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"Renngötter" hieven Red Bull zurück in den Olymp

Zurück am Thron! Genugtuung nach Jahren an Arbeit - und dem Honda-Risiko.

Red Bull Racing ist zurück am Thron der Fahrer-Weltmeisterschaft. Max Verstappen hat den Bann gebrochen und erstmals seit 2014 als ein Pilot den WM-Titel geholt, der nicht in einem Mercedes sitzt.

Seit der Serie von Sebastian Vettel zwischen 2010 und 2013 gingen alle Pokale an einen Mercedes-Fahrer, jetzt wandert zumindest diese Auszeichnung wieder zu Red Bull - und damit ist auch Österreich zurück an der Spitze der "Königsklasse".

Zwar konnten die "Bullen" den rekordbringenden achten Konstrukteurs-Titel von Mercedes nicht verhindern, aber das tut der Party in Abu Dhabi keinen Abbruch. Insbesondere bei den Hauptverantwortlichen dafür, dass Verstappen seit 2016 im Red Bull sitzt: Teamchef Christian Horner und Motorsportchef Helmut Marko, die schon bei der ersten goldenen Ära des Rennstalls Anfang des letzten Jahrzehnts an der Spitze standen.

"Das geht weit über 2010 (erster Titelgewinn mit Vettel, Anm.) hinaus. Wir haben hart darauf hingearbeitet. Die ganze Hybrid-Ära, der Wechsel von Renault zu Honda, mit denen wir es dann geschafft haben, Mercedes zu gefährden. Auch die Devise beim Chassis, alles zu machen, damit Max den Titel gewinnt. Es war alles darauf ausgerichtet...", schwärmte Marko im "ORF"-Interview.

Honda: Ein Risiko, das aufging

Diese Honda-Entscheidung haben wir in Österreich alleine getragen, und die war nicht allgemein willkommen. Dass alles so ausgegangen ist, ist eine Genugtuung. Das ist eine andere Sphäre, so eine Dominanz wie die von Mercedes zu brechen

Helmut Marko

Besonders die Ehe mit Honda, die in Abu Dhabi still und heimlich zu Ende ging, war ein richtiger "Gamble". Die Japaner krebsten bei ihrer Rückkehr mit McLaren trotz hoher Ambitionen als Pleiten-, Pech- und Pannentruppe am Ende des Feldes herum, aber bei Red Bull herrschte Vertrauen. Zumal das Tischtuch mit Langzeit-Partner Renault Ende 2018 zerschnitten war.

Das Risiko ging auf, Red Bull wurde mit Honda zum Titelanwärter und legte nebenbei für die Zukunft den Grundstein, künftig einen eigenen Motor an den Start zu bringen. Es war eine Entscheidung, für die sich Marko mitverantwortlich zeichnete.

"Diese Honda-Entscheidung haben wir in Österreich alleine getragen, und die war nicht allgemein willkommen. Dass alles so ausgegangen ist, ist eine Genugtuung. Das ist eine andere Sphäre, so eine Dominanz wie die von Mercedes zu brechen", schickte der "Doktor" einen letzten Dank nach Japan.

Nach all dem Pech nun Glück

Doch all die langen Vorbereitungen, einen Anlauf zur Weltmeisterschaft zu nehmen, waren beim Finale vergessen. Es ging nur mehr um dieses eine Rennen, und auch am Kommandostand wurden alle Höhen und Tiefen des unglaublichen Finales mitgemacht.

Das am Start erst mit einer "Watsche" für den Polesitter begann. Nach einer schlechten Reaktion Verstappens ging die Führung sofort an Lewis Hamilton über.

"Max war übereifrig, es hat die Gänge durchgedreht. Dann sahen wir, dass wir das Tempo in dieser Reifenkonstellation nicht mitgehen konnten. Es war klar, dass wir etwas anderes machen mussten, sind auf die Zweistopp-Strategie gegangen. Es war aber klar, dass wir ein Safety Car brauchen", fasste Marko das Rennen mit der unglaublichen Wende zusammen.

Und es kam. "Nach all dem Pech musste sich das Glück auch einmal wenden. Mercedes hat auch zwei Safety-Phasen verschlafen, damit haben sie es uns leicht gemacht", ging auch ein Dank an den Konkurrenten.

In der letzten Runde hatte Verstappen durch die Soft-Reifen einen klaren Vorteil. "Lewis wollte dagegenhalten, aber es war ein Kampf mit ungleichen Waffen", war Marko zu diesem Zeitpunkt schon siegessicher.

Der Beginn einer langen Erfolgs-Partnerschaft?

Horner und Marko jubelten vor 10 Jahren auch
Foto: © getty

Horner beschwor gar Hilfe von ganz oben: "Ich habe gesagt: Wir brauchen ein Geschenk der Renngötter, das ist passiert - dieses Safety Car hat alles geändert."

Für Red Bull auch ein klein wenig ausgleichende Gerechtigkeit nach all den strittigen Momenten dieser Saison 2021. "In Silverstone und Budapest gab es eine drüber. Wir hatten Rückschläge, haben uns zurückgekämpft. Heute haben wir realistischerweise nicht mehr damit gerechnet", meinte Marko.

Dafür wurde sogar die Mini-Chance geopfert, doch noch etwas in der Konstrukteurs-WM zu drehen. Sergio Perez wurde auf Rang drei liegend in die Box geholt, um ihn aus dem Rennen zu nehmen. Zu groß war aufgrund von Öldruckproblemen das Risiko aus technischer Sicht, dass der Mexikaner mit einem Defekt auf der Strecke liegenbleibt und ein weiteres Safety Car verursacht.

Doch am Ende war ohnehin alles durch den Verstappen-Triumph in den Schatten gestellt. "Max hat die Chance, die er bekommen hat, exekutiert. Er hat große Teile dieser Saison dominiert, es ist auch viel gegen ihn gelaufen und jetzt ist er Weltmeister - er hat diese WM verdient", so Horner.

Vielleicht ist es ja der Anfang einer neuen Erfolgsserie für Red Bull Racing. Verstappen steht erst am Anfang seiner Karriere - und legte sich schon am Funk nach seinem Triumph fest: "Können wir das noch 10, 15 Jahre so weitermachen? Ich glaube, ich gehe nirgendwo anders mehr hin!"

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