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Bagnaia: Welchen Traum sich der Weltmeister erfüllt hat

Neben dem WM-Titel fuhr der Ducati-Star in Valencia auch zum Rennsieg. Damit hat er sich ein Lebensziel erfüllt.

Bagnaia: Welchen Traum sich der Weltmeister erfüllt hat Foto: © getty

Es war ein Finale, das seinem Namen gerecht wurde.

14 Punkte trennten Francesco Bagnaia und Jorge Martin vor dem letzten MotoGP-Rennen der Saison in Valencia, letzten Endes behielt der italienische Ducati-Werksfahrer seine Krone und durfte über seinen zweiten WM-Titel in Folge jubeln. Der Rennbericht >>>

Die Entscheidung fiel bereits früh im Grand Prix, als der "Martinator" zu Sturz kam und ausschied. Der Weg dorthin war von Chaos geprägt - schon nach der ersten Runde hängte Martin Bagnaia im Nacken, setzte kurz darauf zum Überholmanöver an und rammte fast das Heck des Turiners.

Während dieser seine Führung weiter innehatte, fiel Martin auf Rang acht zurück. Aggressiv bahnte sich der Pramac-Fahrer seinen Weg an Alex Marquez und Maverick Vinales vorbei, ehe er gegen Marc Marquez zu spät kam, den Honda-Superstar in seinem letzten Rennen am Hinterrad traf und beide Piloten im Kiesbett landeten.

Trotzdem ließ es Bagnaia sich nicht nehmen, das MotoGP-Jahr mit seinem siebten Saisonsieg auf die bestmögliche Art und Weise zu beenden. "Es ist unglaublich. Ich fühle mich, als wäre ich am Höhepunkt angelangt, ich war nie glücklicher", jubelte Bagnaia am Sonntagnachmittag.

"Das war schon immer mein Ziel, mein Traum"

Damit erfüllte sich der 26-Jährige ein Lebensziel. "Das Ding ist, dass ich heute auch das Rennen gewonnen habe. Durch die Umstände (Martins Sturz, Anm.) war das zwar völlig nutzlos, aber das war schon immer mein Ziel, mein Traum. Ich wollte den Titelgewinn unbedingt mit einem Sieg klarmachen, daher bin ich verdammt glücklich."

Zwischenzeitlich wirkte der Rennsieg in weiter Ferne, kurz nach Martins Sturz zog das KTM-Duo Brad Binder und Jack Miller am Weltmeister vorbei. "Ich hatte Angst (zu stürzen, Anm.), weil mein Gefühl für die Front von Beginn an nicht korrekt war. Ich habe die KTMs dann einfach vorbeigelassen, um den Druck im Vorderreifen kontrollieren zu können."

Im Verkehr wurde sein Gefühl für das Vorderrad prompt wieder besser, zuvor hätte er das Gefühl gehabt, unter dem Mindestdruck zu fahren - das hätte Bagnaia eine Strafe eingebracht. "Eine Strafe zu bekommen, war leicht, ich war ja schon verwarnt. Ich war schon Weltmeister, aber ich wollte trotzdem keine Strafe", meinte der Italiener.

"Ich kann jetzt endlich durchatmen"

Bagnaia wurde im Rennverlauf wieder an die Spitze gespült, da Binder sich verbremste und unfreiwillig in den Long Lap fuhr. Dessen Teamkollege Jack Miller lag daraufhin in Führung, stürzte jedoch. In der Schlussphase musste der Weltmeister seinen Sieg noch gegen Johann Zarco und Fabio di Giannantonio verteidigen.

"Es war schon etwas unheimlich, weil mir in den letzten fünf Runden plötzlich sehr kalt wurde auf dem Motorrad. Ich habe mir große Sorgen um den Vorderreifen gemacht", beschrieb Bagnaia, der die Angriffe seiner Kontrahenten erfolgreich abwehren konnte.

"Ich kann jetzt endlich durchatmen. Das war kein einfacher Tag, ich stand unter enormen Druck. Daher bin ich jetzt umso glücklicher", erklärte Bagnaia seine Gefühlslage.

Dem Druck der Startnummer 1 standgehalten

Der Ducati-Pilot ist nach Valentino Rossi und Marc Marquez erst der dritte Pilot in der MotoGP-Ära, der seinen WM-Titel erfolgreich verteidigen konnte. Zudem konnte er dem Druck der Startnummer 1 standhalten, die letzte erfolgreiche Titelverteidigung mit dieser Nummer gelang Mick Doohan 1998.

"Ich fühle mich gut damit, das ist fantastisch", scherzte Bagnaia auf diese historischen Erfolge angesprochen, nur um dann aber gleich wieder ernst zu werden.

"Ich könnte nicht zufrieden damit sein, Zweiter zu werden. Die Startnummer 1 bedeutet, dass du auch zeigen musst, dass du die Nummer eins auf der Strecke bist. Das ist uns dieses Jahr bestens gelungen, im zweiten Teil der Saison vielleicht sogar noch mehr."

Zwar büßte Bagnaia just im letzten Saisondrittel viele Punkte auf WM-Rivale Martin ein, aber: "Es ist uns immer gelungen, am Sonntag im Hauptrennen schneller und konstanter zu sein. Dort gibt es die Mehrheit der Punkte", stellt der Mann aus dem Piemont klar und sagt abschließend:

"Wir konnten letztes Jahr schon stolz auf uns sein, dieses Jahr können wir aber noch stolzer sein. Wir haben viele Fehler gemacht, hatten auch Pech und haben den Titel trotzdem verteidigt. Darauf können wir sehr stolz sein!"

Jorge Martin: "Das wird mir sicher eine wichtige Lektion sein"

Ebenfalls stolz auf seine Saison konnte Jorge Martin sein, obwohl er seinen WM-Traum nach einem Crash mit Marquez im Kiesbett von Valencia begraben musste.

Schon zuvor kam es beinahe zur Kollision mit Bagnaia, der Spanier erklärt dazu: "Ich wollte Pecco überholen. Es war keine einfache Stelle, fühlte sich aber nach der besten Möglichkeit an, um das Rennen zu verändern. Dann habe ich aber gesehen, dass es zu kompliziert und riskant wird."

Daher wollte er hinter dem Italiener bleiben, "ich wurde aber vom Windschatten angesaugt. Ich dachte, dass ich in ihn krachen würde und habe schon einen großen Unfall gesehen."

Seine Aufholjagd wurde jäh gestoppt, zuvor ließ sich der "Martinator" sichtlich von Vinales aus der Ruhe bringen, der seinen sechsten Platz nicht kampflos aufgeben wollte. "Ich habe mich viel stärker als die anderen gefühlt. Vielleicht hätte ich rückblickend etwas geduldiger sein sollen und mir mehr Zeit lassen", so Martin.

Doch der Vize-Weltmeister richtet seinen Blick bereits auf 2024 und betont: "Ich will das jetzt vergessen. Für die Zukunft wird mir das aber sicher eine wichtige Lektion sein. Wir sind als Team noch enger zusammengerückt und können um weitere Weltmeisterschaften kämpfen."


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