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Sporthilfe Erfolgsgeschichten: Thomas Frühwirth

Er stellte beim Ironman eine neue Rekordzeit auf. Thomas Frühwirth im Interview:

Sporthilfe Erfolgsgeschichten: Thomas Frühwirth Foto: © GEPA

Enduro fahren war „die“ Sportart seines Lebens. Doch seit seinem Motorradunfall 2004 ist er inkomplett querschnittgelähmt. Tom Frühwirth (sein Instagram-Profil >>>) startete neu durch und hat im Para-Triathlonsport und Paracycling seine neue Sportliebe gefunden.

Und die hat Weltklasse. Nach den sehr erfolgreichen Paralympischen Spielen von Tokio (er holte zwei Silbermedaillen), hat er sich für 2022 ein für ihn noch größeres Ziel gesetzt: Den Ironman auf Hawaii nicht nur zu gewinnen, sondern dabei auch unter 8 h 30 min zu bleiben. Das gelang ihm eindrucksvoll mit einem Sieg mit neuer Rekordzeit von 8 h 15 min 39 sec!

Tom´s unglaubliche Erfolgsstory von der Ironman Weltmeisterschaft 2022 in Kona, Hawaii, USA:

Mit einem Trainingslager in Salt Lake City und auf Maui war die Vorbereitung für Thomas Frühwirth wirklich ein All-In Einsatz, über die finanzielle Seite will er lieber gar nicht reden…

„Diese sieben Wochen nach der UCI Paracycling Weltmeisterschaft liefen wirklich perfekt und ich konnte alles wie geplant umsetzen. Die zweiwöchige Tapering-Phase, war dann mental aber schwierig. Wenn man von großem Trainingsumfang runterkommt, weiß der Körper oft selbst nicht, was er anfangen soll. In der letzten Woche kamen dann noch Verdauungsprobleme und Halsschmerzen dazu. Das hat an meinen Nerven schon ziemlich gekratzt. Ich hatte nur ein Mantra: Es wird schon. Alles wird gut!“ erinnert sich Thomas Frühwirth.

Bestform beim Iron-Man

Es wurde auch, also stand er in Bestform am Start.

„Allen Handcycle-Athleten starteten zwei Minuten nach den Profi-Frauen. Mit einem Startsprint ging ich an die Spitze und drehte sich nie mehr um. Ich schwamm mich fast in einen Rausch und fühlte mich über die gesamten 3,8 km sehr stark. Auch einige Profi-Frauen wurden von mir eingeholt. Mit 1 h 01 min bin ich super zufrieden, denn es waren wellige Bedingungen. So war z.B. eine Gruppe um Daniela Ryf und Anne Haug nur 3 min schneller als ich.“

Im Handbike konnte er die geplante Leistung sofort umsetzen und war sogar positiv überrascht, dass die Herzfrequenz unter den erwarteten Werten blieb. Diese Leistung zog er auch über die gesamte Strecke durch. Egal ob flach, bergab, bergauf (+ 5 %), egal ob es wärmer und wärmer wurde und der Wind stärker und stärker.

Am Beginn überholte er noch einige Athletinnen, aber zu 98 % war er komplett alleine unterwegs. Bei der Wende in Hawi war er sehr überrascht, dass die Spitze gar nicht so weit vor ihm lag. Auf den letzten 25 km bekam er leichte Krämpfe, aber konnte immer voll weiterdrücken und ging einfach „drüber“. 5 h 01 min – WOW!! Tom hatte im besten Fall mit 5 h 15 min gerechnet.

Das waren fast 36 km/h im Schnitt auf 180 km mit 1.400 Höhenmetern, bei Wind und Hitze. Auch sein zweiter Wechsel war mit 2 min super-schnell. Auf der Laufstrecke galt es dann alles rauszulassen, was noch da war.

„Ich blieb nie stehen um mich zu kühlen, und es war brutal heiß, ich wollte nichts herschenken.“

Bei der Hälfte der Laufstrecke war er schon ziemlich am „kochen“, aber als es etwas von der abgeschirmten Küste weg ging, gab es auch wieder etwas Wind. Auch beim Rennrollstuhlfahren bekam er zum Schluss vereinzelt Krämpfe, aber auch hier war es ihm scheinbar egal: Marathonzeit 2 h 05 min!

Aufwand hat sich gelohnt

„TiggerTom“ war in allen drei Disziplinen schneller als 2013: Beim Schwimmen um 4 min, beim Handbiken um 41 min, beim Rennrollstuhlfahren um 4 min. Die „große“ Zeit hat er natürlich beim Handbiken geholt. Es hätte nirgends besser laufen können und es war die beste Leistung seiner bisherigen Karriere. 8 h 15 min 39 sec!
Nach Tokio machte Thomas Frühwirth sich einen Desktop-Hintergrund mit dem Satz: „Ironman Hawaii unter 8 h 30 min“. „Zuerst muss man es glauben können, später vielleicht umsetzen“ war dabei sein Motto.

