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"Sweat, baby, sweat!" Eine Runde am Red Bull Ring

Ein Aston Martin, ein F1-Star und jede Menge (Angst-)Schweiß. Ein Erlebnisbericht:

Foto: © GEPA

Welcher Motorsport-Fan träumt nicht davon: Einmal in einem Rennauto mit Highspeed über eine Rennstrecke rasen. 

Deshalb muss ich nicht lange überlegen und sage sofort zu, als ich das Angebot bekomme, im Rahmen des Formel-1-Grand-Prix von Österreich in einem Aston Martin über den Red Bull Ring in Spielberg zu jagen. Als Beifahrerin versteht sich, denn Frau am Steuer…

…wie auch immer: So eine Gelegenheit bekommt man nicht oft, die Vorfreude ist dementsprechend groß. 

Die Stunde - oder eher Minute - der Wahrheit schlägt am Donnerstag-Nachmittag. Unsere Gruppe - einige Fans, die bei einem Gewinnspiel mitgemacht hatten, und Journalisten - versammelt sich im Paddock des Red Bull Rings. 

Mit einem breiten Grinsen begrüßt uns Patrick Friesacher. Der ehemalige Formel-1-Pilot ist seit 2012 sogenannter Instructor der "Driving experience" des Projekt Spielberg. Friesacher und sein Team machen es Jedermann und Jederfrau möglich, in unterschiedlichen Gefährten über den Red Bull Ring zu rasen. 

„Der Mann versteht was vom Rennfahren“, denke ich mir beruhigt. Diese innere Ruhe sollte sich weniger später in Luft aufgelöst haben.

Geschichten vom ohnmächtig werden und sich übergeben

Bevor es ans Eingemachte geht, wird noch schnell das Organisatorische geklärt. Ich muss einen Haftungsverzicht unterschreiben, heißt so viel wie: Teilnahme auf eigene Gefahr!

Zack, zack, zack: Ich überfliege die möglichen Risiken, die auf dem Zettel aufgeführt sind und setze meine Unterschrift darunter. Ich versuche, die ersten mulmigen Gedanken zu verdrängen. 

Eine Dame sei bei einer Rundfahrt mit einem F1-Doppelsitzer in Ohnmacht gefallen, ein anderer habe sich beim selber fahren am Steuer übergeben, erzählt Friesacher. Genau solche Geschichten will man in dieser Situation hören - not!

Da kommt das Aussuchen des Outfits gerade recht: Rennanzug und Helm müssen her. „Muass der Anzug wirklich sein?“, fragt einer aus der Gruppe angesichts der tropischen Hitze. Ja, er muss sein. 

Ich schnappe mir also einen der dunkelblauen, aus dickem Stoff geschneiderten Rennanzüge und quäle mich hinein. Mir wird sofort noch heißer, aber der Overall sitzt. Als Sahnehäubchen gibt's noch eine Sturmhaube und einen silbernen Helm oben drauf.

„Sweat, baby, sweat“ - der Ohrwurm zum Tag war gefunden. Danke dafür, Bloodhound Gang!

Obwohl ich das Gefühl habe zu schmelzen, fühle ich mich mit dem dicken Anzug und dem Helm fast wie beim Skifahren. Nur die Skischuhe fehlen, wir dürfen unsere Turnschuhe anbehalten. 

Ein Formel-1-Star als Chauffeur

Nach einem kurzen Boxenstopp im Motorhome von Red Bull wird es ernst. Durch die Katakomben betreten wir die Boxengasse, ich stehe nur wenige Meter von der Strecke entfernt an der Mauer. 

Mein erster Blick wandert auf die Tribüne, die für einen Donnerstag beachtlich gefüllt ist. „Die sind nur wegen euch da“, scherzt Patrick Friesacher. Sind sie natürlich nicht. Die zahlreichen Fans warten auf den sogenannten Track-Walk, der wenig später beginnt. Dieser ermöglicht es den Zuschauern, die Strecke zu Fuß zu erkunden. 

Noch wird auf dem Red Bull Ring aber gefahren. In einem Bruchteil einer Sekunde rast ein silberner Mercedes an der Start-Ziel-Geraden vorbei. Es ist Bernd Mayländer im Safety Car. 

