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Pascal Wehrlein: Mit Vision und viel Ehrgeiz

In der vergangenen Saison feierte Porsche in der Formel E den ersten Sieg. Pilot Pascal Wehrlein brennt vor Ehrgeiz.

Pascal Wehrlein: Mit Vision und viel Ehrgeiz Foto: © getty

Porsche feierte in der vergangenen Saison in der Formel-E-WM den ersehnten ersten Sieg, der auch doppelt ausfiel. Danach aber blieben die Weissacher unter den Erwartungen. Das soll 2023 ganz anders werden.

"Natürlich war der Tag des Doppelsiegs von mir und André (Lotterer) in Mexiko ein ganz spezieller. Speziell ist aber auch heute", erklärte kürzlich der frühere DTM-Champion und F1-Pilot Pascal Wehrlein bei der Vorstellung des neuen 99X Electric von Porsche im hauseigenen Fahrzentrum Franciacorta.

Wie bei anderen Rennställen gab es offenbar auch bei Porsche anfängliche Probleme mit der Batterie von Williams Advanced Technology, "doch es wurde von Test zu Test besser", wie der 28-Jährige bestätigte. Immerhin wurde schon auf fünf Strecken gefahren, die Erfahrungen mit dem neuen Gen3-Auto waren nicht nur für Wehrlein beeindruckend: "Schneller, stärker, effizienter – einfach ganz neue Eindrücke. Wir haben eine Vision (Titel, Anm.) und brennen vor Ehrgeiz."

Der neue Teamkollege ist für den gebürtigen Sigmaringer kein Unbekannter: Antonio Felix da Costa (31), der FE-Weltmeister der Saison sechs (2020), damals mit DS-Techeetah, von wo er im Sommer zu Porsche wechselte.

"Ich erfuhr von ihm früher als vom Team, dass wir Kollegen werden"

Wehrlein musste schmunzeln: "Ich erfuhr von ihm früher als vom Team, dass wir Kollegen werden." Man kenne sich aus der gemeinsamen Zeit in der DTM und "wir kommen bestens miteinander aus, weil wir dieselben Ziele haben: Das Team vorwärts zu bringen und Siege und Meisterschaften einzufahren", wie der Portugiese erklärte.

Porsches Motorsport-Vizepräsident Thomas Laudenbach betonte die Bedeutung des Formel-E-Engagements für die künftige Ausrichtung des Unternehmens: "Motorsport muss relevant für die Serie sein. Das setzen wir hier konsequent um."

Erfreut zeigte er sich auch, dass es mit dem neuen Kundenteam Avalanche Andretti erstmals einen Entwicklungs- und Referenzpartner gibt. "Der Austausch funktioniert bisher ausgezeichnet", konnte auch FE-Projektleiter Florian Modlinger anfügen. Und dort setzt ja mit André Lotterer der bisherige Wehrlein-Partner die Elektro-Karriere fort – neben der Rückkehr auf die Langstrecke (WEC).

Mit dem Schiff Richtung Mexiko

Der erste Antrieb der Gen3 lief in Weissach schon 2021 auf dem Prüfstand. Nun wird es in der gemeinsamen Testwoche aller Teams in Valencia nicht nur für den 99X Electric Gen3 ernst. Danach gehen die Autos sehr bald aufs Schiff Richtung Mexiko, wo Mitte Jänner schon das Rennjahr beginnt - für alle unter gleichen Bedingungen bei null.

Wehrlein hat eine Vermutung: "Die, die ganz am Anfang vorn sind, werden das nicht bis Saisonende durchhalten." Er und da Costa werden wieder von der Schweizer Ersatzpilotin Simona de Silvestro (34) unterstützt, dazu soll als Reserve David Beckmann (22) kommen. Sollte es zu Termin-Überschneidungen der Stammfahrer mit anderen Engagements kommen, "hat die Formel E mit uns Priorität", wie Laudenbach bestätigte.

Beim Gen3-Auto wird die Leistung auf die Hinterachse auf 350 kW (476 PS) gesteigert (100 kW mehr als beim Gen2), der E-Motor auf der Vorderachse ist Einheitsteil und liefert 250 kW. Er ermöglicht Energierückgewinnung mit bis zu 600 kW Leistung, zum Gen2 mehr als eine Verdoppelung. Die Energieeffizienz liegt bei rund 95 Prozent, über 40 Prozent sollen aus der Rekuperation kommen. Die Batteriezellen bestehen laut Zulieferern aus nachhaltigen Materialien und sollen nach einer Rennsaison wiederverwendet oder recyclt werden.

"Gen3-Autos wie unser 99X Electric werden die Rennen noch spektakulärer und spannender machen", meinte Modlinger zuversichtlich und übereinstimmend mit einigen Kollegen anderer Teams. Ob es mit der Leistungssteigerung auf manchen Strecken Probleme geben wird, ist für alle offen. Und die Idee eines Boxenstopps zur Schnellladung mit 600 kW in rund 30 Sekunden dürfte vorerst nicht umgesetzt werden, könnte aber noch in dieser Saison doch kommen.

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