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Max Neugebauer: Der Basketballer, der Pokerweltmeister wurde

Max Neugebauer ist Österreichs erster Pokerweltmeister überhaupt. Bei LAOLA1 spricht er über seinen Weg vom professionellen Basketballer zum Pokerspieler.

Max Neugebauer: Der Basketballer, der Pokerweltmeister wurde Foto: © getty

Österreich hat seit letztem Herbst erstmals einen Poker-Weltmeister.

Max Neugebauer heißt der junge Mann, der im November 2023 die europäische Version des WSOP Main Events, im deutschsprachigen Raum als Poker-Weltmeisterschaft bekannt, für sich entscheiden und dadurch 1,5 Millionen Euro an Preisgeld mit nach Hause nehmen konnte.

Was diese Information auf einer Sportseite zu suchen hat? Neugebauer hat vor seiner Poker-Karriere eine professionelle Basketball-Laufbahn angestrebt, vertrat Österreich in diversen U-Nationalteams und war für einige Zeit in der Basketball-Bundesliga aktiv, ehe ihn zahlreiche Verletzungen stoppten.

LAOLA1 hat den 27-Jährigen zum Interview gebeten und mit ihm über seine Basketball-Vergangenheit und seinen Weg zum Poker-Profi gesprochen.

So sieht Pokerweltmeister Max Neugebauer aus:

Das Basketball-Talent war groß, doch das Knie spielte nicht mit

Eigentlich wäre Neugebauer eine erfolgreiche Basketball-Karriere in mehrfacher Hinsicht in die Wiege gelegt worden. Zum einen deshalb, weil der Wiener eine Körpergröße von 2,03 Metern aufweist, zum anderen, weil bereits sein Großvater und Vater Basketball-Profis und Nationalspieler waren.

Max Neugebauer (rechts im Bild) als junger Basketball-Profi
Foto: © GEPA

Trotz der familiären "Vorbelastung" wurde die Leidenschaft zum Basketball bei ihm erst verhältnismäßig spät, im frühen Teenager-Alter, geweckt. Schon kurz darauf wechselte Neugebauer in eine mit den Oberwart Gunners zusammenarbeitende Sportschule; mit 16, also nur wenige Jahre, nachdem er den Basketball überhaupt für sich entdeckte, folgten die Debüts in der Bundesliga und im österreichischen U16-Nationalteam. Anschließend ging es in die USA.

Das Talent des Centers war so vielversprechend, dass er nach einem Jahr an einer US-amerikanischen High School bereits Angebote vorgelegt bekam, College-Basketball zu spielen, doch die bürokratischen Hürden und vor allem das Heimweh waren schließlich zu groß. Neugebauer kehrte nach Wien zurück und wechselte zum BC Vienna. Es war der Beginn einer großen Leidenszeit.

Aufgrund eines Patellaspitzensyndroms, einer chronischen Knieverletzung, spielte Neugebauer lange mit Schmerzen, legte zunächst eine Unterbrechung seiner Basketball-Karriere ein und beendete diese schließlich endgültig nach einem Kreuzbandriss kurz nach dem Comeback.

Corona-Lockdowns als Starthilfe der Poker-Karriere

Es war dies die Zeit, in der Neugebauer erstmals mit Poker in Berührung kam. Dass ihn dieses Kartenspiel einmal zu einem Millionensummen-Gewinner machen würde, war damals aber noch nicht abzusehen.

"Ich glaube, ich hätte es damals schon gewollt, habe auch den Ehrgeiz gehabt, aber nicht gewusst, wie ich es angehen soll", so Neugebauer über seine ersten Schritte im Poker.

Gebremst wurde die Poker-Karriere zunächst unter anderem durch ein Physiotherapie-Studium, das er nach dem Ende seiner Basketball-Karriere aufnahm. Zwar spielte er parallel dazu stets Poker, allerdings ohne große Erfolge einzufahren.

Dies sollte sich 2020 mit einem Ereignis ändern, das die Welt zum Stillstand brachte: Der Ausbruch der Corona-Pandemie.

"Ich muss fast dankbar sein für die Lockdowns. Damals gab es nichts anderes und Poker hat mich schon immer sehr interessiert. Ich war auch gar nicht so schlecht zu dem Zeitpunkt. Da habe ich gesagt: Jetzt muss ich es ernst nehmen, es gibt keine Ausreden, jetzt gehe ich es wirklich an. Es gab nichts anderes, auf das ich mich konzentrieren musste", blickt Neugebauer zurück.

"Der Druck vom Basketball hat mich gut vorbereitet"

"Wenn du Profisportler werden willst, wird meistens um den 20. Geburtstag herum klar, ob du es schaffst oder nicht. Wenn nicht, hast du plötzlich ein Riesen-Loch in deinem Alltag drinnen und das ist sehr, sehr gut mit Poker zu füllen."

Max Neugebauer

Und die ersten Erfolgserlebnisse ließen nicht lange auf sich warten. Dank einiger Turniergewinne wuchs die Bankroll, also das Budget eines Pokerspielers, rasch von unter 1.000 auf rund 15.000 Euro an. Neugebauer gab sein Studium auf und fokussierte sich fortan komplett auf seine Poker-Karriere - doch der Lauf riss plötzlich: "Dann ist echt lange gar nichts gegangen. Ich habe echt viel gespielt, habe viel mit Coaches gelernt, aber es ist wirklich nicht gut gelaufen."

Neugebauer blieb dennoch dran. Auch dank eines starken Mindsets, welches er von seiner Basketball-Karriere mitnehmen konnte: 

"Für mich war das Sportlerdasein mental viel schwieriger als Poker. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich damals so jung und unerfahren war. Ich war nach einem schlechten Spiel oft extrem traurig und niedergeschlagen und nach einem guten Spiel euphorisch. Die Stimmungsschwankungen waren für mich im Sport auf jeden Fall viel größer als im Poker. Der Druck hat mich gut vorbereitet."

