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Rene Poms Karriere: "Grenzgeniale" Erfahrungen

Der Steirer hat eine spannende Vita, was ihn für viele Klubs interessant macht. Poms über seine Erfahrungen in vier Ländern und was dem Fußball fehlt:

Rene Poms Karriere: Foto: © younion_daseinsgewerkschaft

"Für mich war dann relativ rasch klar, dass ich das machen werde", meint Rene Poms angesprochen auf seine Trainerfunktion im "Zurück ins Spiel-Camp" der "Younion".

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Denn seit März ist der 48-Jährige ohne Klub, nachdem er bei NK Osijek gehen musste. Die Zeit dort war eine sehr spezielle für ihn.

Denn dass er dort als Cheftrainer arbeiten würde, stand so nicht auf dem Plan.

Alles begann mit Walter Schachner

Poms startete seine Laufbahn als Trainer im Profibereich im Jahr 2011. Damals war er bei Bruck an der Mur in der Landesliga tätig, als ihn der Ruf von Walter Schachner ereilte.

Mit der Leoben-Legende ging es (bis zur Zwangsrelegation in die Regionalliga) zum LASK.

Danach war Poms viele Jahre Co-Trainer von Nenad Bjelica. Mit dem Kroaten verbindet ihn eine lange gemeinsame Geschichte. Erstmals arbeiteten die Beiden beim Wolfsberger AC zusammen, das war 2012.

Neun Jahre verbrachte Poms an der Seite von Bjelica
Foto: © GEPA

Bjelica verabschiedete sich nach der Saison 2012/13 aus Kärnten und zog weiter zur Wiener Austria. Der Kroate verabschiedete sich aber nicht von Poms, sondern nahm den Steirer mit nach Wien.

Die Beiden sollten für die kommenden neun Jahre ein Erfolgsduo bilden. Von den “Veilchen” ging es später nach Italien zu Spezia Calcio, das damals noch in der Serie B spielte.

Bjelica und Poms erzielten dort sogar einen Punkterekord und holten 67 Zähler - so viel wie nie zuvor in der Zweitliga-Geschichte des Vereins.

Entlassung von Bjelica wurde zu Poms Chance

Es folgten gemeinsame Stationen bei Lech Posen, Dinamo Zagreb und NK Osijek, das für ihn zu seiner ersten Station als Profi-Cheftrainer werden sollte. Nach einem durchwachsenen Start in die vergangene Saison trennte sich der Klub von Bjelica. Poms wurde zu seinem Nachfolger gekürt.

Dies aber zunächst nur als "inoffizieller Cheftrainer". Denn anfangs füllte diese Rolle Sportdirektor Ivica Kulesevic aus, allerdings nur auf dem Papier. "Er wurde damals anfangs als Cheftrainer eingetragen, weil es Probleme mit der Anerkennung meiner Lizenz gab", schildert Poms gegenüber LAOLA1.

Zwar brachte der 48-Jährige die dafür nötige UEFA-A-Lizenz aus Österreich mit, der kroatische Verband und dessen (Ausbildungs-)Statut machten es aber kompliziert. So wurde Poms' Zulassung erst verspätet anerkannt, die Arbeit als Cheftrainer machte er da aber schon seit einiger Zeit.

Dass er ausgerechnet bei Osijek erstmals an vorderster Trainer-Front stand, kam überraschend. Den Plan, Cheftrainer zu sein, hatte er aber schon länger. "Ich habe Nenad schon ein dreiviertel Jahr vorher gesagt, dass ich gerne als Cheftrainer arbeiten möchte", erklärt Poms.

"Es wurden drei Spieler aus der U16 hochgezogen, das waren meine Verstärkungen im Winter."

Poms über seine schwierige Zeit bei Osijek.

"Aber es war ja nie das Ziel, ausgerechnet dort zu beginnen, wo er entlassen wird", stellt er klar.

Bjelica aber unterstützte seinen langjährigen Assistenten und riet ihm, das Angebot wahrzunehmen. "Nenad hat dann gesagt, das sei absolut verständlich und dass er mich auch in einer Rolle als Cheftrainer sieht", so Poms.

