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Warum Walkners Dakar noch härter wird

Matthias Walkner sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert:

Warum Walkners Dakar noch härter wird Foto: © GEPA

Am 2. Jänner geht für Matthias Walkner die bereits siebte Rallye Dakar seiner Karriere los - die zweite in Saudi-Arabien.

Nicht nur die Corona-Auflagen werden die härteste Aufgabe im Motorsport 2021 noch härter machen. Auf Walkner und Co. kommen sehr einschneidende Änderungen ihres Handwerks zu, die mangels einer Weltmeisterschaft im Vorjahr auch nie richtig erprobt werden konnten.

So dürfen die Motorräder nur mehr sechs Paar Reifen auf der gesamten Rallye verbrauchen, die fast 8.000 Kilometer umfasst - und trotz verschiedener Ansprüche der Strecke allesamt nur mehr von einem Typ. In der größten Materialschlacht des Motorsports eine Reduktion um rund zwei Drittel.

Als wäre das nicht schon eine einschneidende Änderung für sich, bleibt den Fahrern keine Zeit mehr, ihr wichtigstes (Überlebens-)Werkzeug genau zu studieren: Das Roadbook. Dieses wird zentral erstellt und im Gegensatz zu früher erst kurz vor dem Start der Etappen freigegeben.

Dadurch wird die gefährlichste Rallye der Welt fast zu einem Blindflug. Durch den sich die Verantwortlichen nicht nur mehr Chancengleichheit, sondern auch mehr Sicherheit durch eine Geschwindigkeits-Reduktion erhoffen.

Matthias Walkner hat seine Zweifel.

Mehr Sicherheit? Walkner bei Reifen skeptisch

"Es ist alles auf das Limit ausgelegt, das Motorrad auf Performance hin gebaut. Man versucht, alles auszureizen", gab der Salzburger vor seiner Abreise kurz nach Weihnachten zu bedenken.

"Wenn wir mit einem Reifen über 1.500km fahren müssen, macht es das nicht weniger gefährlich. Dann wird die Durchschnittsgeschwindigkeit eben um 3 km/h runtergehen, aber die Kontrollierbarkeit wird sich einschneidend verändern", denkt der Sieger von 2018. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurde ein Satz Reifen pro Tag verbraucht.

 

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Mit den Wüsten-Reifen - die logische Wahl - etwa eine Stein-Etappe zu absolvieren, werde auch "interessant", ist Walkner sicher.

KTMs Motorsport-Berater Heinz Kinigadner kann der Idee mehr abgewinnen: "Jeder Motorsport ist über die Reifen kontrolliert. Ein Valentino Rossi kann auch nicht durch jede Kurve sliden, sonst kommt er nicht durch. Ich darf von unseren Spitzenpiloten erwarten, dass sie sich das einteilen, der Reifen wird ja nicht von einer Kurve auf die nächste schlecht."

Natürlich würde es das Leben für die Fahrer schwerer machen, aber es gehe darum, die Risikobereitschaft zu senken.

Mehr Stress durch Roadbooks "unnötig"

Erst im Vorjahr verloren mit Paulo Goncalves und Edwin Straver gleich zwei Biker ihr Leben bei der Dakar. Verluste, die sich die Rallye trotz ihres Rufs nicht mehr leisten kann und will. Deswegen werden auch Airbags für alle Motorradfahrer verpflichtend.

"Wir sind letztes Jahr oft mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 auf Sicht gefahren. Das war gar nicht mehr so lustig, denn wenn da was passiert, macht es einen großen 'Tuscher'."

"Man muss diese Pflicht einführen, denn wir sind alle so auf Performance gepolt und gehen nicht von Stürzen aus. Aber so fühlt sich keiner benachteiligt", meint Walkner.

Mehr Gleichheit, die auch durch die Herausgabe des Roadbooks 20 Minuten vor Abfahrt sichergestellt werden soll. Dass den Fahrern nicht nur wohl beim Gedanken ist, ihr wichtigstes Instrument nur Minuten vor dem Ernstfall in Händen zu halten, ist naheliegend.

"Ich finde es unnötig, weil du es auch eine Stunde vorher hergeben könntest. So entsteht nur unnötiger Stress. Es gab letztes Jahr ein, zwei Fehler, die gleich aufgefallen sind. Fahrer und Veranstalter sind da gefragt, einen gemeinsamen Nenner zu finden", kritisiert der 34-Jährige.

Kinigadner sieht hingegen Vor- und Nachteile: "Wenn ein Fehler drin ist, ist es eine Katastrophe für denjenigen, der vorneweg fährt. Wenn es gut gemacht ist, erspart dir das drei Stunden Arbeit, die bisher immer dazugekommen sind."

Letztes Jahr war nicht mehr lustig

Foto: © GEPA

Immerhin: Der Veranstalter hat angekündigt, die Routenführung technisch anspruchsvoller und vor allem langsamer zu gestalten. "Wir sind letztes Jahr oft mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 auf Sicht gefahren. Das war gar nicht mehr so lustig, denn wenn da was passiert, macht es einen großen 'Tuscher'", erinnert sich Walkner.

So wird die Dakar 2021 unter dem Strich eine ganz eigene Herausforderung, die sich von den Vorjahren unterscheidet. Ob das ein Vorteil für die sportlichen Chancen Walkners ist, wird sich erst weisen.

Gut dabei war Walkner die letzten Jahre ja immer. Und so gut die Vorbereitung auch immer war: "Ich werde bei manchen Dingen immer wieder eines Besseren belehrt."

Da könnte eine chancengleiche Fahrt ins Ungewisse einem ehemaligen Sieger genausogut in die Karten spielen.

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