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Red Bull Junior Team: Wer hat das Zeug zum Formel-1-Fahrer?

Aus der Red-Bull-Talenteschmiede schafften es in der Vergangenheit immer wieder junge Fahrer in die Formel 1. Die nächsten stehen schon parat.

Red Bull Junior Team: Wer hat das Zeug zum Formel-1-Fahrer? Foto: © getty

Was haben Sebastian Vettel, Max Verstappen, Pierre Gasly und Alexander Albon gemeinsam?

Sie alle schafften als Fahrer des "Red Bull Junior Teams" ihren Durchbruch in der Formel 1. Das Entwicklungsprogram von Helmut Marko ist im Paddock sehr angesehen, auch wenn die anderen Teams in den letzten Jahren nachgezogen haben. So verhalf Williams seinem Junior Driver Logan Sargeant in dieser Saison zu einem Cockpit in der Königsklasse.

Mit Carlos Sainz, Yuki Tsunoda und den vier oben genannten Fahrern standen im vergangenen Jahr sechs Piloten aus der Red-Bull-Talenteschmiede in der Formel 1 unter Vertrag. Zur neuen Saison entschied sich das B-Team AlphaTauri nach dem Abschied von Gasly allerdings für keinen der aktuellen Nachwuchsfahrer, sondern gibt dem ehemaligen Mercedes-Junior Nyck de Vries eine Chance.

Dass der 28-jährige Niederländer großes Potential besitzt, ist unumstritten. Die zwölf vielversprechenden Talente, die sich derzeit im Red-Bull-Kader tummeln, müssen sich daher mit ihrem großen Traum von der Formel 1 gedulden.

LAOLA1 wagt einen Blick in die Zukunft und beurteilt die Chancen der Youngster, sich diesen in den nächsten Jahren zu erfüllen.


Liam Lawson:

Der Neuseeländer ist seit 2019 Teil des Juniorprogramms und von allen Talenten in seiner Entwicklung wohl am weitesten. Nach zwei soliden Jahren in der Formel 3 (P11 in 2019, P5 in 2020) fuhr der 21-Jährige in seiner Formel-2-Premierensaison auf Platz neun.

Gleichzeitig startete Lawson 2021 in der DTM und maß sich dort bereits mit gestandenen Rennfahrern. Auch wenn er mit Tourenwagen zuvor keine Erfahrungen sammeln konnte, schlug sich das Talent hervorragend und verlor erst im kontroversen Saisonfinale den sicher geglaubten Titel, als er in der ersten Kurve vom Südafrikaner Kelvin van der Linde abgeschossen wurde.

Im Vorjahr konzentrierte sich Lawson einzig auf die Formel 2 und schloss die Saison als Dritter ab. Nun wagt Lawson den Sprung nach Japan in die Super Formula. Dieser Schritt ist für Red-Bull-Talente kein unüblicher, auch Pierre Gasly überbrückte nach seinem F2-Titel 2016 ein Jahr in der japanischen Serie, ehe ein Formel-1-Cockpit frei wurde.

Lawson könnte einen ähnlichen Werdegang wie der Franzose hinlegen. Sollte sich 2024 eine Chance ergeben, wäre er Stand jetzt vermutlich der erste Kandidat.

Formel-1-Chance: 80 Prozent

Ayumu Iwasa:

Dass Red Bull dank seiner Verbindung zu Honda auch japanische Talente fördert, ist bekannt. Mit dem Einstieg von Ford als Technikpartner dürften sich Iwasas Aussichten auf ein Formel-1-Cockpit jedoch eher verschlechtert haben.

Auch wenn der engültige Abschied Hondas erst 2026 erfolgen wird, wird der Japaner selbst im Falle eines Abgangs von Yuki Tsunoda wohl nicht mehr auf seine Nationalität setzen können. Der Markt bleibt für die Formel 1 dennoch attraktiv, wodurch sich womöglich auch eine Chance bei einem anderen Rennstall auftun könnte.

