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Los Angeles Rams: Hollywood-reifes Happy End

Hollywood liebt gute Geschichten. Der Super-Bowl-Champ hat viele davon zu bieten.

Los Angeles Rams: Hollywood-reifes Happy End Foto: © getty

Ein Triumph mit so vielen Storylines.

Matthew Stafford? Super-Bowl-Champion! Nach vielen Jahren "gefangen" als bester Verlierer der NFL bei einem der schlechtesten Teams der Liga.

Aaron Donald? Super-Bowl-Champion! Einer der dominantesten Defense-Helden der vergangenen Dekade krönt sich in seinem vielleicht letzten Karriere-Spiel.

Sean McVay? Super-Bowl-Champion! So jung wie der 36-jährige Kreativling war zuvor beim ganz großen Triumph noch kein NFL-Head-Coach.

Odell Beckham Jr.? Super-Bowl-Champion! Ein viel gescholtener Superstar, der während seines missglückten Engagements in Cleveland verspottet wurde und nun plötzlich am Karrieregipfel steht - wer zuletzt lacht...

Cooper Kupp? Super-Bowl-Champion! Was war das bitte für eine imposante Saison? Nun gekrönt mit der Auszeichnung zum Super-Bowl-MVP, nachdem schon der Award des Offensive Players of the Year mehr als verdient gewesen ist.

Alt, zurückgekehrt, verlobt

Jalen Ramsey? Super-Bowl-Champion! Auch wenn das Finale neben Licht auch Schatten hatte, in Jacksonville wäre dies eher nicht gelungen.

Cam Akers? Super-Bowl-Champion! Und das - eigentlich unglaublich - nach einem Achillessehnenriss am 20. Juli 2021.

Eric Weddle? Super-Bowl-Champion! Und das im Alter von 37 Jahren, nachdem erst im Jänner der Rücktritt vom Rücktritt im Februar 2020 erfolgt ist.

Andrew Whitworth? Super-Bowl-Champion! Und das im Alter von 40 Jahren als nach dem Rücktritt von Tom Brady nun ältester NFL-Spieler. Und nach einem Endspiel-Duell mit dem langjährigen Arbeitgeber.

Les Snead? Super-Bowl-Champion! Und das als General Manager mit in der NFL einzigartiger Personalpolitik, dessen Strategie jedoch voll aufgegangen ist (eine aggressive Strategie, die wohl Nachahmer mit sich bringt, was dem Trade-Markt mehr Würze verleihen wird).

Stan Kroenke? Owner der Rams, Stadionbau-Gigant und mit Arsenal noch immer kein Premier-League-Champion...

Von Miller? (Auf einmal zweifacher) Super-Bowl-Champion!

Taylor Rapp? Super-Bowl-Champion! Und ein ziemliches Cleverle, weil er das recht fröhliche Super-Bowl-Ambiente zu einem Heiratsantrag genutzt hat und sich jetzt für den Valentinstag nichts mehr halbwegs Romantisches überlegen muss.

Der heilige Gral

LAOLA1-User "Eperanza"? Fan eines Super-Bowl-Champions! Und was für eine emotionale Reaktion nach Spielende in den Kommentaren unter unserem Spielbericht: "Nach der Geburt von meiner Tochter der schönste Moment meines Lebens. Danke Donald, danke Kupp, danke McVay."

Herzlichen Glückwunsch! Die Fans der anderen 31 Teams würden gerne tauschen. Manche haben das noch gar nie erlebt. Gerade wenn das eigene Team kein Abonnement auf die Super Bowl hat, sind die Emotionen noch mal spezieller.

Alleine diese Aufzählung an Rams-Hauptdarstellern zeigt, wie viele große Namen diesem heiligen Gral des Football-Sports teilweise eine ganze lange Karriere hinterhergejagt sind.

Und der Roster der Kalifornier gibt sicher noch weitere größere und kleinere Erfolgsgeschichten her. Man kann die Erleichterung nach der Erfüllung des sportlichen Lebenstraums nur erahnen.

Stafford: Ein herzerwärmender Triumph

Besonders herzerwärmend ist natürlich der Triumph für Stafford. Nicht nur aus sportlichen Gründen. Ihn mit seiner Ehefrau Kelly und den Kids am Feld feiern zu sehen, ist umso schöner, wenn man die schwere, aber überwundene, Zeit während Kellys Hirntumor bedenkt.

Stafford nach dem Spiel mit Ehefrau Kelly
Foto: © getty

Im Vergleich dazu sind zwölf Jahre in der Loser-Franchise Detroit Lions belanglos. Stafford beweist, dass ein Könner alleine im ultimativen Teamsport nichts bewegen kann, bei einem vernünftigen Fundament wie in Los Angeles jedoch das entscheidende Puzzleteil sein kann.

"Darauf haben so viele unserer Jungs so lange gewartet. Das ist für Andrew Whitworth, Aaron Donald, Jalen Ramsey oder Robert Woods, so viele großartige Spieler und so viele weitere, die ich aufzählen könnte. Sie verdienen es für die Art und Weise, wie sie jeden Tag arbeiten", lobt Stafford.

Es würde einige Zeit brauchen, bis er realisieren könne, dass er die Vince-Lombardi-Trophy erobert hat: "Im Moment weiß ich gar nicht, was ich denken soll. Ich bin einfach nur emotional und happy, World Champion zu sein. Ich bin so glücklich, Teil dieser Gruppe zu sein. Das ist die größte Sache! Es geht nicht um mich oder irgendein anderes Individuum im Team. Wir sind ein Team. Es gemeinsam geschafft zu haben, ist so speziell."

Und natürlich ist es auch für die Familie. "Kelly war all die Jahre an meiner Seite, wir haben zusammen so viele Sachen durchgestanden. Es geschafft zu haben, und sie dann am Feld mit den Kindern an meiner Seite zu haben, ist eine ganz besondere Sache", so der Einser-Draft-Pick des Jahres 2009.

Tränenreicher Jubel

Emotionen, Emotionen, Emotionen.

Odell Beckham, der sich während der Partie verletzt hat und nicht mehr weitermachen konnte, weinte hemmungslos. Aaron Donald stammelt unter Tränen: "Ich wollte das unbedingt. Ich habe davon geträumt, es ist surreal!" Die Frage, ob er nun tatsächlich aufhört, umschifft er trotz emotionalen Ausnahmezustands gekonnt.

Bei allen Emotionen ist es aber letztlich auch ein Sieg für die Art, wie die Rams ihr Business angehen.

Erstrunden-Picks im Draft sind inzwischen fast schon ein Fremdwort - sie stecken in ertauschten Spielern wie Stafford oder Ramsey.

Fast schon poetisch

McVay streicht hervor, dass man letztlich nur mache, was im besten Interesse des Teams sei. "Viele rollen mit den Augen, wenn sie an uns denken, aber wir glauben an diese Sachen."

Ob kurzfristig an Bord geholter Star oder Mitläufer - letztlich ging es für alle Kadermitglieder um die Erfüllung des Lebenstraums.

Auch für McVay: "Es fühlt sich herausragend an. Wir sprechen über ein widerstandsfähiges Team. Ich bin stolz, damit in Verbindung gebracht zu werden. Es geht darum, dann am besten zu sein, wenn es benötigt wird. Dass unsere Offense noch einen Weg gefunden und Aaron Donald es zu Ende gebracht hat, ist fast schon poetisch."

Vermutlich werden gute Geschichten kaum wo so geschätzt wie in Hollywood. Und dieses Happy End ist definitiv Hollywood-reif.

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