Neugebauer ist nicht der einzige Ex-Sportler, der momentan große Erfolge im Poker feiert. Mit Mario Mosböck, einem österreichischen Ex-Fußballer, der 2023 einer der erfolgreichsten Turnierspieler der Welt war, dem tschechischen Ex-Eishockey-Spieler Roman Hrabec oder dem früheren polnischen Handballer Wiktor Malinowski legten gleich mehrere der zurzeit besten Pokerspieler eine ähnliche Laufbahn wie Neugebauer hin.

Für den Wiener ist das keine Überraschung: "Wenn du Profisportler werden willst, wird meistens um den 20. Geburtstag herum klar, ob du es schaffst oder nicht. Wenn nicht, hast du plötzlich ein Riesen-Loch in deinem Alltag drinnen und das ist sehr, sehr gut mit Poker zu füllen. Ich glaube, dass die meisten den Zeitaufwand und die Leidenschaft direkt vom Sport in Poker gepackt haben."

Traumjahr 2023

Das tat auch Neugebauer trotz seiner Pechsträhne. Und seine Beharrlichkeit wurde schließlich belohnt. "Das erste halbe Jahr 2023 war absurd. Ich habe praktisch nur gewonnen", blickt er unter anderem auf zwei Online-Turniersiege bei der von Pokerstars ausgetragenen Onlinepoker-Turnierserie SCOOP zurück, die ihm gesamt über 130.000 Euro einbrachten.

Für Neugebauer eröffneten sich dadurch plötzliche neue Möglichkeiten; unter anderem hatte er nun die nötige Bankroll, um teurere Live-Turniere, sprich jene vorort in einem Casino, zu spielen. Eines davon war das bereits in der Einleitung erwähnte, mit einem Buy-in (Betrag, mit dem sich ein Spieler in ein Pokerspiel einkauft; Anm.) von 10.350 Euro versehene WSOPE European Championship Main Event im tschechischen Rozvadov.

Dass sich Neugebauer dort zum Poker-Weltmeister küren und ein begehrtes Bracelet (ein vergoldetes Armband, welches auf alle Gewinner eines WSOP-Events wartet) abstauben würde, kam für viele überraschend. Für den damals 26-Jährigen selbst aber nicht:

"Ich war zwei Tage vor dem Turnier mit meiner Tante essen und wir haben über Manifestieren geredet. Sie hat mich gefragt, ob ich an sowas glaube, und ich habe geantwortet, dass ich weiß, dass Manifestieren funktioniert. Dann haben wir beide manifestiert, dass ich es gewinnen werde. Ich habe mir dauernd das Bracelet am Handgelenk vorgestellt, wie es ausschaut, wie es sich anfühlt. Dann habe ich einfach mein Bestes gegeben und, ich denke, recht gut gespielt."

Max Neugebauer hatte 2023 viel Spaß am Pokertisch:

"Ich will das nicht leichtsinnig riskieren"

Inwiefern sich sein Leben seit diesem Mega-Gewinn geändert hat? "Mein durchschnittliches Buy-in ist mit Sicherheit stark gestiegen, aber es ist nicht so absurd, wie es bei vielen anderen wäre, dass ich auf einmal super hohe Buy-ins spielen würde. Ich kann jetzt die Turniere spielen, die ich aufgrund meines Skill-Levels davor hätte spielen sollen. Aber an meinem Lebensstil und meinen Buy-ins hat sich nicht super viel geändert."

Zwar nahm Neugebauer kürzlich erstmals in seiner Karriere an einem Turnier mit $25.000 Buy-in teil, verkaufte aber viele Anteile an Investoren. Grundsätzlich geht er eher vorsichtig mit seinem neu gewonnenen Reichtum um:

"Ich kenne nicht wenige Leute, die im Poker schon mehrmals auf einer Million waren und bankrott gegangen sind. Ich versuche, das nicht nachzumachen, und werde da eher vorsichtig sein. Dass ich hier hergekommen bin, hat echt lange gedauert, war mental echt schwierig. Ich will das nicht leichtsinnig riskieren." 

Die Gefahren des Poker-Burnouts

Leichtsinnig riskieren will Neugebauer auch seine Gesundheit nicht. Aufgrund des ständigen Sitzens, das der Beruf eines Pokerprofis mit sich bringt, hat er momentan mit starken Rückenschmerzen zu kämpfen. Auch deshalb will er 2024 ein wenig kürzer treten.

"Es findet ständig irgendwo auf der Welt eine Turnierserie statt. Mein Ziel ist eher, dass ich genug Zeit für mich und meine Familie, Freundin und Freunde finde. Weil es schade wäre, wenn ich ausbrennen würde. Ich kann mir vorstellen, dass ich in zwei Jahren gar keine Lust mehr habe, Poker zu spielen, wenn ich es zu intensiv angehe", spricht Neugebauer die Gefahren eines Burnouts an, die ständige 12-Stunden-Arbeitstage, wie sie im professionellen Poker dazugehören, mit sich bringen.

Vom Poker genug hat Österreichs erster Poker-Weltmeister aber noch lange nicht. Aktuell befindet er sich anlässlich der European Poker Tour in Paris, anschließend beginnen bereits die Vorbereitungen auf die im Sommer stattfindende, größte Turnierserie der Welt, die World Series of Poker in Las Vegas.

Anfang Juli startet für Neugebauer beim WSOP Main Event die Mission Titelverteidigung. Einen Poker-Doppelweltmeister gab es in diesem Jahrtausend noch nicht. Es gäbe also wieder etwas zu manifestieren...

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