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Simmering-Obmann: "ÖFB lässt Kleine im Stich!"

Simmering-Obmann Mirko Sraihans kritisiert die ÖFB-Beschlüsse:

Simmering-Obmann:

"Es gibt keine(n) Aufsteiger" – es sind vier Worte in der Entscheidungsverkündung des ÖFB, die einige Vereine hart treffen.

Das ÖFB-Präsidium hat bekanntlich entschieden, alle Fußball-Bewerbe des Landes – abgesehen von Bundesliga, 2. Liga und ÖFB-Cup-Finale – abzubrechen. Die Bewerbe werden nicht gewertet. Es ist, als hätten sie nie stattgefunden. Alle Details dazu >>>

"Enttäuschung, Unverständnis und Ärger!", nennt Mirko Sraihans seine aktuellen Emotionen. Der 56-Jährige ist Obmann des 1. Simmeringer SC. Der Traditionsverein ist einer jener Klubs, die als Tabellenführer auf Aufstiegskurs waren, nun aber durch die Finger schauen.

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

"Wir haben uns wahnsinnig angestrengt, um wieder in die Stadtliga aufsteigen zu können, haben ein Konzept aufgesetzt, haben wirtschaftliche Möglichkeiten aufgetan. Jetzt dreht man das einfach so ab", ärgert sich Sraihans. 14 Siege, zwei Remis, eine Niederlage – nach 17 Runden hatte der 1. SSC satte sieben Punkte Vorsprung auf Lokalrivale Ostbahn XI. Alles umsonst.

Ein alternativer Vorschlag

Sraihans stößt es sauer auf, dass einige Landesverbände überstimmt wurden, unbedingt eine einheitliche Lösung gefunden werden musste: "Es wäre nicht so schwierig gewesen, andere Lösungen herbeizuführen. Warum lässt man nicht die Landesverbände individuell entscheiden? Wien ist doch nicht mit dem Burgenland zu vergleichen! Sonst ist der ÖFB doch auch nie dafür, dass die Landesverbände einheitliche Lösungen haben – ich denke da nur an Spielfeldgrößen, oder die Regelungen mit Blauen, Gelben und Roten Karten."

Sein Vorschlag: "Man hätte in Wien nur eine neue Auslosung machen müssen. Man hätte jeweils eine Mannschaft mehr hinaufziehen können, im Jahr darauf gibt es dann halt zwei Absteiger und der Modus ist wieder normal. Es hätte Aufsteiger gegeben, aber keine Absteiger – alle wären glücklich gewesen. Warum macht man sich da nicht Gedanken und überlegt, was allen helfen könnte?"

"Es wird wieder nur auf die Großen geschaut. Ich sehe schon ein, dass die Bundesliga wichtig ist, aber auf die Kleinen wird total vergessen. Die kleinen Vereine sind die Zubringer für die Großen, aber man lässt sie im Stich, lässt sie einfach fallen. Das ist nicht in Ordnung, aber eine typisch österreichische Lösung. Die Basis ist wurscht, aber die Großen sollen alles haben", so der Wiener weiter.

Rechtliche Schritte?

Die Simmeringer halten sich die Option offen, juristische Schritte einzuleiten: "Wir werden uns juristisch damit auseinandersetzen und uns auch anschauen, was andere Vereine machen – etwa die Vienna, die damit sicher auch nicht einverstanden ist. Wir werden sicher nichts auslassen, zu unserem Recht zu kommen, wenn es möglich ist. Natürlich ist es schwer und hart, gegen einen Verband aufzutreten, aber wenn man sich immer nur alles gefallen lässt, wird man immer der Gegängelte bleiben."

Peter Krenmayr, Präsident von Burgenlandliga-Spitzenreiter ASV Siegendorf, stößt gegenüber der "BVZ" übrigens ins selbe Horn: "Wir werden definitiv juristisch dagegen vorgehen mir einstweiliger Verfügung und dem vollen Programm. Damit sind wir absolut nicht einverstanden. Wir werden selber ein Gutachten anfertigen lassen. Wenn es einen Abbruch gibt, dann muss das für alle gelten – ohne Ausnahmen."

Die finanziellen Konsequenzen der Coronakrise treffen freilich nicht nur die großen Vereine, auch kleine Klubs haben gewaltige Probleme.

Sraihans rechnet vor: "Bis zum Sommer bedeutet das für uns einen Ausfall von Einnahmen von rund 100.000 Euro – Matcheinnahmen, Untermieter, Sponsoren, Kantine, Turniere, etc. Wir haben null Einnahmen! Nur dank unserer treuen Sponsoren können wir unsere Infrastruktur-Kosten weiter bezahlen."

Spenden für sozial Schwächere

"Wir stehen vor einem Desaster, wir wissen nicht, was wir tun können. Aber wir werden es überleben, weil wir als 1. SSC schon viel durchgestanden haben. Aber wenn nicht alle – ganz oben angefangen – mit dem Geld runterfahren, wird es nicht klappen. Dann werden es viele Vereine nicht überleben", sagt der Klub-Obmann.

Seit Anfang März würden Spieler und (Nachwuchs-)Trainer auf ihre Aufwandsentschädigungen verzichten. Doch die Punkte-Prämien für die Spiele, die nun doch nicht gewertet werden, wurden beispielsweise freilich längst bezahlt.

Es ist eine Gratwanderung für fast alle Vereine. In Simmering geht es etwa neben der Kampfmannschaft, die fast ausschließlich aus ganz jungen Kickern besteht, um rund 250 Kinder im Nachwuchs und ein Frauenteam. Sie alle müssen um die Zukunft ihres Vereins zittern.

"Der Aufstieg hätte uns für Sponsoren attraktiver gemacht, die Gegner wären attraktiver gewesen, es wären mehr Zuschauer gekommen. Diese Chance ist weg", ist Sraihans enttäuscht.

Dennoch denkt der Verein aus dem 11. Wiener Gemeinde-Bezirk auch in diesen Zeiten an sozial Schwächere. Die antialkoholischen Getränke aus der Kantine wurden der "Wiener Tafel" gespendet. "Die Vorstände und Mitarbeiter des Vereins haben dem Verein den Einkaufspreis erstattet", berichtet Sraihans. Nachsatz: "Es ist ein Miteinander, auch das ist Simmering!"

Den 120. Geburtstag wird der 1. Simmeringer SC aber nun in der fünfthöchsten Liga feiern müssen. Und ist damit einer der vielen leidtragenden Vereine der ÖFB-Entscheidung.

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