LASK sorgt ungewollt für Poms-Probleme

Im März aber kam auch für ihn das Aus in Osijek. Die Hintergründe sind eine Sache für sich, wie der Steirer erklärt.

In den 19 von ihm gecoachten Spielen holte das Team elf Siege und drei Remis. "Das ist eine absolute gute Bilanz", ist Poms zufrieden.

Doch im Dezember wurde Osijek für das Winter-Transferfenster mit einer Transfersperre belegt und durfte keine neuen Spieler registrieren. Der Grund dafür war ausgerechnet ein Transferstreit mit einem heimischen Verein.

Im Winter 2021 lieh der Klub den Ukrainer Yevgen Cheberko vom LASK aus, im Sommer des Vorjahres verpflichtete man den Spieler fest.

Die Kroaten sollen danach nicht die volle vereinbarte Ablösesumme bezahlt haben. Der LASK meldete dies der UEFA, was in einer Transfersperre für Osijek mündete.

Nach Transfersperre folgt Aderlass

Dies betraf damit auch Poms und es sollte sogar noch schlimmer kommen. Denn der Klub war zu jener Zeit Berichten zufolge finanziell nicht auf Rosen gebettet und wollte seine Stars zu Geld machen.

Mit Laszlo Kleinheiszler (zu Pananthinaikos, Anm.), Ivica Ivusic (zu Pafos, Anm.) und Dion Beljo (zu Augsburg, Anm.) wurden drei der besten Akteure abgegeben. Insgesamt wurden sogar zwölf Spieler verkauft, echte Neuzugänge gab es nicht.

"Es wurden drei Spieler aus der U16 hochgezogen, das waren meine Verstärkungen im Winter", blickt Poms zurück. 

"Mit dem Abgang solch guter Spieler war es dann natürlich schwer, dieses Level zu halten. Das hat der Verein aber vorausgesetzt", sagt er. Nach dem Aus im Cup gegen Hajduk Split Anfang März war das Kapitel Osijek für Poms beendet.

Die Gegenwart heißt AMS-Camp, wo Poms gemeinsam mit Ex-WAC-Coach Slobodan Grubor die Geschicke leitet.

Beim Camp in Steinbrunn schaut Poms seinen Kickern genau auf die Beine.
Foto: © younion_daseinsgewerkschaft

"Ich stehe gerne auf dem Platz und diese Möglichkeit habe ich hier", erklärt der Steirer. Für einen Trainer sei es, ebenso wie für Spieler, wichtig, im Rhythmus zu bleiben.

Was die Zukunft bringen soll

Wie es für ihn in Zukunft weitergehen soll? "Zunächst bin ich ja noch bis November im Pro-Lizenz-Kurs. Da ist schon noch einiges zu tun", erklärt Poms.

Grundsätzlich sei er optimistisch, dass sich "in naher Zukunft etwas auftut", so der 48-Jährige. Wo das ist, sei aber zweitrangig. Es habe bereits Gespräche mit Klubs aus dem In- und Ausland gegeben, lässt Poms wissen.

Es könne sich durchaus vorstellen, erneut außerhalb Österreichs zu arbeiten. "Ich habe da keine Berührungsängste", so der diesjährige Coach der "AMS-Kicker".

"Es sollte aber nicht zu exotisch sein, sondern eher in Europa. Ich hatte auch ein Angebot aus dem Iran, das hat dann für mich aber nicht gepasst", gibt er einen Einblick.

Doch die Plätze als Cheftrainer sind da wie dort rar gesät. Das weiß auch der Steirer. "Ich bin natürlich realistisch und weiß, dass der Markt schwierig ist. Es gibt nicht so viele Vereine, aber irrsinnig viele Trainer", sagt er.

Für ihn sei vor allem wichtig, dass es "ein Verein mit einem gewissen Konzept und Know-How ist", schildert Poms.

Fehlendes Know-How: "Das ist ein generelles Problem im Fußball"

Denn das sei keineswegs selbstverständlich. Trotz der Fortschritte hinsichtlich der Professionalisierung im Fußball gebe es auf Management-Ebene noch immer großen Verbesserungsbedarf.

