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Finanzmanagement im Profisport

Wie Athleten und Vereine ihre Finanzen steuern.

Finanzmanagement im Profisport Foto: © getty

Solide Finanzen und sportlicher Erfolg: Das ist wie die bekannte Henne und ihr Ei, denn beides ist im Profisport zwangsläufig miteinander verzahnt - auf Seiten der Vereine ebenso wie bei den da angestellten Profisportlern. Trotzdem könnte die Situation zwischen beiden Parteien und ihrem perspektivischen Finanzmanagement nicht unterschiedlicher sein: Auf eine sinnvolle Steuerung ihrer Finanzen sind dennoch beide angewiesen.

Tore und Medaillen allein reichen für eine solide Bilanz nicht

Ob im Fußball, Handball, Basketball, in der Leichtathletik oder in anderen Sportarten: Nicht zwangsläufig können erfolgshungrige Athleten automatisch für eine solide finanzielle Grundlage bei ihrem Verein sorgen - obgleich der Erfolg bei einem korrekten Finanzmanagement auf Vereinsseite durchaus finanzielle Vorteile herbeiführen kann.

Allein bei diesen Vereinen könnte der Unterschied aber kaum größer sein: Fans eines Fußballvereins wie dem BVB und Schalke 04 wissen noch aus der Vergangenheit, wie erbittert ein Streit über plötzlich marode Vereinsfinanzen ausarten und, zumindest bei Schalke 04, Hand in Hand mit dem sportlichen Abstieg gehen kann. Ebenso sind hinlänglich Anekdoten und Lebensgeschichten über einst großartig verdienende Athleten bekannt, auf deren Fall vom sportlichen Zenit zugleich der finanzielle Abstieg folgte.

Dabei ist essenziell zu berücksichtigen, dass Profisportler häufig nur bis zu maximal zwei Jahrzehnte gut Geld verdienen können, während Vereine im Idealfall weitaus langfristiger ausgerichtet sind - was perspektivische Entscheidungen von beiden abverlangt, aber auf jeweils unterschiedliche Weise.

Finanzmanagement bei Sportclubs und Vereinen

Die Grundlage für ein solides Finanzmanagement schafft auf Seiten der Vereine die Geschäftsführung, gegebenenfalls auch Vorstände, Aufsichtsräte und natürlich die jeweils eingesetzten Fachkräfte. Bereits die Strukturen deutscher Profisportvereine zeigen dahingehend Unterschiede auf: So ist die Borussia Dortmund beispielsweise eine öffentlich gelistete Aktiengesellschaft, die zur Finanzierung Aktionäre und den öffentlichen Kapitalmarkt heranziehen kann. Der FC Bayern ist ebenfalls eine AG, aber ohne öffentliches Listing. Währenddessen sind viele andere Vereine, wie der aktuelle Spitzenreiter der Bundesliga Bayer 04 Leverkusen, als GmbH mit beschränkter Haftung firmiert.

Je nach Rechtsstand ergeben sich daher im Detail unterschiedliche externe Finanzierungsmöglichkeiten. Zu den Außenfinanzierungen, die Sportvereine in Deutschland nutzen, gehören beispielsweise:

- Fremdkapital über Kredite und Darlehen

- Mezzanine-Finanzierungen

- Wandels- und Optionsanleihen

- stille Gesellschafter

- aktiv beteiligte Investoren

Um temporäre Finanzierungslücken zu schließen oder sich zusätzliche Liquidität zu verschaffen, beispielsweise für erfolgsabhängige Prämien oder Transfers, können Vereine Online-Kredite im Internet zu Rate ziehen. Diese kommen allen voran aber für weniger kapitalstarke Vereine in Frage, während milliardenschwere Vereine wie der FC Bayern andere Wege gehen würden.

Außenfinanzierungen, mit und ohne Fremdkapitalcharakter, werden innerhalb der Vereinsstrukturen durch Innenfinanzierungen vervollständigt. Auch hier ist der finanzielle stark an den sportlichen Ertrag gekoppelt: So zum Beispiel mit Hinblick auf Sponsorenverträge und Werbung, Ticketing-Erträge oder beispielsweise Vermarktungs- und Namensrechte. Aus offensichtlichem Grund können die realen Summen und Erlöse, die aus solchen Innenfinanzierungen stammen, zwischen einzelnen Sportarten, Vereinen und Vereinsleistungen erheblich schwanken: Ein FC Bayern wird allein durch die Namensrechte der Allianz-Arena signifikantere Erlöse erzielen, als Außen- und Innenfinanzierungslösungen eines Vereins aus der dritten oder den Regionalligen aufaddiert. Diese wirtschaftliche Stärke gilt es, für perspektivischen Erfolg, zu konservieren.

