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Wolf: "Weg davon, es allen recht machen zu wollen"

Hannes Wolf über Probleme in Leipzig und öffentliche Kritik.

Hannes Wolf ist keiner, der sich ein Blatt vor den Mund nimmt. Der 21-jährige Steirer formuliert seine Meinung für gewöhnlich jenseits der branchenüblichen Phrasen - und polarisiert damit.

"Wenn man seine Meinung sagt, kann man es nicht allen recht machen. Aber – und das ist ein Lernprozess, in dem ich mich gerade befinde – man sollte weg davon, es jedem recht machen zu wollen", sagt der Offensivspieler im LAOLA1-Interview.

Nach seinem missglückten Jahr bei RB Leipzig wurde der U21-Teamspieler im Sommer an Borussia Mönchengladbach verliehen, wo er auf seinen früheren Salzburg-Trainer Marco Rose trifft.

Wolf spricht über seine Probleme in Leipzig, seine Entscheidung für Gladbach, seinen Instagram-Kanal und die Chancen der ÖFB-U21 in der EM-Qualifikation.

LAOLA1: Teamchef Werner Gregoritsch ist zurück. Ich nehme mal an, ihr habt das sehr positiv aufgenommen.

Hannes Wolf: Er hat im letzten Lehrgang gefehlt, das hat man auch gesehen. Trotzdem haben wir alles probiert, Peter Schöttel hat auch sehr gute Arbeit geleistet. Aber es ist immer schwer, wenn man eine Mannschaft nicht so gut kennt. Der Teamchef kennt uns richtig gut und weiß, was wir in gewissen Situationen brauchen. Es ist gut, dass er zurück ist.

"Gregoritsch hat generell ein gutes Gespür für Situationen, merkt es schnell, wenn die Mannschaft nicht so fokussiert ist oder im Training zu lasch zur Sache geht"

LAOLA1: Was ist da im Spiel gegen Albanien schiefgelaufen?

Wolf: So ziemlich alles! Wir sind eigentlich ganz gut reingestartet, dann ist aber alles nach hinten losgegangen. Vielleicht waren wir mit der falschen Grundeinstellung dabei, haben uns nach dem 4:0-Auswärtssieg im ersten Duell gedacht, dass das schon gutgehen wird. Eventuell haben wir nicht genug Fokus auf dieses Spiel gelegt.

LAOLA1: Gerade das ist eine der Stärken von Teamchef Werner Gregoritsch: Euch auf eine Aufgabe einschwören.

Wolf: Er hat generell ein gutes Gespür für Situationen, merkt es schnell, wenn die Mannschaft nicht so fokussiert ist oder im Training zu lasch zur Sache geht. Aber trotzdem ist es an uns gelegen, nicht an Peter Schöttel! Wir wollten auch für Gregoritsch gewinnen.

LAOLA1: Muss euch vor diesem Auswärtsspiel im Kosovo noch jemand Druck machen oder muss man euch eher schon den Druck nehmen? Es stehen nur noch Pflichtsiege auf dem Programm…

Wolf: Das ist allen klar. Der Druck ist nach den Niederlagen gegen Albanien und England größer geworden. Wir können damit aber umgehen. Wir haben die Qualität, dass wir uns gegen den Kosovo als Favorit bezeichnen können.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Warum war es die richtige Entscheidung, sich im Sommer von RB Leipzig nach Gladbach verleihen zu lassen?

Wolf: Man hat gesehen, dass ich in dem halben Jahr nach meiner Verletzung, als ich dann fit war, so gut wie gar keine Einsatzzeit bekommen habe. In meinem Alter und mit meiner Verletzungshistorie wären Einsätze aber wichtig. Ich habe die Chancen auf mehr Einsätze in Gladbach höher gesehen. Außerdem treffe ich dort mit Marco Rose auf eine alte Vertrauensperson. Deshalb war mir schnell klar, dass ich das machen will.

LAOLA1: Du hattest sicher auch andere Möglichkeiten. War es dann letztendlich wirklich die Kombination aus Verbleib in der deutschen Bundesliga und Marco Rose als Trainer, die den Ausschlag gegeben hat?

Wolf: Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich mit anderen Dingen gar nicht groß beschäftigt. Es gab ein paar andere Anfragen, da habe ich aber schnell abgesagt. Wenn du aus Salzburg kommst, bist du Erfolge gewohnt, wenn du in Leipzig bist, bist du Erfolge gewohnt – dann willst du auf diesem Level bleiben. Da war Gladbach perfekt.

LAOLA1: Du kennst Rose aus Salzburg. Hat er sich in dem Jahr in Gladbach verändert?

Wolf: Nein, er ist immer noch der Gleiche. Er lässt ein bisschen ein anderes System spielen – Doppelsechs statt Raute.

"Ich sehe es so, dass es mein erstes Bundesliga-Jahr ist, das Jahr in Leipzig will ich wegen der Verletzung und der Gesamtsituation nicht unbedingt werten"

LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit dem Saisonstart. Vier Punkte aus drei Spielen sind irgendwie „naja“.

