news

Berger feiert Formel-1-Jubiläum: "War bis zuletzt siegfähig"

Vor fast 25 Jahren erlebte Gerhard Berger seinen letzten Auftritt in der Formel 1. Der Ex-Pilot erinnert sich gemeinsam mit LAOLA1-Experte Gerhard Kuntschik.

Berger feiert Formel-1-Jubiläum: Foto: © GEPA

Die Frage kam für ihn selbst überraschend. Denn Gerhard Berger kann, wie fast alle Motorsportler, wenig mit Statistiken und Jubiläen anfangen.

Also wunderte er sich ein wenig, als er von mir zu seinen Erinnerungen an den 26. Oktober 1997 befragt wurde. Nicht wegen des österreichischen Nationalfeiertags, sondern wegen seines 210. und letzten Formel-1-Rennens.

25 Jahre vergingen seither rasend schnell. Die letzten fünf bewältigte Berger (63) als Inhaber und Chef des DTM-Veranstalters ITR höchst erfolgreich. Über seine letzte Saison als F1-Pilot kamen die Erinnerungen nach und nach wieder hoch.

Berger: "War auch nicht mehr auf dem besten Level"

"Schwierig war die Saison hauptsächlich deswegen, weil ich wusste, dass die Karriere zu Ende gehen würde und ich damit zurechtkommen müsste", erzählt Gerhard. Du willst einerseits diesen Lebensabschnitt nicht gern verlassen, andererseits spürst du, dass dein Körper nicht mehr mitspielt" (Berger war damals 38, Anm.).

Parallel dazu sei eine Leistungsschwankung gekommen. Die führt Berger heute auch auf die Umstände bei Benetton zurück - er war gemeinsam mit Jean Alesi Ende 1995 von Ferrari im Tausch mit Michael Schumacher zur Briatore-Mannschaft gekommen. "Michael nahm die besten Kräfte, Ross Brawn, Rory Byrne und andere, mit zu Ferrari. Benetton begann zu zerbröckeln. Die Schlüsselspieler waren weg, damit war Benetton nicht mehr auf dem Niveau von vorher."

Doch Berger gibt auch zu: "Ich selbst war auch nicht mehr auf dem besten Level, weil ich monatelang an der chronischen Kieferhöhleneiterung laborierte."

Die zwang den Wörgler sogar längere Zeit im Frühsommer in die Emco-Klinik auf dem Halleiner Dürrnberg. Eine Auszeit, die Alex Wurz als Benetton-Ersatzmann seine ersten drei Grands Prix und sein erstes Podium in Silverstone bescherte.

"Dazu kam im Sommer der Flugzeugabsturz meines Vaters. Das war schon etwas viel Belastung für einen Sportler am Karriereende", bestätigt er, "deshalb sehe ich meine letzte Saison mit gemischten Gefühlen."

Glanzstunde in Hockenheim

Dann kam das Comeback nach allen Problemen mit einem dominierten Wochenende in Hockenheim.

Berger: "Das war wirklich ein besonders emotionales. Kurz vorher wurde mein Vater Johann beerdigt. Die Stimmung im Team war nicht gut. Alle Fakten sprachen gegen einen Erfolg, ich schaffte die Pole und meinen letzten F1-Sieg mit schnellster Runde. Das war für mich auch eine Lehre fürs Leben, denn an diesem Wochenende sah ich, dass man im Kopf und mit Willen Dinge verändern kann. Das ist für einen Sportler extrem wichtig. Lewis (Hamilton) und Ayrton (Senna) sind die besten Beispiele, was du im Kopf alles ändern kannst, um erfolgreich zu sein. Bei mir klappte es damals, aber ich hatte darin keine Konstanz."

Dass 1997, das Jahr der Österreich-Rückkehr in die Formel 1 mit dem neuen A1-Ring, sein letztes als Aktiver sein würde, "wurde mir in der ersten Saisonhälfte so schleichend klar. Ich fühlte mich bei Benetton nicht mehr gut aufgehoben – schon bei einigen Personen, aber generell nicht mehr. Rückblickend war es das einzige Team meiner Karriere, in dem ich mich nicht wirklich wohl fühlte, obwohl die Einstellung Anfang 1996 sehr positiv war."

Finale von Jerez

An seinen letzten Grand Prix, das berühmte Finale in Jerez de la Frontera mit Schumachers Foul gegen den neuen Weltmeister Jacques Villeneuve, denkt Berger "mindestens genauso emotional wie an den letzten Sieg." Er hätte da immer noch den Speed für den Sieg gehabt, glaubt Berger.

"Ich hing lang hinter Irvine im Ferrari fest, verlor beim Überholen viel Zeit, konnte aber zur Spitze aufschließen. In Jerez ist das Überholen sehr schwierig, darum kam ich an Villeneuve, Coulthard und Häkkinen nicht mehr vorbei und wurde nur Vierter."

Mit 1,9 Sekunden Rückstand auf Sieger Häkkinen, aufs Podium fehlten elf Hundertstel! "Das Positive war, dass ich bis zum letzten Antreten konkurrenzfähig war und hätte gewinnen können", sagt Berger, "so stellt man sich seinen Abgang vor."

Berger überlegte NASCAR-Einstieg

Und dann erzählt Gerhard doch Überraschendes. Nicht, dass er nie ernsthaft an ein F1-Comeback gedacht hätte, aber versucht war, Neues zu probieren. "Ich überlegte kurz, in die NASCAR in den USA einzusteigen. Ich war 1998 drüben, machte sogar eine Sitzprobe bei Penske in Charlotte. Mike Kranefuss (langjähriger Ford-Motorsportchef, Anm.) hatte es eingefädelt. Aber ich merkte, meine Batterien waren leer, also ließ ich es sein."

Stattdessen wurde der Tiroler Manager – und in Kitzbühel Ende 1998 als neuer Sportdirektor von BMW präsentiert. Die Folge: Der BMW-Prototyp gewann mit Bergers alten Freunden vom Team Schnitzer und Williams-Know-how 1999 die 24 Stunden von Le Mans.

Berger war schnell zurück auf der Siegerstraße.


Kommentare