"Es entscheiden oft Leute über uns, die mit dem Fußball wenig zu tun haben."

Rene Poms übt Kritik am oftmals fehlenden Know-How auf Management-Ebene

"Auch hier sollte man ansetzen. Dass Personen, die in diesen Positionen tätig sein wollen, auch eine dementsprechende Ausbildung mitbringen", regt er an.

Denn in den Vereinen würden oftmals "Leute über uns entscheiden, die mit dem Fußball nur wenig zu tun haben. Das ist nicht nur in Österreich so, sondern ein generelles Problem im Fußball", kritisiert Poms.

Im Gegensatz dazu "haben wir als Trainer die höchste Ausbildung und müssen auf dem aktuellsten Stand der Dinge sein", zieht er einen Vergleich.

Durch dahingehende Verbesserungen auf Management-Ebene "würde der Fußball einen weiteren Schritt nach vorne machen", glaubt Poms.

Was es für die Trainerzunft schwer macht

"Ich war bei zahlreichen Vereinen in mehreren Ländern und ich denke, das war bei vielen Klubs das größte Manko: Die Führung und die Vereinsstrukturen", schildert er.

Was er damit genau meint? "Ich denke, es ist wichtig, die Lage einschätzen zu können. Natürlich hat ein Verein gewisse Ziele und das ist ganz wichtig. Aber man sollte das Ganze immer realistisch betrachten", führt der 48-Jährige aus.

Die Frage sei: "Welches Material habe ich zur Verfügung? Welches Budget habe ich? Man sollte nach diesen Parametern systematisch etwas aufbauen und nicht ohne klar definierten Plan in eine Saison hineingehen", meint Poms.

Denn während der Spielzeit würden oftmals "emotionale Entscheidungen getroffen, die vielleicht auch gefordert werden. Hier passieren im Fußball sehr viele Fehler. Das macht die Arbeit für die Trainer oft sehr schwer."

Für Poms ist klar, dass seine Zukunft im Trainerwesen liegt. "Deswegen habe ich da aktuell noch keinen Plan B im Kopf", hält er fest.

Im Jahr 2013 sprang Poms für Bjelica im CL-Spiel gegen Atletico Madrid als Austria-Chefcoach ein.
Foto: © GEPA

Der Steirer will seiner bisher durchaus aufregenden Trainerkarriere ein weiteres Kapitel hinzufügen.

Darum stehen bald alle Türen offen

In dieser durfte er bereits zahlreiche Highlights erleben. Wie etwa im Jahr 2013 in der Champions League, als er die Austria nach einer Sperre gegen Bjelica im ausverkauften Vicente Calderon-Stadion gegen Atletico Madrid coachen durfte.

Auch das Derby mit Lech Posen gegen Legia Warschau blieb dem Steirer im Gedächtnis hängen. “Grenzgenial, es ist das El Classico Polens”, schwärmt Poms.

Das nächste Highlight soll schon bald folgen und dieses wird er definitiv von der Trainerbank aus verfolgen. Denn eines ist für ihn klar: Er wird keine Doppelrolle als Sportdirektor und Trainer annehmen.

“Ich denke, so wie sich der Fußball entwickelt hat, ist so eine Doppelrolle unmöglich. Wenn du Sportdirektor bist und das Scoutingprogramm und die Transfers betreust, hast du keine Zeit, dich auf die Mannschaft zu konzentrieren”, hat er dazu eine klare Haltung.

“Der Trainerberuf ist mit dem Training an sich, mit Analysen und Spielvor- bzw. nachbereitung so umfangreich geworden. Wenn du das wirklich professionell machen möchtest, müssen die beiden Rollen klar voneinander getrennt sein”, so Poms.

Noch bis Ende Juli leitet er das “Younion-Camp”. Ab Jahresende wird er sich Pro-Lizenz-Trainer nennen dürfen, womit ihm alle Türen offen stehen.

Und bis dahin dürfte wohl der eine oder andere Coach seinen Job bereits los sein. Sofern Poms dann überhaupt noch einen braucht.

Denn bis dahin sollen im Idealfall zu seinen 19 Spielen als Cheftrainer bereits einige weitere dazugekommen sein.


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