Vom großen Duell der Formel 1 bleibt nach dem Grand Prix von Australien vorerst nicht viel übrig.
Red Bull fehlte die Pace, den ungefährdeten zweiten Saisonsieg von Charles Leclerc zu verhindern. Schlimmer noch: Max Verstappen sah zum bereits zweiten Mal nach einem technischen Defekt die Ziellinie nicht, was ihn frustrierte (HIER nachlesen>>>).
Der Titelverteidiger musste sein Auto nach 39 Runden mit einem Benzinleck abstellen und bleibt auf den 25 WM-Punkten, die er für den Sieg in Saudi-Arabien einheimste, sitzen, während sein Ferrari-Rivale mit nun 71 Zählern deutlich davonzog.
Red-Bull-Berater Helmut Marko kann dem Siegerteam nur Beifall spenden. "Ferrari war hier - da kann man nur gratulieren - eine Klasse für sich", sagte der Steirer.
Melbourne habe zwei Probleme aufgedeckt: Die mangelnde Zuverlässigkeit und Probleme mit dem Reifenmanagement. "Aufgeben tun wir nicht, aber es war ein herber Rückschlag."
Ein neues Problem am Auto
Es warte viel Arbeit auf das Team, sagte Marko im "ORF". Es sei bei Verstappen eine Menge Benzin ausgetreten. "Das war aus dem Blauen heraus", so der 78-jährige Ex-Rennfahrer.
Die Ursache kenne man intern noch nicht, es müsse aber "etwas Gravierendes gewesen sein". Schon beim Auftakt in Bahrain hatte es Probleme mit dem Benzinsystem gegeben, beide Autos blieben vor Ende des Rennens stehen. An einen unmittelbaren Zusammenhang wollte Marko allerdings nicht glauben.
"Damals ist kein Benzin zum Motor gekommen, jetzt ist Benzin nach außen gekommen."
Nicht nur die Standfestigkeit ein Problem
"Es sind schwere Zeiten, die vor uns stehen. Aber wir bekommen ein Update, wenn das so gut wie unser erstes funktioniert und wir das Gewicht runterbekommen, müsste uns das auf Ferrari-Höhe bringen."
Die bescheidene Standfestigkeit sei aber nur das eine von zwei Problemfeldern bei Red Bull Racing. Wie Marko ausführte, hatten Verstappen und der Melbourne-Zweite Sergio Perez im Rennen keine Chance gegen den Ferrari von Leclerc. Verstappen und Marko führten das auf die schnellere Reifenabnutzung zurück.
"Wir hatten ein sehr starkes Graining, ich glaube eines der stärksten. Mercedes war phasenweise von der Rundenzeit besser als wir", erklärte Marko. Zwischen drei und vier Zehntel habe Ferrari Red Bull pro Runde abgeknöpft.
"Wir sind nicht in der Lage, so schnell und so leicht ins richtige Reifenfenster zu kommen wie Ferrari. Wir sind deutlich schwerer als Ferrari, ein Gewichts-Handicap von mindestens zehn Kilo. Auf Zeit umgerechnet sind das drei Zehntel", verwies Marko auf einen Rückstand, den er "alarmierend" nannte.
Ferrari sei "ohne jegliche Graining-Probleme gefahren" und habe das Tempo an der Spitze locker kontrollieren können. Wann immer Verstappen attackierte, hätte Leclerc zulegen können.
Imola-Update schneller, aber auch zuverlässiger?
Die höheren Temperaturen am Sonntag könnten ihren Teil zur Reifenmisere beigetragen haben. "Das müssen wir noch genau untersuchen, irgendwas muss es sein. Weil die Long-runs waren ja an und für sich gut, aber die Temperatur war mehr als zehn Grad höher. Vielleicht ist es daran gelegen. Wir haben es ja bei beiden Autos gehabt", sagte Marko.
Freuen konnte er sich allerdings über den zweiten Platz von Perez: "Das erwarten wir von ihm. Er hat sich heuer im Qualifying deutlich gesteigert und im Rennen ist er auch dabei."
Das dritte von mindestens 22 Rennen sei aber klarerweise noch kein Zeitpunkt, die Flinte ins Korn zu werfen. So sind auch 41 Punkte nur ein relativer Rückstand.
"Wir waren mit Sebastian Vettel schon einmal 60 Punkte hinten und haben die WM noch gewonnen. Aufgeben tun wir noch nicht."
Zumal in Imola ein Update kommen wird, wie Marko bei "Sky" noch ergänzte: "Gewicht runter ist eine Frage des Geldes und der Zuverlässigkeit, mit dem 'Cost Cap' ist das ein schwieriger Spagat. Es sind schwere Zeiten, die vor uns stehen. Aber wir bekommen ein Update, wenn das so gut wie unser erstes funktioniert und wir das Gewicht runterbekommen, müsste uns das auf Ferrari-Höhe bringen", erhoffte der "Doktor".
"Aber zuerst müssen wir die Zuverlässigkeit lösen. Es hilft dir der ganze Speed nichts, wenn du nicht ins Ziel kommst."
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