news

Simon Yates gewinnt den 108. Giro d'Italia

Der Brite hat fast vier Minuten Vorsprung auf seinen ersten Verfolger. Für ihn ist es "mein Karrierehöhepunkt".

Simon Yates gewinnt den 108. Giro d'Italia Foto: © GEPA

Simon Yates hat am Sonntag den 108. Giro d'Italia gewonnen. Für den 32-jährigen Briten ist es der zweite Grand-Tour-Triumph nach der Vuelta 2018.

Die Schlussetappe über 143 vorwiegend flache Kilometer in und um Rom war wie erwartet für die Sprinter gemacht. Yates' Visma-Teamkollege Olav Kooij holte nach 3:12:19 Stunden seinen zweiten Tagessieg im Verlauf der Rundfahrt. Yates hatte am Ende 3:56 Minuten Vorsprung auf Isaac Del Toro (MEX), Dritter wurde Richard Carapaz (ECU).

"Ich muss das immer noch verdauen. Es ist mein Karrierehöhepunkt, es waren unglaubliche drei Wochen", freute sich Yates. "Wir haben den Fokus behalten und wussten, wir hatten eine Chance", sagte der Brite, der als insgesamt achter Fahrer den Giro und die Vuelta gewonnen hat.

Ehrenrunde unbeschadet überstanden

Die Ehrenrunde am Schlusstag mit dem Start im Vatikan und dem Ziel am Circus Maximus überstand Yates unbeschadet, nachdem er tags zuvor in der letzten Bergetappe vom mexikanischen Jungstar Del Toro das rosafarbene Leadertrikot übernommen hatte.

"Es ist ein wenig wie im Märchen. Ich kann das alles gar nicht glauben", hatte Yates nach seiner famosen Klettershow am Samstag gesagt. "Besser wird es nicht."

Del Toro (UAE) war nach fast zwei Wochen im Maglia Rosa ganz nahe am ersten Triumph eines Mexikaners beim Giro gestanden. Carapaz (EF Education), der Giro-Sieger 2019, hatte 4:43 Minuten Rückstand.

Papst segnet Peloton

Auf die Schlussetappe war das Peloton mit päpstlichem Segen geschickt worden. Papst Leo XIV. begrüßte das Feld vor dem Start im Vatikanstaat.

Zuvor waren die Trikotträger um Yates von ihren Rädern gestiegen und hatten dem Papst die Hand geschüttelt. Leo XIV. wurde ein Rosa Trikot überreicht, das der Spitzenreiter des Rennens traditionell trägt. Als sich das Feld langsam auf den Weg machte, applaudierte das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Der Stopp im Vatikanstaat war offenbar eine der letzten Entscheidungen von Papst Franziskus, der am Ostermontag gestorben ist. Es ist das erste Mal, dass die letzte Etappe durch den Vatikan führte. 1974 war die Italien-Rundfahrt dort gestartet worden.

Am Ort der größten Niederlage

Für Yates war die Samstag-Etappe nicht irgendein Teilstück, das letztlich die Entscheidung über den Gesamtsieg bei der zweitgrößten Rad-Rundfahrt der Welt brachte. Für Yates war es ein Tag für den inneren Frieden. Wenn man so will, eine rosa Rache.

Der 32-Jährige hatte am monströsen Finestre, dessen letzte acht von fast 19 Kilometern eine grobe Schotterpiste sind, den Tiefpunkt seiner Karriere erlebt.

2018 war er als souverän Führender in die damals drittletzte Etappe gegangen. Dann kam der Finestre - und Chris Froome trat 80 Kilometer vor dem Ziel zu seinem legendären Solo an. Yates brach komplett ein, verlor fast 40 Minuten und den Giro.

"Als die Strecke veröffentlicht wurde, hatte ich den Gedanken, zurückzukommen und das Kapitel zu beenden", gab Yates zu. "Vielleicht nicht unbedingt auf diese Art und Weise, aber ich wollte es in irgendeiner Form mir selbst beweisen."

Del Toro verliert "Spielchen"

Mit 1:21 Minuten Rückstand war Yates als Gesamtdritter in die Finestre-Etappe gegangen. Da der junge Del Toro - die Entdeckung dieses Giros - lediglich Augen für seinen direkten Verfolger Carapaz hatte, nahm Yates sein Schicksal selbst in die Hand.

Es bedurfte allerdings vier harter Attacken, bis der Mann aus Lancashire endlich die entscheidende Lücke gerissen hatte. Del Toro reagierte erst, als Yates virtuell schon im Rosa Trikot war - da war der Giro für ihn schon verloren. "Jeder hat Spielchen gespielt", meinte Del Toro. "Mal gewinnt man, mal verliert man."

Del Toro wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch zahlreiche Chancen bekommen. Yates kann künftig von sich behaupten, so ziemlich das Maximum aus seiner Laufbahn gemacht zu haben.

Neben Vuelta-, darf er sich auch Giro-Sieger nennen, bei der Tour de France gewann er zudem zwei Etappen. Ein Gesamtsieg dort ist angesichts der Konkurrenten Tadej Pogačar und des in seinem Team fahrenden Jonas Vingegaard tatsächlich eine Nummer zu groß.

Österreichs einziger Beitrag, Patrick Konrad belegte am Schlusstag Rang 106. In der Endwertung schien der Lidl-Trek-Pilot mit 3:17:41 Stunden Rückstand auf dem 73. Platz auf.

Littler und seine Vorgänger: Die Wunderkinder des Weltsports

Kommentare