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Formel-1-Crash: "Das müssen wir vermeiden"

Zhou-Crash war Bestätigung und Mahnung zugleich. Entwicklung darf nicht stoppen:

Formel-1-Crash: Foto: © getty

Viel hat nicht gefehlt. Beinahe hätte sich Silverstone 2022 in der Geschichte der Formel 1 neben Imola 1994 setzen können.

Einem einfachen Carbon-Bogen ist es zu verdanken, dass am Montag nach dem Grand-Prix-Wochenende in Großbritannien über ein spannendes Rennen und nicht über zwei tote Fahrer gesprochen werden darf.

Der heftige Überschlag von Zhou Guanyu am Start des F1-Rennens (HIER nachlesen>>>) ließ fast vergessen, dass Stunden zuvor auch in der Formel 2 Roy Nissany einer Enthauptung durch das Auto von Dennis Hauger nur durch die Sicherheits-Einrichtung entging, die den Spott über ihr Aussehen nach der Einführung 2018 schnell ablegen konnte.

Es waren zwei Zwischenfälle, die sich in ihrer Entstehung einfach nicht verhindern lassen. Haugers Auto hob am Kerb gerade hoch genug ab, um die wenigen Zentimeter auf Kopfhöhe zu springen. Zhous Überschlag war die Folge eines Sandwiches und einer Hinterrad-Berührung.

Aber noch vor wenigen Jahren wären die Auswirkungen fatal gewesen. Und dabei mussten sich die Verantwortlichen hinter Halo gegen Kritiker durchsetzen, die mittlerweile verstummt sind.

Zhou schaut schon auf Spielberg

So bleibt Silverstone die positive Erinnerung, dass die Formel 1 immer noch relevante Innovationen liefern kann. In Zeiten, in denen ihre Daseinsberechtigung immer wieder in Frage gestellt wird.

Denn Zhou kann seinen Blick schon nach Spielberg richten - das wäre längste Zeit in den 72 Jahren Formel-1-Geschichte undenkbar gewesen: "Ich bin schärfer als je zuvor darauf, wieder auf die Strecke zu kommen und zu tun, was ich liebe", bekräftigte der Chinese, der schon am Ende des Rennens wieder putzmunter im Paddock zu sehen war.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Sieger Carlos Sainz den Unfall noch gar nicht gesehen. Der Spanier verzichtete darauf, um sich auf sein Rennen konzentrieren zu können. Im Angesicht des Ausgangs die richtige Entscheidung: "Als ich es dann auf dem Podium gesehen habe, war ich geschockt."

Vettel: "Wie auf der Autobahn"

Das Risiko fährt immer mit. Das auch einmal ausblenden zu müssen, ist Part des Fahrer-Jobs.

Aber die Risiken werden laufend minimiert, wie auch Zhou wohlwollend feststellte: "Mein Dank gehört definitiv der FIA und der Formel 1. Für die Arbeit, die sie schon getan haben und weiter machen, um die Sicherheit unserer Autos zu erhöhen. Heute hat mich Halo gerettet. Und es hat gezeigt, dass jeder Schritt, den wir machen, echte und wertvolle Ergebnisse liefert."

Denn krachen wird es in der "Königsklasse" immer wieder einmal. "Es geht schnell. Man hat nicht viel Zeit zu überlegen. Es braucht einen kleinen Fehler und dann knallt es. Es ist wie auf der Autobahn", so Sebastian Vettel.

Russell macht sich weitere Gedanken

Ausgezeichnet hat sich auch George Russell. Dessen Heimrennen beim Startcrash endete ebenfalls jäh. Daran verschwendete der Brite keinen Gedanken, er sprang aus seinem Mercedes, um nach Zhou zu sehen.

Nach dem Rennen machte sich der Mercedes-Youngster nicht zuletzt aufgrund seiner Rolle als GPDA-Vorsitzender auch seine Gedanken darum, wie die nächsten Sicherheits-Schritte der Formel 1 aussehen müssen.

"Er steckte da fest und konnte nichts machen. Wir müssen vermeiden, dass ein Auto in so einer Position hängen bleiben kann. Das war beängstigend. Nicht nur für ihn, sondern auch für die Zuschauer", so Russell.

Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte der Fangzaun nachgegeben. Oder wäre ein Feuer ausgebrochen. Hier war einmal mehr bloß das nötige Glück dabei.

Je weniger sich die Formel 1 auf dieses Glück verlassen muss, desto besser.

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