Iwasa ist seit 2021 Teil des Junior-Teams. Nach einer durchwachsenen Saison in der Formel 3 (Platz 12) folgte 2022 der Aufstieg in die Formel 2 zum arrivierten Nachwuchsteam DAMS, welches in der Vergangenheit bereits öfters auf Red-Bull-Talente setzte (Pierre Gasly, Juri Vips). 

Der 21-Jährige schlug sich in seiner Premierensaison erstaunlich gut, feierte gegen Ende des Jahres sogar zwei Siege und beendete die Meisterschaft auf dem fünften Gesamtrang. Für 2023 hat sich der Youngster viel vorgenommen und zählt zu den Titelfavoriten, liegt nach den ersten beiden Wochenenden als Gesamt-Dritter auch nur zwei Punkte hinter dem Führenden. In Jeddah gewann er das Sprintrennen.

Formel-1-Chance: 50 Prozent

Dennis Hauger:

Der Norweger Dennis Hauger stand schon in verschiedensten Nachwuchsklassen als Red-Bull-Junior am Start und gilt als außergewöhnliches Talent, auf das vor allem Helmut Marko große Stücke hält. Nicht umsonst fährt der Skandinavier bereits seit 2018 mit Red-Bull-Unterstützung und ist damit länger Teil des Programms als die übrigen Juniors.

Seinen größten Erfolg feierte Hauger 2021, als er sich mit beachtlichen Vorsprung den Titel in der Formel 3 sicherte. Dabei erlebte er im Jahr zuvor eine eher enttäuschende Saison, in der er am Ende nur auf Platz 17 landete und es nur zweimal in die Punkteränge schaffte.

Dennis Hauger wird eine große Zukunft nachgesagt
Foto: © getty

Ähnlich wie in der Formel 3 soll es dem 19-Jährigen nun auch in der Formel 2 ergehen. Nach Platz 10 in der Vorsaison geht man heuer mit Titelambitionen an den Start. Für dieses Unterfangen wechselte Hauger im Winter zu MP Motorsport, jener Rennstall, der mit Felipe Drugovich 2022 die Fahrerwertung sowie die Konstrukteurswertung gewann.

Der Norweger scheint also immer etwas Zeit zu benötigen, um sich an eine neue Rennserie zu gewöhnen. Sollte er es seinem brasilianischen Vorgänger nachmachen und sich 2023 zum Formel-2-Meister krönen, stehen ihm wohl alle Türen offen. Mit dem Sieg im Sprintrennen von Australien zeigte Hauger nun auch seine Siegfähigkeit in der Klasse erneut auf.

Formel-1-Chance: 80 Prozent

Jak Crawford:

Der blutjunge US-Amerikaner ist mit 17 Jahren in seiner Entwicklung bereits deutlich weiter fortgeschritten als viele seiner Konkurrenten. Zusammen mit Ferrari-Junior Oliver Bearman geht Crawford als einziger 2005er-Jahrgang in diesem Jahr in der Formel 2 an den Start.

Seit 2020 ist Crawford Teil des Junior-Teams, 2021 verhalf Red Bull dem damals 15-Jährigen zu einem Cockpit in der Formel 3. In seiner ersten Saison ließ das Talent gleich mit seinem ersten Podestplatz aufhorchen, ein Jahr später folgte der erste Sieg sowie Platz sieben in der Endabrechnung. 

Nun folgt also der Schritt in die Formel 2 zu Hitech Grand Prix. Obwohl Crawford theoretisch noch einige Jahre in den Nachwuchsklassen Erfahrung sammeln könnte, kommt ihm der aktuelle Trend der Königsklasse, sich mehr und mehr am amerikanischen Markt breit zu machen, entgegen. Mit Logan Sargeant hat es heuer nach langer Zeit wieder ein US-Amerikaner in die Formel 1 geschafft, Crawford könnte schon bald der nächste sein.

