LAOLA1: Du arbeitest hier im Camp zum ersten Mal als Trainer außerhalb Vorarlbergs, wie fühlt sich das an?
Markus Mader: Natürlich ist es anders, wenn du am Abend nicht täglich deine Frau siehst, weil du nicht nach Hause kommst. Aber das gehört zum Trainerleben einfach dazu, diese Erfahrungen muss man machen. Ich finde, das ist für die persönliche Entwicklung einfach wichtig. Darum habe ich mich recht schnell entschieden, die Gelegenheit zu nützen, um diese Erfahrungen zu machen. Wie ist es, wenn du weg bist von zuhause? Du musst im Trainerjob immer damit rechnen, dass du irgendwo einen Job bekommst, der nicht in deinem gewohnten Umfeld ist. Ich sage immer, es ist für jeden Menschen wichtig, einmal aus der Komfortzone auszubrechen.
LAOLA1: Ihr teilt hier alle das gleiche Schicksal. Du hast gesagt, ihr seid die, die noch keiner will. Was willst du als Trainer diesen Spielern, die um ihre Zukunft kämpfen, mit auf den Weg geben, vor allem aus menschlicher Sicht?
Mader: Wir haben hier die Begleitung durch KADA (Laufbahnberatung, Anm.), die den größten Teil des Coachings übernehmen, was die Zukunft der Jungs betrifft. Grundsätzlich ist das also, glaube ich, nicht meine Hauptaufgabe. Ich kenne die Spieler ja erst sehr kurz, wir lernen uns erst kennen. Mein Job ist, den Spielern das Gefühl zu geben, wir sind durch die tägliche Trainingsarbeit auf einem Level, dass es mir als Spieler ermöglicht, bei einem Probetraining so gut wie möglich zu performen. Aber natürlich möchtest du die Spieler kennenlernen, mit ihnen Gespräche führen und die Menschen dahinter kennenlernen. Was sind die Beweggründe, dass sie ins Camp kommen? Wie kann man ihnen helfen? Was kann ich als Trainer tun, dass sie mit Selbstvertrauen aus dem Camp herauskommen?
LAOLA1: Siehst du das Camp auch als Plattform, wo du dich als Trainer präsentieren kannst?
Mader: Das wäre schön. Grundsätzlich glaube ich aber, dass ich mich da nicht so profilieren kann, wie ein Spieler. Meine Vita ist bekannt. Seit Jahren habe ich sowohl sportliche Erfolge (viermal Meister 2015,2017,2019 und 2022, ein Cupsieg 2019, Anm.) sowie nicht so wichtige persönliche Erfolge (Trainer des Jahres 2022 in der 2. Liga, zweitbester Trainer des Jahres 2023 in der Bundesliga) erreicht. Ich glaube, ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Für mich ist wichtig, dass sich die Jungs entwickeln. Ich möchte die Jungs gemeinsam mit dem Trainerteam entwickeln, damit sie nochmal eine Chance bekommen. Wenn sich in dem Zuge auch für mich eine Chance ergibt, dann hätten wir im Camp alles richtig gemacht.
LAOLA1: Hast du schon erste Angebote erhalten?
Mader: Nein, obwohl die gerade aufgezählten Erfolge dafürsprechen würden, aber das muss ich so akzeptieren. Trotzdem fragst du dich schon…wenn du jedes zweite Jahr aufsteigst…oder ich kann mich erinnern, vor einem Jahr waren wir (mit Lustenau, Anm.) in der Europacup-Qualifikation, aber ein Jahr später zählt das alles nicht mehr…warum du momentan nicht gefragt bist. Aber so ist das Geschäft und die Vereine werden ihre Vorstellungen haben. Jedenfalls hat es noch kein Verein bereut, mich zu verpflichten, weil ich erfolgreich war.
LAOLA1: Lass uns abschließend noch ein wenig über die Europameisterschaft sprechen. Wie hast du Österreichs Leistung gegen Frankreich gesehen?
Mader: Ich finde, es war eine sehr gute und ambitionierte Leistung. Schlussendlich war es von den Chancen her wahrscheinlich ein verdienter Sieg für Frankreich. Aber es hätte auch anders laufen können, wenn "Baumi" (Christoph Baumgartner, Anm.) die Chance reinmacht und es steht 1:0. Dann weiß ich nicht, ob die Mannschaft dann nicht so über sich hinauswächst, dass sogar ein Sieg möglich wird. Aber sie machen es gut und ich bin total überzeugt, dass sie die Gruppenphase überstehen. Und ich traue ihnen danach sogar noch einen Aufstieg zu, weil ich einfach spüre, dass das Team super funktioniert. Wir haben einen Trainer, der seine Philosophie hineinbringt und vor allem eines schafft: Dass alle zusammen wie ein Team agieren. Das ist, glaube ich, der wesentlichste Faktor. Dass der Trainer das Gefühl hat, die Individualisten zu einem Team geformt zu haben.