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Pro-Lizenz: Rückenwind durch Glasner und Rangnick

Eine neue Trainer-Generation startet. Wie sehr der Erfolg der aktuellen Aushängeschilder hilft.

Pro-Lizenz: Rückenwind durch Glasner und Rangnick Foto: © GEPA

Es ist logischerweise der Ausnahmefall, dass die finale Stufe der österreichischen Trainer-Ausbildung startet, wenn einer ihrer Absolventen gerade amtierender Europacupsieger ist.

Am Montag hat der der UEFA-Pro-Lizenz-Kurs des ÖFB mit 21 TeilnehmerInnen begonnen, die ihre Laufbahn im Idealfall natürlich ähnlich krönen wollen, wie es Oliver Glasner mit Eintracht Frankfurt in der Europa League gelungen ist.

"Das fällt international natürlich auf und hilft uns extrem", erklärt Thomas Eidler im Gespräch mit LAOLA1.

Der Leiter der ÖFB-Trainerakademie hat seine Pro-Lizenz einst im selben Kurs wie Glasner absolviert und steht nach wie vor in intensivem Austausch mit dem Oberösterreicher, aber nicht nur mit ihm:

"Ich suche immer wieder den Kontakt zu unseren Top-Trainern im Ausland, bin mit allen sehr eng im Austausch, egal ob Ralph Hasenhüttl, Adi Hütter oder Oli Glasner. Es geht darum, Rückmeldungen zu bekommen: Was braucht es auf der absoluten Top-Ebene?"

Auch diese Erkenntnisse fließen in die Ausbildung der neuen Trainer-Generation ein.

Eine Trainerin und 20 Trainer

Mit Maria Wolf gehört erfreulicherweise eine Teilnehmerin der aktuellen Generation an, zudem wurden folgende 20 Herren für den Kurs ausgewählt:

Dennis Baraznowski, Nikon El Maestro, Christian Heinle, Stephan Helm, Jürgen Kerber, Franz Maresch, Rainer Müller, Rene Poms, Thomas Sageder, Mohamed Sahli, Jürgen Säumel, Jörg Schirgi, Cem Sekerlioglu, Philipp Semlic, Maximilian Senft, Joachim Standfest, Manuel Takacs, Roman Wallner, Ognjen Zaric und Goran Zvijerac.

Sie alle sollen vom Wissen, das während der vergangenen Lehrgänge erweitert wurde, profitieren.

Exkursionen ins Ausland

Eine der Adaptionen für den laufenden Kurs betrifft, dass mehr Module als bisher in Ausland stattfinden sollen. Etwa das Analyse-Modul in Unterhaching samt Besuch beim FC Bayern.

Thomas Eidler leitet im ÖFB die Trainerausbildung
Foto: © GEPA

Zudem wird es auf Initiative von Eidler in Zusammenarbeit mit DFB und Schweizer Verband ein gemeinsames Modul mit den Kollegen der anderen beiden Nationen geben.

Außerdem ist eine Reise nach Frankfurt zu Glasner geplant, um aus erster Hand alles zu dessen erfolgreicher Arbeit zu erfahren.

Insgesamt stehen 13 Module am Programm, jedes dauert im Schnitt drei Tage. Im Sinne des Blended Learnings wurde darüber hinaus ein eLearning-Konzept implementiert.

Der internationale Markt schätzt Trainer aus Österreich zunehmend

"Wir sind also auch zwischen den Modulen in Kontakt. Zudem erweitern wir die Mentoring-Einheiten, bei denen wir zu den Coaches fahren, sie bei Trainings oder Spielen beobachten und danach in die Diskussion gehen. Dafür haben wir einen zusätzlichen Pool von zehn Coaches beziehungsweise PsychologInnen aufgebaut", verdeutlicht Eidler.

Das Ziel des ÖFB ist natürlich eine möglichst allumfassende und qualitativ hochwertige Ausbildung.

Selbige wurde in den vergangenen Jahren auch zunehmend international registriert, auch wenn ranghohe Vertreter der rot-weiß-roten Trainer-Zunft wie Adi Hütter, Peter Stöger oder Markus Schopp derzeit ohne Verein dastehen.

