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Kritik von Athleten-Verein an IOC nimmt zu

Wegen Einschränkungen bei Qualifikationen zweifeln Athletenvertreter an fairen Spielen:

Kritik von Athleten-Verein an IOC nimmt zu

Trotz der Corona-Krise hält IOC-Präsident Thomas Bach am Olympiatermin weiterhin fest. 

Während das Olympische Feuer am Freitag in Japan eintrifft, erlischt bei den Athleten die Flamme der Begeisterung für die Sommerspiele in Tokio immer mehr.

Der Traum aller Sportler ist durch die Corona-Pandemie für viele zum Albtraum geworden. "Jeder Tag, an dem die Sportler nicht trainieren können, wird es schwieriger, dass faire Spiele stattfinden können", sagt Max Hartung, Vorsitzender von Athleten Deutschland.

Corona-Krise "größer als die Olympischen Spiele"

Dem für die Tokio-Spiele qualifizierten Säbelfechter fällt es wie vielen anderen schwer, Olympia abzuschreiben, weil es ein "Fixpunkt im Leben" sei. Skeptisch sieht ebenso Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul das Festhalten an der Austragung der Tokio-Spiele. "Ich fände das schwierig. Alleine schon aus dem Fairness-Gedanken heraus", sagte der 22-Jährige.

Klare Position gegen einen Austragung hatte als erstes IOC-Mitglied Hayley Wickenheiser bezogen. Die vierfache Eishockey-Olmpiasiegerin aus Kanada bezeichnete die Coronavirus-Krise als "größer als die Olympischen Spiele". Wickenheiser gehört der Athletenkommission des IOC an. Und sie weiß, wovon sie spricht: Als angehende Medizinerin arbeitet sie in der Notaufnahme.

Einmal mehr auf der Linie von IOC-Präsident Thomas Bach bewegt sich dagegen die Athletenchefin des IOC, Kirsty Coventry. Sie ermutigte in einer Telefonkonferenz mit 220 Athletenvertretern "weiter das zu tun, was sie tun", und betonte danach, dass die "Athleten zu den Spielen nach Tokio fahren wollen".

Bach zeigte sich über diesen "konstruktiven Austausch" erfreut und versicherte, dass bei allen Erwägungen die Sicherheit und Gesundheit oberste Priorität habe. Erneut bekräftigte der Fecht-Olympiasieger von 1976, dass eine Entscheidung - Olympia ja oder nein - noch Zeit habe: "Wir haben noch mehr als vier Monate vor uns."

IOC und IPC setzen Planung "stur" fort

Der Verein Athleten Deutschland kritisierte IOC und Internationales Paralympisches Komitees, "stur mit der Planung der Spiele" fortzufahren. In der Telefonkonferenz des IOC habe "große Unsicherheit" geherrscht. "Das IOC unterband jegliche Spekulationen über Alternativszenarien und kommunizierte auf Nachfrage auch keine Deadline für eine endgültige Entscheidung", hieß es weiter.

Bisher hätten sich 57 Prozent der rund 11.000 Athleten für die Spiele in Japan qualifiziert. Bach versicherte, dass das IOC mit den internationalen Fachverbänden zusammenarbeiten wolle, um alle "notwendigen und praktischen Anpassungen an ihren jeweiligen Qualifikationssystemen vorzunehmen".

"Keine Grundlage für fairen Vergleich" gegeben

Leichtathletik-Weltverbandspräsident Sebastian Coe will die Tokio-Spiele zwar auch nicht abschreiben, ist aber besorgt über die massiven Einschränkungen der Olympia-Qualifikation und sieht "keine Chancengleichheit" mehr gewährleistet, wie der Brite der englischen Zeitung "The Times" sagte.

Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler aus Jena pflichtet ihm bei. "Ich sehe derzeit keine Grundlage für einen fairen sportlichen Vergleich - und das sollen die Olympischen Spiele sein", sagte er dem "Sportbuzzer".

Für den Sportrechtler Michael Lehner wäre eine zügige Olympia-Absage deshalb "ein Signal an die Welt", sagte der Jurist aus Karlsruhe dem "Mannheimer Morgen". Man könne doch nicht die kleinen Fußballspiele absagen, über Ausgangssperren nachdenken, die Schulen und Unis schließen und meinen, "ich könnte im Juli Big Games machen." Und wenn die Spiele stattfinden würden, wäre es eine "Bastel-Olympiade".

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