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Aschyl schau oba! Happel hätte seine Gaudi mit den Scheichs

Heute vor 30 Jahren starb Österreichs größte Fußball-Persönlichkeit. Die Verantwortlichen für die WM in Katar hätte der "Grantler" in die Wüste geschickt.

Aschyl schau oba! Happel hätte seine Gaudi mit den Scheichs Foto: © GEPA

Schier unglaublich! Aber heute ist es exakt 30 Jahre her, dass Österreichs größte Fußball-Persönlichkeit aller Zeiten zwei Wochen vor ihrem 67. Geburtstag aus einem äußerst bewegten und sportlich sehr erfolgreichen Leben gerissen wurde.

Am 14. November 1992, um 17:17 Uhr, hörte das Herz von Ernst Happel auf zu schlagen. Der am 29.11.1925 geborene Wiener verstarb in der Innsbrucker Universitätsklinik nach langem Leiden an Krebs.

Happel war zu diesem Zeitpunkt ÖFB-Teamchef. Seine Auswahl spielte nur vier Tage nach seinem Ableben und mit Interimscoach Didi Constantini auf der Bank vor 46.000 Zusehern im Frankenstadion von Nürnberg gegen Deutschland.

Für den "Wödmasta" gegen den Weltmeister

Für den "Wödmasta" gegen den Weltmeister lautete das Motto der Freundschaftspartie, die zum Abschiedsfest der österreichischen und deutschen Fans von Happel wurde.

Das Spiel endete 0:0. Happels Platz auf der Betreuerbank blieb leer. Constantini hatte das schwarze Kapperl, das der von seiner Krankheit schwer gezeichnete Teamchef bei den letzten öffentlichen Terminen getragen hatte, neben sich auf der Trainerbank platziert. Für Österreich spielten damals unter anderem Torhüter Franz Wohlfahrt, Andreas Herzog, Peter Stöger, Andy Ogris, Peter Schöttel, Manfred Zsak, Toni Polster, Didi Kühbauer, Heimo Pfeifenberger und Wolfgang Feiersinger.

Für die Deutschen, die 1990 in Italien den WM-Titel eroberten, liefen unter Bundestrainer Berti Vogts u.a. Steffen Effenberg, Jürgen Klinsmann, Thomas Häßler, Thomas Helmer oder Stefan Reuter aufs Feld. 

Erfolge waren Happels treueste Begleiter in dessen Trainerleben

Erfolge waren Happels treueste Begleiter in dessen Trainerleben
Happel beim HSV mit CL-Pokal & Meisterschale
Foto: © getty

Alle wollten während der 90 Minuten in Nürnberg Happel noch einmal die letzte Ehre erweisen. "Aschyl" wie ihn seine Mitspieler bei Rapid einst nannten, holte als Trainer insgesamt 17 Titel. Als Rapid-Spieler bestritt er zwischen 1947 und 1958 insgesamt 51 Länderspiele für Österreich, war bei zwei Weltmeisterschaften (1954, 1958) dabei und erzielte fünf Tore. 

Als Trainer eroberte der Wiener acht Meistertitel, sechs Cup-Trophäen, zwei Europacup-Pokale (1970 mit Feyenoord Rotterdam, 1983 mit dem Hamburger SV und mit dem HSV den Weltpokal 1983). Happel war der erste Trainer, der die Champions League bzw. den Europacup der Landesmeister mit zwei verschiedenen Vereinen gewann.

Kein WM-Titel, da Rob Rensenbrink nur die Stange traf

Als Teamchef der Niederlande unterlag er bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien im Finale gegen die Gastgeber mit 1:3 in der Verlängerung, nachdem die Holländer in der 90. Minute nur die Stange trafen.

Auf den Unterschied zwischen dem WM-Titel und der Finalniederlage angesprochen meinte "Wödmasta" Happel in Anspielung uf den Stangenschuss: "Das sind nur fünf Zentimeter! So knapp ist der Unterschied."

Happel nahm sich nie ein Blatt vor den Mund. Offizielle Empfänge mit Ansprachen von Politikern waren ihm ein Graus. Das ließ er die Verantwortlichen auch immer wieder wissen, egal ob es sich um österreichische Politiker, Mitglieder des niederländischen Königshauses oder die Spitzen der argentinischen Militärdiktatur handelte.

Ernst Happel ließ sich nie von der Politik vereinnahmen

So ordnete Happel seinen holländischen Spielern beim Empfang der Militärjunta vor dem Endspiel in Buenos Aires an, dass sie den Saal verlassen sollen, wenn die Generäle und Oberbefehlshaber von Heer, Luftwaffe und Marine eintreffen. Happel weigerte sich von den Militärs instrumentalisiert zu werden. Er protestierte auf seine Art wiederholt gegen politische Missstände und Systeme.

Die Wüsten-WM in Katar wäre Happel ein Dorn im Auge gewesen. Jeder, der ihn kannte, weiß, dass er dagegen Stellung bezogen und den Scheichs die Leviten gelesen hätte.

Ernst Happel ruht in einem Ehrengrab auf dem Hernalser Friedhof (Gruppe 1, Nr. 238) in Wien, gerade einmal einen Ausschuss von der Friedhofstribüne des Sportclub-Platzes entfernt.

Sein Wirken bleibt unvergessen, so vermeldete die deutsche "Welt am Sonntag" am Tag nach Ernst Happels Tod: "Großer Trainer, sensibler Mensch. Mit Happel verlor die Fußball-Welt eine ihrer größten Persönlichkeiten." Die "Bild am Sonntag" schrieb: "Happel hielt in den letzten Tagen nur noch der Fußball am Leben. Der Fußball, nach dem er süchtig war. Jetzt hat ihn der Krebs besiegt."

Happel: "Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag!"

Happel galt für die Berichterstatter europaweit als Meister der Strategie, der Taktik und der Raffinesse. Die "Franfurter Allgemeine" notierte: "Ein Tag ohne Fußball war für Ernst Happel ein verlorener Tag."

"Corriere dello Sport" - die "Fußball-Bibel" aus Italien - würdigte den Wiener mit den Worten: "Happel war einer der größten Taktiker. Er wusste, wie man das Beste aus den Spielern herausholen konnte."

Happel - Namensgeber des nicht mehr zeitgemäßen Ernst-Happel-Stadions - hinterließ in Österreichs Fußball eine Riesenlücke, die bis heute nicht geschlossen ist.

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