Bei dem Aufwand, organisatorisch, körperlich, mental und finanziell, den der Parasportler für dieses Ziel betrieben hat, ist es für ihn sehr befriedigend, dass es so aufgegangen ist. Dass er das ganze Rennen sogar „over all“ gewonnen hat, ist ihm persönlich egal.

„Für den Para-Sport, war es aber sicher eine sehr gute Werbung und ein weiterer Meilenstein, wenn ein Para-Athlet bei einem solchen internationalen Mega-Event als erster über die Ziellinie kommt. Dann versteht man, dass Para-Sport (in einigen Sportarten und Klassen) wirklicher Hochleistungssport ist“ reüssiert Thomas Frühwirth.

Frühwirth hatte 2013 mit 9 h 02 min einen Hawaii-Streckenrekord geschafft, welchen er 2017 wieder verloren hatte: Jetze Plat (NED) hatte ihn mit 8 h 4 1min gebrochen.

„Nun ist er wieder MEIN!“ freut sich Frühwirth in „Herr der Ringe“-Manier.

Doch was bekam er dafür? Ein Handtuch und die gleiche Medaille wie jeder Finisher. Es gibt weder Preisgeld, Blumenkranz, noch sonst etwas!

„Solange der Rekord „MEIN“ ist, sehe ich keinen Grund für eine Rückkehr, nicht bei diesen Preisen, es gibt noch viele andere schöne Rennen“, so Frühwirth.

Erfolg bedeutet für Frühwirth alles zu geben,
Foto: © GEPA

Was bedeutet Erfolg für Dich?

Wenn man wirklich ALLES dafür gegeben hat.

Wie bist Du zu Deinem Sport gekommen?

Da ich mit dem Motorsport aufhören musste, ist dann Paratriathlon und Paracycling zur neuen Sportliebe geworden.

Was ist das Außergewöhnliche an Deinem Sport und wie erklärst Du einem Außenstehenden Deine Leidenschaft dafür?

Keine Abkürzungen – man muss damit rechnen das man mindestens 10 Jahre investieren muss um konkurrenzfähig zu sein. Der Speed des Radsports, die Herausforderung von drei Sportarten im Triathlon faszinieren mich.

Wer ist Dein größtes Vorbild und warum schaust Du zu ihm/ihr auf?

Peter Pan – weil er nie aufhört zu versuchen SEIN Neverland zu finden.

Gibt es Ereignisse aus Deinem privaten Umfeld, die Dich auch als Sportler geprägt haben?

Ich komme aus einem bäuerlichen Umfeld, das mit Sport absolut nichts zu tun hat, aber ich habe als Kind mitbekommen, was es heißt hart zu arbeiten.

Gibt es Dinge an Deinem Sport oder Deinem Alltag als Sportler, die Dich nerven? Wenn ja, wie schaffst Du des, sie trotzdem umzusetzen?

Wenn man es so lange macht wie ich, kann man irgendwann mit dem „normalen Leben“ wenig anfangen. Es gibt immer einen Preis…

Worauf freust Du Dich nach einer harten Trainingssaison am meisten?

Auf das nächste Trainingslager. Ich muss nicht, ich darf und kann!

Wer Erfolge feiert, muss auf dem Weg dorthin auch Misserfolge einstecken. Wie gehst Du damit um?

Wer nicht umfällt, kann nicht aufstehen und wer nie scheitert kann nicht wachsen.

Was waren bisher die größten Hürden in Deiner Karriere?

Schwere Verletzungen und wenig familiäre Unterstützung.

Als Du das erste Mal von der Sporthilfe bezüglich einer Unterstützung kontaktiert wurdest, was ging Dir da durch den Kopf?

Cool – das nimmt einiges an Druck und gibt Sicherheit.

Wie wichtig ist diese Unterstützung der Sporthilfe für Dich und wofür verwendest Du diese Zuwendung?

Um über die Runden zu kommen – that´s easy. Ich habe keine reichen Eltern, keine großen Gönner, keine sonstige Absicherung.

Wenn Du einen Tag Sportminister wärst, was würdest Du sofort umsetzen? Was würdest Du Dir wünschen?

Das Sportministerium dem Gesundheitsministerium anschließen, die tägliche Turnstunde umsetzen und die Förderung nach sportlicher Wertigkeit und nicht nach Medaillen ausrichten.

Welchen Job würdest Du haben, wenn es mit dem Spitzensport nicht geklappt hätte?

Musiker oder irgendetwas in der Offroad-Motorsport Szene.

Mit welchem Sportler/Sportlerin würdest Du gerne einen Abend verbringen?

Einen Abend mit keinem, aber ein Training mit jedem Sportler der Spaß daran hat und der es lebt.



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