Eine weitere Eigenheit im Profisport und dessen Finanzmanagement ist die vom Finanzmanagement abverlangte hohe Agilität: Binnen eines Kalenderjahres können sich die Finanzen im Verein grundlegend verändern, jeweils in Abhängigkeit zum sportlichen Erfolg und beispielsweise den Transfer- und Prämienaktivitäten des Vereins. Rückstellungen und Abschreibungen, ebenso wie internationale Transfers, die dann wiederum teils gänzlich veränderten internationalen Preisgefügen unterstehen, müssen die Verantwortlichen im Finanzmanagement zumindest bei internationalen und großen Vereinen berücksichtigen. Insbesondere während der aktiven Transferfenster im Sommer und Winter führt das zu notwendigen Anpassungen, die sowohl auf die Innen- als auch Außenfinanzierung Einfluss nehmen: Im Fachjargon spricht man von Rating- und Equity-Story.

Equity- und Rating-Story im Profisport

Der Teilbereich der Equity-Story funktioniert praktisch ähnlich wie ein Businessplan: Die bisherige wirtschaftliche und sportliche Entwicklung findet dabei ebenso Berücksichtigung wie etablierte sportliche Strukturen und die Marktpositionierung, mit der zugleich Einnahme- und Ausgabestrukturen einhergehen. Planungsrechnungen sind ein Werkzeug für die Equity-Story, das es Vereinen erlaubt unterschiedliche Szenarien intern in der Bilanzierung und extern in der Außenfinanzierung zu berücksichtigen: So sind beispielsweise im Profifußball enorme wirtschaftliche Auswirkungen an das Erreichen der Champions League und den TV-Geldern gekoppelt, ebenso natürlich an den Auf- oder Abstieg aus den unteren Ligen.

Die Rating-Story ist essenziell zum Finanzmanagement der Außenfinanzierungslösungen. Vergangene und künftige Finanzanalysen, unternehmensinterne (sportliche) Erfolge, unternehmensexterne Erfolge (beispielsweise Entwicklung der Mitgliederzahlen und Vermarktungsstrategien) bestimmen über die Möglichkeiten, die der Verein am öffentlichen und nicht-öffentlichen Kapitalmarkt zur Finanzierung seiner anvisierten sportlichen Ziele hat.

Differenzierung gegenüber Profi-Athleten

Ebenso wie bei Vereinen besteht bei Profi-Athleten eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen stabilen sportlichen Leistungen und Erfolgen sowie einer nachhaltig soliden wirtschaftlichen Situation. Auch das ist offensichtlich: Formel-1-Fahrer bei Ferrari, Mercedes oder Red Bull stehen finanziell im Regelfall ganz anders da, als Fahrer bei AlphaTauri oder Williams. Selbiges gilt für Stars im Fußball und jeder anderen Sportart.

Charakteristisch für Athleten ist die stark begrenzte Zeit, in der sie wirtschaftlich am Zenit agieren. Fußballspieler verdienen, zumindest mit dem Fußballspielen, normalerweise bestenfalls 20 Jahre lang Geld. Die Anfangsgehälter (als Jungprofi, mitunter in der zweiten Mannschaft) weichen vom sportlichen Zenit ebenso wie die letzten Gehälter (mit Mitte bis Ende 30, kurz vor dem Karriereende) gravierend ab. Das setzt voraus, dass Fußballer ihr Finanzmanagement perspektivisch betrachten und während den überschaubaren Jahren eines mitunter exzellenten Verdiensts vorsorgen.

Investitionen, beispielsweise in Immobilien und Kapitalmarktinstrumente, müssen Profi-Sportlern nach dem Karriereende als finanzielles Polster dienen und sollten mindestens in der Lage sein, die Phase bis zur beruflichen Neuausrichtung zu überbrücken. Die Realität ist dabei auch, dass außerhalb des Spitzensports und dazugehöriger Spitzenvereine nur wenige Athleten, allen voran in weniger beachteten und weniger wirtschaftlich starken Sportarten, sich automatisch bis zum Lebensende auf solide finanzielle Beine stellen können.

Idealerweise, aus Sicht der Athleten, finden die sich nach ihrem Karriereende in einer Position innerhalb ihres Sports beziehungsweise Vereins wieder, so wie beispielsweise beim ehemaligen Profi-Fußball und jetzigen Trainer Xabi Alonso oder vormals bei Oliver Kahn und seiner, mittlerweile wieder abgegebenen, Vorstandsrolle beim FC Bayern. Athleten sind dahingehend zweierlei gefordert: Sie müssen, über ein vorausschauendes Finanzmanagement, einerseits finanziell vorsorgen und parallel berufliche Neuausrichtungen für die Zeit nach dem aktiven Sport anstreben.

Wirtschaftlich ist der Profisport eine eigene Welt - mit eigenen Herausforderungen

Wirtschaftliche Aspekte im Profisport unterscheiden sich nicht nur gravierend von anderen Teilen der Privatwirtschaft, sondern sogar erheblich zwischen und innerhalb von Sportarten - so sind die wirtschaftlichen Grundlagen und Finanzierungsaktivitäten zwischen einem Regionalligisten und Champions-League-Teilnehmer bestenfalls sehr geringfügig vergleichbar. Zur immer stärkeren Herausforderung avancieren im Profisport zudem das Gehaltsgefüge, TV- sowie Sponsoring-Gelder: Die sowohl im Vergleich zwischen dem D-A-CH-Raum und Großbritannien als auch zunehmend zwischen Europa und dem Nahen Osten/Asien auseinanderdriften.

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