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Fortsetzung der Ferrari-Tristesse in Baku

Wieder schnell im Training, wieder weit weg vom Sieg: Ferrari auf Selbstfindung.

Fortsetzung der Ferrari-Tristesse in Baku Foto: © getty

Wieder schien Ferrari beim Grand Prix von Aserbaidschan vor den "wichtigen" Sessions eines Formel-1-Wochenendes wie der Favorit. Wieder zieht die Scuderia unzufrieden von einem Rennen von dannen.

Mit den Rängen drei für Sebastian Vettel und fünf für Charles Leclerc holten die Italiener sicher nicht jenes Ergebnis heraus, welches das Material zugelassen und die eigenen Ansprüche verlangt hätten. Letzten Endes war es aber fast ein Maximum, das aus den mäßigen Voraussetzungen nach dem Qualifying herausgeholt wurde.

Diese suboptimale Ausgangslage war teilweise auch selbst verschuldet: Charles Leclerc warf sein Auto nach klaren Trainingsbestzeiten in Q2 in die Mauer und musste - ohnehin schon leicht durch Strafversetzungen der Konkurrenz begünstigt - von Rang acht ins Rennen gehen.

Als einziger Fahrer mit Medium-Reifen ins Rennen gegangen, versuchte Leclerc sein Glück mit einer radikal anderen Strategie. Diese Herangehensweise ging nicht auf, auch wenn sie dem Monegassen einige Führungsrunden bescherte.

In Führung liegend konnte der Youngster seinen Vorsprung auf den alten Pneus aber nicht ausbauen, wurde von der Konkurrenz auf frischen Mediums wieder durchgereicht und konnte vom langen Anfangs-Stint nicht profitieren.

So wurde der Ferrari-Neuzugang ein weiteres Mal zum tragischen Helden der Fans.

Hat Ferrari zu lange gewartet?

Die Hauptursache für das ausbaufähige Abschneiden lag freilich im selbstverschuldeten Qualifying-Unfall, dennoch zeigte sich Leclerc auch mit dem Grand Prix selbst nicht zufrieden.

"Auf Medium zu starten, ist nicht das Optimum gewesen", so der 21-Jährige. "Wenn du führst, hoffst du natürlich auf mehr."

Als sich bereits abzeichnete, dass die Strategie nicht aufgehen würde, musste Leclerc dennoch auf der Strecke bleiben und alles aus seinen Mediums herausholen, obwohl ein baldiger Boxenstopp immer attraktiver erschien, als das spätere Podiums-Trio wieder vorbeiging.

Doch das Team entschied sich dagegen - weil nicht klar war, ob die Soft-Reifen die noch ausständigen 17 Runden überstehen würden. Darunter litten seine Rundenzeiten noch weiter, bis auch keine Chance auf Platz vier mehr da war.

Leclerc bleibt in der WM dran

Diese Entscheidung seines Teams kommentierte Leclerc weder positiv noch negativ, nachdem er an den letzten Rennwochenenden schon Unzufriedenheit mit dem Umgang mit ihm durchblitzen ließ: "Sie haben mehr Daten als ich im Auto. Die muss ich mir erst ansehen, bevor ich einen Kommentar abgebe."

Am Ende ergab sich die Situation, dass auf den sechstplatzierten Sergio Perez so viel Puffer da war, dass sich Leclerc noch einen zweiten Boxenstopp für frische Softs leisten konnte und so zumindest den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde abstaubte.

Mit 47 Punkten bleibt Leclerc als Fünfter der WM vor den Europa-Rennen damit in Schlagdistanz zu den Fahrern vor ihm, vor allem zum Teamkollegen: Sebastian Vettel liegt trotz vermeintlicher Bevorzugung des Teams in den ersten Läufen nur fünf Zähler vor seinem Neo-Partner.

Vettel auf Performance-Suche

Apropos Vettel - auch dem war die Zufriedenheit nach seinem dritten Rang nicht gerade ins Gesicht geschrieben. Der große WM-Herausforderer ist nach den ersten vier Rennen trotz guter Wintertests auf sportlichem Selbstfindungs-Trip.

"Es gibt noch einige Arbeit für mich und das Team, wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen. Wir waren in den ersten Rennen durchschnittlich", beschönigt der Deutsche nichts.

Die gute Hoffnung für die Scuderia: Das nächste Rennen steigt in Barcelona. Und auf dem Circuit de Catalunya beeindruckten die Roten im Winter, waren bei den ersten Tests klar die erste Kraft.

Nun müssen sie diese Performance auch endlich in jene Sessions übertragen, in denen es wirklich zählt.

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