Glasner und Hasenhüttl werden derzeit von Trainer-Legionären wie Gerhard Struber (New York Red Bulls), Dominik Thalhammer (Cercle Brügge), Damir Canadi (Sibenik) oder Andreas Wieland (Beerschot) ergänzt.

"Man sieht die Tendenz, dass sich die Zahl der Cheftrainer im Ausland erhöht hat. Aber das gilt auch für die Ebene darunter, sprich Assistenztrainer, Analysten oder Trainer von zweiten Mannschaften wie beispielweise Ognjen Zaric beim FC Basel. Hier hat sich die Zahl in den vergangenen Jahren auf über 50 erhöht. Das spricht für die Entwicklung. Es freut uns natürlich, wenn unsere Trainer am internationalen Markt geschätzt werden", freut sich Eidler.

Selbstkompetenz als Schlüssel zum Erfolg

Dass die Inhalte der Trainerausbildung ständig evaluiert werden, liegt nicht zuletzt daran, dass der Beruf selbst einem ständigen Wandel ausgesetzt ist.

"So wie der Fußball Teil der Gesellschaft ist, ist es natürlich auch der Trainer. Durch die Digitalisierung hat sich das Tempo in der Gesellschaft extremst erhöht, dazu kommt eine gewisse Unsicherheit durch all die Nebengeräusche, die derzeit in der Welt passieren", betont Eidler.

Getreu dem Motto "Human First" liegt ein elementarer Baustein der Ausbildung daher auf der Hand:

"Taktik, Fachkompetenz, Methodenkompetenz, soziale Kompetenz, die Führung von Gruppen, Leadership - alles wichtig! Aber der Schlüssel zum Erfolg liegt aus unserer Sicht in einem selbst. Darum investieren wir viel in die Selbstkompetenz. Dieser Bereich ist sehr hoch gewichtet, wenn wir von der elitärsten Ausbildung sprechen."

Es braucht mehr Trainerinnen

Dass sich mit Wolf nach Irene Fuhrmann zum zweiten Mal eine Frau für die elitärste Ausbildung qualifiziert hat, freut den Leiter selbiger natürlich entsprechend.

"Wir alle haben mitbekommen, dass durch die Bestellung von Ralf Rangnick in der kleinen Fußball-Welt Österreich etwas passiert ist."

Thomas Eidler

"Das ist sehr erfreulich, denn es ist ja kein Geheimnis, dass wir zu wenige Trainerinnen haben. Dem tragen wir in unserer Ausbildung Rechnung", erklärt der 45-Jährige und verweist darauf, dass es in früheren Diplom-Stufen in den Landesverbänden nun reine Frauen-Angebote gibt. Zudem wurden Berufsspielerinnen-Kurse, die sich vor allem an Nationalteam-Spielerinnen richten, eingeführt.

"Bis zum A- oder Pro-Diplom braucht es natürlich Zeit. Die Frauen müssen genauso wie die Männer die Kriterien erfüllen. Aber wir hoffen schon, dass wir in Zukunft in jedem Pro-Diplom-Kurs Frauen dabei haben werden", so Eidler.

Rangnicks Offenheit

Ein weiterer Rückenwind für die heimische Trainer-Gilde sei nicht unerwähnt. Gemeint ist der aktuelle Teamchef des A-Nationalteams der Herren.

"Wir alle haben mitbekommen, dass durch die Bestellung von Ralf Rangnick in der kleinen Fußball-Welt Österreich etwas passiert ist", sagt Eidler.

Der Deutsche hat zuletzt bereits beim Trainer-Kongress in Saalfelden vor seinen heimischen Berufskollegen referiert. Wie Rangnick generell nicht mit der Weitergabe seines Wissens zu geizen scheint.

Eidler: "Ich hatte nach Saalfelden ein langes Telefonat mit ihm. Er zeigt enorme Offenheit und hat sich bereiterklärt, in der Pro-Diplom-Ausbildung einen Teil zu übernehmen."

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