Als mir bewusst wird, dass ich auch gleich in einem ähnlichen Auto sitzen werde, steigen mein Puls und meine Anspannung erstmals merklich. Ich bin aufgeregt. 

„Daniela, du bist eine der ersten“, heißt es plötzlich. Wenige Meter entfernt stehen zwei Aston Martin, mir wird der graue zugeteilt. Über 1000 Kilo schwer und 700 PS unter der Haube. 

Am Steuer sitzt ein Formel-1-Star: Daniil Kvyat. Der Toro-Rosso-Pilot grinst mir bereits entgegen, mein Lächeln kommt eher zaghaft über die Lippen. 

Selbst die Tatsache, dass ein Profi am Steuer sitzt, mildert meine Aufregung nicht. Egal - Helm auf und fest anschnallen! Mein Herz klopft. 

Wie auf der Couch

Ich versuche mich durch Smalltalk mit Daniil Kvyat abzulenken. „Es ist verdammt heiß“, sage ich. Der Russe nickt - und dreht die Klimaanlage noch etwas weiter runter. 

Der (Angst-)Schweiß unter meinem Helm wird dadurch allerdings nicht weniger. Im Gegenteil: Als Patrick Friesacher uns per Handzeichen signalisiert, dass es in Kürze losgeht, wird mir noch wärmer. 

In diesem Moment schießt mir ein: Ich als "Digital Native" MUSS die Fahrt ja auf Video festhalten. Ich zücke mein Handy - gerade noch rechtzeitig. 

Foto: © GEPA

Dann ist es soweit: Daniil Kvyat steigt ins Gaspedal und mich drückt es gleich mal ordentlich in den Sitz. Nach der kurzen Start-Ziel-Geraden steigt mein Chauffeur relativ früh auf die Bremse, mit etwa 70 bis 80 km/h kommen wir durch die erste Kurve. 

„Ist doch gar nicht so schlimm“, denke ich mir. Dann gibt Kvyat wieder ordentlich Stoff und bringt den Aston Martin erst so richtig auf Betriebstemperatur. In den nächsten Kurven berühren wir bereits die rot-weiß-roten Curbs, die Reifen quietschen erstmals. 

Während mein Körper und vor allem mein Kopf hin und her wackeln, sitzt der Profi neben mir fast wie auf der Couch in seinem Sitz. 

Mit Verkehrsfunk

Schön langsam gewöhne ich mich an die Geschwindigkeit. Als in der vorletzten Kurve im Radio plötzlich der Verkehrsfunk läuft, muss ich sogar kurz schmunzeln. 

Nach knapp zwei Minuten ist die erste Runde vorbei. Zum Vergleich: Der Rundenrekord in der Formel 1 liegt in Spielberg bei 1:03,130 Minuten, aufgestellt von Valtteri Bottas im Qualifying 2018. 

An den Rekord von Bottas kommen Kvyat und ich zwar nicht ganz ran, aber die zweite Runde nehmen wir mit einem Highspeed von etwas über 230 km/h in Angriff. 

Erst jetzt nehme ich den Höhenunterschied auf dem Red Bull Ring wahr, der im TV so nie zu sehen ist. Land der Berge eben. 

Den Russen Kvyat scheint die steirische Landschaft nicht so sehr zu beeindrucken, er fährt die Kurven jetzt noch enger, bremst später. Ab und zu driften wir leicht. „Das kann sich nie und nimmer ausgehen“, denke ich mir bei einigen Kurven. Meine Hand krallt sich seitlich am Sitz fest. 

Aber es macht mir mit jedem Meter, den wir auf der knapp über vier Kilometer langen Strecke fahren, mehr Spaß. Als wir am Ende der zweiten Runde auf der Start-Ziel-Geraden stehen bleiben, hätte ich gerne noch die eine oder andere Runde gedreht. 

Als ich aussteige schießt nochmal das Adrenalin durch meinen Körper. Wie geil war das denn! Als die erste Euphorie verflogen ist, spüre ich aber wieder nur eines: Sweat, baby, sweat!

Meine Runde am Red Bull Ring im (etwas wackeligen) Video:

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