung angesprochen wurde.

Weiterhin Probleme bei Top-Spin-Vorhand

Doch die Anforderungen an Massu waren nach der schweren Handgelenksverletzung von Thiem gänzlich andere wie jene, wegen denen ihn der damalige Chef-Coach Günter Bresnik ins Boot geholt hatte. Durch die komplizierte Blessur an der Schlaghand war Thiems wichtigste Waffe in seinem Spiel – die extreme Top-Spin-Vorhand – nicht mehr so durchschlagskräftig wie früher. Zum einen war der Spin geringer, zum anderen fehlte auch die Konstanz (Thiem-Vorhand vor und nach der Verletzung>>>).

Thiems Spiel wurde im Laufe der Monate nach dem Comeback zwar besser, den Ansprüchen eines ehemaligen Weltranglisten-Dritten und Grand-Slam-Gewinners konnte er aber nicht gerecht werden. Der Niederösterreicher blieb lange loyal, schlussendlich musste er nun aber die Reißleine ziehen. "Ich denke auch, dass es im Sport generell komplett normal ist, hin und wieder eine Veränderung vorzunehmen, dass ich wieder Dinge in eine richtige, gute Richtung lenken kann. Das erhoffe ich mir jetzt", erklärte Thiem seine Entscheidung.

Im Gegensatz zu Massu kann Benjamin Ebrahimzadeh keine große Karriere als aktiver Spieler vorweisen. Dafür sammelte er schon früh als Trainer Erfahrung. Mit 28 Jahren beendete er seine Karriere und wechselte fortan die Seite. Erste Sporen verdiente er sich als Cheftrainer in der Tennis University von Rainer Schüttler und Alexander Waske. Nach der Zusammenarbeit mit Kerber arbeitete er unter anderem in Frankreich für die bekannte Tennis-Akademie von Star-Coach Patrick Mouratoglou.

Trainer-Wechsel ein gutes Zeichen

Das Know-How, um Dominic Thiem wieder auf den richtigen Weg zu führen, ist also definitiv vorhanden. Ein Vorteil könnte auch sein, dass Ebrahimzadeh im Gegensatz zu Massu auch deutsch spricht – die Kommunikation bezüglich technischer Feinheiten könnte also dadurch effektiver verlaufen.

"Die ersten Eindrücke waren gut, jetzt muss man schauen, ob es auch diese Woche passt und dann auch über mehrere Wochen funktioniert", sagt Moritz Thiem, der jüngere Bruder und seit dem Ende der Zusammenarbeit mit Kosmos vor wenigen Wochen auch Manager von Dominic.

Ob es mit Ebrahimzadeh nun passen wird oder nicht: In jedem Fall ist der Trainer-Wechsel ein starkes Zeichen dafür, dass Dominic Thiem wieder Blut geleckt hat und motiviert ist, sich wieder zurück an die Spitze zu kämpfen. Würde er nur mehr entspannt seine Karriere ausklingen lassen wollen, müsste er sich auf keine ausgiebigen Trainer-Suchen mehr begeben.

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