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Doping: So blickt Bernhard Kohl zurück

Der ehemalige Rad-Profi hat Abstand zu dem Thema gewonnen und auch Kritik zu äußern.

Doping: So blickt Bernhard Kohl zurück Foto: © GEPA

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Elf Jahre liegt die verhängnisvolle Tour de France zurück, bei der Bernhard Kohl nach seinem sensationellen dritten Gesamtrang des Dopings mit einem EPO-Mittel überführt wurde. Im Jahr darauf beendete er seine aktive Karriere.

Im Zuge des aktuellen Doping-Skandals, der nach den ÖSV-Langläufern Dominik Baldauf und Max Hauke mittlerweile auch den österreichischen Radsport erfasste, gastiert der mittlerweile 37-jährige Unternehmer als Gesprächspartner bei "Sport und Talk im Hangar-7" auf "ServusTV" und gibt noch einmal Einblicke in seine "Enttarnung".

"In dem Moment, wo alles zusammenbricht, zieht es dir den Boden unter den Füßen weg. Für mich war es leichter, weil ich eine Vorahnung hatte. Mein Teamkollege Stefan Schumacher ist positiv getestet worden und wir hatten im Prinzip das gleiche gemacht. Im Nachhinein bin ich froh, dass es passiert ist, ich reinen Tisch machen und ein neues Leben anfangen konnte", sagt der Wiener.

Doping schon weit weg von der Weltspitze

Reinen Tisch zu machen ist auch der Rat, den Kohl den aktuell erwischten Sportlern gibt: "Aus meiner Erfahrung gibt es nur eine Richtung: Mit allen kooperieren. Polizei, NADA, WADA, es muss alles raus. Man muss reinen Tisch machen und hoffen, dass die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden."

Von einer Rückkehr in den Sport nach einer allfälligen Sperre rät er ab: "Das kann man dem Sport nicht antun."

Zum Doping, welches er nach eigenen Angaben über die gesamte Dauer seiner Profi-Karriere ausübte, kam er über andere (Heeres-)Sportler. "Da waren trotz Vollpension Kühlschränke im Zimmer. Im zweiten Jahr, als langsam Freundschaften entstanden, wurde ich eingeweiht. Schon auf österreichischer Ebene, weit weg von der Weltspitze, war das normal. Da habe ich als junger Sportler schon eins und eins zusammenzählen können, dass es das braucht, um nach oben zu kommen."

Appell an die Leistungsgesellschaft

In weiterer Folge würden Kontakte weitergegeben und Beziehungen aufgebaut. An "Rattenfänger", die auf Sportler zugehen, glaubt Kohl nicht - der Athlet müsse sich proaktiv um Doping-Unterstützung bemühen.

Diesbezüglich stellt sich für ihn auch die Frage, wie es sein könne, dass dem damals bereits bekannte und nun erwischte deutsche Sportarzt erst rund zehn Jahre später das Handwerk gelegt wurde.

Auch einen allgemeinen Appell lässt Kohl los: "Wir bewegen uns in einer Leistungsgesellschaft. Es werden Dinge von Menschen verlangt, die vielleicht gar nicht möglich sind. Es wird immer Leistung gefordert, manch einer zerbricht daran und wird vielleicht schwach. Es geht nicht, immer nur auf die Sportler hinzuhauen."

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