Wolf: Naja trifft es gut. Wir haben uns in Dortmund viel vorgenommen, da wäre auch mehr für uns drinnen gewesen. Das Unentschieden gegen Union war dann komplett unnötig. Wichtig war jetzt der Sieg im Derby, jetzt sind wir endlich angekommen in der Saison.

LAOLA1: Du bist zuletzt zwei Mal von der Bank gekommen, wie geht es dir mit der Jokerrolle?

Wolf: Ich habe im Pokal und gegen Dortmund von Beginn an gespielt, bin dann zwei Mal eingewechselt worden. Grundsätzlich ist das ganz etwas anderes als in Leipzig. Dort bin ich vielleicht alle fünf Spiele mal eingewechselt worden. In Gladbach bin ich in jedem Spiel am Platz gestanden. Es geht in die richtige Richtung. Ich sehe es so, dass es mein erstes Bundesliga-Jahr ist, das Jahr in Leipzig will ich wegen der Verletzung und der Gesamtsituation nicht unbedingt werten. Deswegen kann man nicht davon ausgehen, dass ich in den ersten Spielen gleich explodiere. Ich gebe mir Zeit und hoffe, die Leute verstehen das auch.

(Interview wird unter dem Video fortgesetzt)

LAOLA1: In Leipzig ist irgendwie von Anfang an alles schiefgelaufen, oder? Du bist verletzt gekommen und auch danach hat nicht viel gepasst.

Wolf: Das kann man so sagen. Ich bin aus Österreich zu einem großen Klub in Deutschland gekommen, aber auf Krücken. Ich war bis Ende November nicht dabei und dann ja auch nicht gleich auf dem höchsten Level. Ich habe im Winter schon eine Ausleihe angestrebt, weil ich meine Chancen auf Spielzeit sehr gering gesehen habe. Ich habe mir dann aber doch überlegt, zu bleiben. Wie man gesehen hat, war es dann mit der Spielzeit aber doch so, wie ich es mir schon gedacht hatte. Bei so einem Klub ist es dann so: Wenn du einen verletzten Spieler hast, kommen halt zwei neue auf der Position.

LAOLA1: Rund um diese potenzielle Ausleihe im Winter hat Julian Nagelsmann dann auch erklärt, dass du mehr Geduld haben solltest. Du bist überhaupt sehr viel öffentlich kritisiert worden. Wie ist es dir damit gegangen?

Wolf: Ich hätte mir gewünscht, dass man es zuerst intern bespricht, wenn es ein Problem gibt. Dann kann man immer noch etwas zur Presse sagen. Intern ist aber nie ein Wort gesprochen worden. Ich war mit der ganzen Situation unzufrieden, zum Schluss schon ziemlich unglücklich. Da war es schwer, öffentlich auch noch schlecht dazustehen. Irgendwie gehört das mittlerweile zu meinem Weg dazu: Entweder es passt super, oder es passt gar nichts. Dazwischen gibt’s selten etwas.

"Jeder kann dir eine private Nachricht schreiben und unter deinen Bildern kommentieren – das nervt schon"

LAOLA1: Hast du irgendwann überlegt, deinen Instagram-Account einfach zu löschen, um diesbezüglich nicht mehr in die Schlagzeilen zu geraten?

Wolf: Das steht durchaus zur Überlegung, muss ich ganz ehrlich sagen. In der heutigen Zeit sollte man sich über so etwas Gedanken machen, und nicht nach Gefühl entscheiden. Einerseits ist es eine super Geschichte, weil du in der Öffentlichkeit stehst, dich den Menschen zeigen und dir ein Business aufbauen kannst. Andererseits kann dir jeder eine private Nachricht schreiben und unter deinen Bildern kommentieren – das nervt schon.

LAOLA1: Liest du diese Nachrichten tatsächlich alle?

Wolf: Nein, nein, zum Glück nicht. (lacht) Aber du kriegst Sachen natürlich mit. Es gibt ja auch Kollegen, die dir negative Medienberichte oder schlechte Instagram-Posts schicken – dann klickst du drauf und liest es. Dass ich von mir aus suche, was jemand Schlechtes über mich schreibt, davon bin ich schon ganz weit weg.

LAOLA1: Es ist paradox. Alle beschweren sich, dass es keine Typen mehr im Fußball gibt. Du bist einer, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt, ein bisschen auffällt, aber trotzdem machst du es niemandem recht, oder?

Wolf: Genau so ist es. Ich könnte nur Phrasen dreschen, aber das will ich halt auch nicht. Wenn man seine Meinung sagt, kann man es nicht allen recht machen. Aber – und das ist ein Lernprozess, in dem ich mich gerade befinde – man sollte weg davon, es jedem recht machen zu wollen. Das geht auch gar nicht. Deswegen glaube ich, dass mir das ziemlich egal sein sollte, aber das ist eben ein Prozess. Ich bin kein Mensch, dem alles egal ist.

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