"Mich hat das persönlich sehr, sehr traurig gemacht", sagte Liu über die jüngsten Vorgänge im Verband und kämpfte vor laufender Kamera mit den Tränen. "Ich versuche wirklich mit allen zu reden, positiv zu bleiben und zu schauen, dass wir alle wieder Vorbilder für die Jugend sind. Wir wissen, dass es monatelang so verlaufen ist, wie wir es uns alle nicht gewünscht haben."
Der Weg werde sicher kein leichter sein. Liu hatte im Vorfeld geplant, den Vizepräsidentenposten ehrenamtlich zu führen und wieder jemanden anderen für den Sportdirektorsposten einzusetzen. Fegerl hatte zuletzt beide Funktionen inne.
ÖTTV hatte weitere Befragungen angekündigt
Gotschke selbst war unmittelbar nach der Wahl zu keinem TV-Interview bereit. Er selbst und Fegerl waren vor der Neuwahl mit massiven Vorwürfen von Spielerseite konfrontiert worden. Die Neuwahlen waren von der ÖTTV-Präsidentenkonferenz beschlossen worden, nachdem sich das Gremium nicht auf Maßnahmen gegen Gotschke und Fegerl einigen konnte.
Der Zwischenbericht einer vom Verband eingesetzten Untersuchungskommission hatte nach übereinstimmenden Berichten die Beschuldigungen gegen die beiden Spitzenfunktionäre hinsichtlich psychischer Gewalt und Vernachlässigung untermauert. Von einem "nachhaltig zerrütteten Verhältnis" zwischen Athleten und ÖTTV-Spitze war die Rede gewesen.
Der Präsident und sein Sport-Vize hatten die Vorwürfe stets bestritten und waren zur Wahl angetreten. Der ÖTTV hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass eine neue Kommission weitere Befragungen in der Causa durchführen will. Ob dies und die Wiederwahl Gotschkes zur Beruhigung in der heimischen Tischtennis-Szene führt, wird sich weisen.
Verlust von Fördergeldern angedroht
Die Bundes-Sport GmbH hatte jedenfalls dem Verband die Rute ins Fenster gestellt, sollten Gotschke und Fegerl wiedergewählt werden.
Dies ist nun allerdings nur teilweise passiert. Laut Michael Sulzbacher, der kaufmännische Geschäftsführer der für die Verteilung von Bundesfördergeldern zuständigen Organisation, sei man in diesem Fall "aufgrund des Sportförderungsgesetzes gezwungen zu handeln". Der ÖTTV könnte 1,8 Millionen Euro Fördergeld für 2025 verlieren, kündigte aber über seinen Anwalt für den Fall der Fälle Gegenmaßnahmen an.
Bei der Wahl am Sonntag standen insgesamt 43 Stimmen zur Disposition: Jeder Landesverband hat vier Stimmen, mit Ausnahme von Oberösterreich (6) und Niederösterreich (5). Die Ehrenpräsidenten Reinhard Engel, Johann Friedinger, Gottfried Forsthuber und Rudolf Weinmann verfügen über je eine weitere Stimme.