Formel-1-Chance: 50 Prozent

Isack Hadjar:

Etwas unter dem Radar hat sich der junge Franzose in den letzten Jahren seinen Weg in den Nachwuchsklassen hochgekämpft. Red Bull wurde im Sommer 2021 auf Hadjar aufmerksam, nachdem dieser in der heimischen Formel 4 um den Titel fuhr.

In seiner Premierensaison in der eng umkämpften Formel 3 fuhr der 18-Jährige 2022 stets um die Spitzenplätze mit und schloss das Jahr in der Gesamtwertung auf Platz vier ab. Heuer steigt er mit seinem Team Hitech in die höchste Nachwuchsklasse auf und wird damit Teamkollege von Jak Crawford.

Das direkte Duell mit dem US-Amerikaner könnte für den Rookie richtungsweisend werden. Generell wimmelt es in Frankreich derzeit nur so an Motorsport-Talenten, was die Lage für Hadjar nicht erleichtert. Mit Esteban Ocon und Pierre Gasly ist das französische Formel-1-Team Alpine längerfristig gut aufgestellt, zudem gesellen sich mit Supertalent Theo Pourchaire (Sauber Academy) und dem amtierenden F3-Champion Victor Martins (Alpine Academy) zwei weitere designierte Formel-1-Piloten dazu.

Formel-1-Chance: 15 Prozent

Enzo Fittipaldi:

Der Enkel des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi dockte auf seinem Weg, in die Fußstapfen seines Großvaters zu treten, erst im November im Red Bull Junior Team an. Zuvor war er von 2016 bis 2021 Teil der "Ferrari Driver Academy". Mit 21 Jahren hat Fittipaldi schon viel Erfahrung in diversen Nachwuchsklassen sammeln können und zählt zu den älteren Talenten im Programm.

Der Brasilianer stieg Mitte 2021 in die Formel 2 auf und schloss die vergangene Saison auf einem respektablen achten Platz ab. Trotz seines "hohen" Alters sieht Red Bull ihn ihm noch großes Potential, welches er in dieser Saison jedoch erfüllen muss, um sich ernsthaft für einen Platz in der Königsklasse zu empfehlen.

Die Konkurrenz ist bekanntlich sehr groß, weswegen der Weg in die Formel 1 für Fittipaldi trotz seines Namens kein Selbstläufer wird.

Formel-1-Chance: 10 Prozent

Zane Maloney:

Maloney ist ein weiterer Newcomer im Nachwuchsprogramm, der 2023 erstmals mit Red-Bull-Unterstützung an den Start gehen wird. Das junge Talent aus Barbados machte letzte Saison in der Formel 3 auf sich aufmerksam, als er dank eines starken Saisonfinishs mit drei Hauptrennsiegen in Folge nur knapp hinter Champion Victor Martins Platz zwei belegte. 

In diesem Jahr wird sich der 19-Jährige in der Formel 2 mit vielen seiner Red-Bull-Stallkollegen messen. Bei Carlin trifft er auf Enzo Fittipaldi und sorgt damit für das zweite Red-Bull-interne Duell in der Nachwuchsklasse.

Zudem hat sich Maloney einen der drei Plätze als offizieller Red-Bull-Reservefahrer gesichert (neben Liam Lawson und Dennis Hauger), was ihm einerseits zwar zu keinen großen Sprüngen verhelfen wird, andererseits aber doch sein Standing im Junior-Team aufzeigt. Die Formel 1 ist für ihn noch ein Stück weit entfernt.

Formel-1-Chance: 20 Prozent

Die weiteren Zukunftsaktien:

Der bekannteste Name in Red Bulls Talenteteam ist seit heuer Sebastian Montoya. Der Sohn des siebenfachen Formel-1-Rennsiegers Juan Pablo Montoya geht 2023 in der Formel 3 an den Start. Dazu gesellen sich mit dem Briten Arvid Lindblad, dem Japaner Souta Arao, dem Franzosen Enzo Deligny und dem Thailänder Enzo Tarnvanichkul vier weitere hochveranlagte Youngster, die sich in den kommmenden Jahren den steinigen Weg durch die Nachwuchsklassen hocharbeiten wollen.

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