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Sarah Puntigam: Zwischen US-Abenteuer und ÖFB-Hype

ÖFB-Kapitänin Sarah Puntigam spielt seit diesem Sommer in den USA. Mit LAOLA1 spricht sie über ihr neues Abenteuer und die "zwölfte Frau" des Nationalteams.

Sarah Puntigam: Zwischen US-Abenteuer und ÖFB-Hype Foto: © GEPA

Sarah Puntigam ist mit 138 Länderspielen Österreichs Rekordnationalspielerin. Seit diesem Sommer trägt die 31-Jährige im Team von Irene Fuhrmann die Kapitänsbinde.

Am Dienstag geht es für sie und das ÖFB-Team gegen Norwegen um den Klassenerhalt in der höchsten Nations-League-Gruppe.

Im Interview mit LAOLA1 spricht die Mittelfeld-Akteurin über den Hype um das Nationalteam, den Umbruch innerhalb der Mannschaft und ihr neues Abenteuer in den USA.

LAOLA1: Ihr konntet bereits nach vier Spieltagen in der Nations League den fixen Abstieg verhindern. Gestartet seid ihr mit einem Unentschieden in Norwegen und einer 0:1-Niederlage gegen Frankreich. Dann folgten im zweiten Lehrgang zwei Siege über Portugal. Zufrieden?

Sarah Puntigam: Wir können damit sehr zufrieden sein. Gegen Norwegen haben wir zu Beginn einen glücklichen Punkt geholt, aber im Hinspiel gegen Frankreich war es gefühlt eine unnötige Niederlage. Wir haben noch nie so gut gegen Frankreich gespielt, und hätten mit ein bisschen mehr Glück Unentschieden spielen können. Nach dem ersten Lehrgang wussten wir, in der Gruppe ist alles möglich.

LAOLA1: Dann kamen im zweiten Lehrgang die beiden Spiele gegen Portugal.

Puntigam: Das waren sehr richtungsweisende Spiele, es ist Wahnsinn, dass wir mit sechs Punkten hinaus gehen. Das ist pure Freude.

"Viele sind in eine neue Rolle geschlüpft. Diese Aufgaben erfüllen sie sehr gut. Dass sind alles Spielerinnen, die auf höchstem Niveau in der Bundesliga spielen oder gespielt haben, und eine gewisse Erfahrung mitbringen auf Vereinsebene. Sie haben sich super eingebracht."

Sarah Puntigam über den erfolgreichen Umbruch

LAOLA1: Du bist seit diesem Sommer Kapitänin im Nationalteam. Wie empfindest du diese neue Aufgabe?

Puntigam: Natürlich verspürst du ein bisschen mehr Verantwortung, aber ich bin immer noch die gleiche Person, die ich zuvor war. Mit der Zadi (Sarah Zadrazil, Anm.) und der Manu (Manuela Zinsberger, Anm.) haben wir ein gutes Kapitäninnen-Team. Generell haben wir viele Spielerinnen, die Verantwortung übernehmen. Was schon anders ist, sind die Termine außerhalb des Platzes. Man nimmt eine repräsentative Rolle ein, und hat mehr Anfragen. Am Spielfeld hat sich nicht so viel verändert.

LAOLA1: Mit dem Karriereende von Viktoria Schnaderbeck vor einem Jahr und Carina Wenninger in diesem Sommer sind dem Team zwei Stützen abhandengekommen. Dennoch konnte die Mannschaft Ergebnisse erzielen. Wie zufrieden seid ihr mit dem Fortschritt des Umbruchs?

Puntigam: Viele sind in eine neue Rolle geschlüpft. Diese Aufgaben erfüllen sie sehr gut. Dass sind alles Spielerinnen, die auf höchstem Niveau in der Bundesliga spielen oder gespielt haben, und eine gewisse Erfahrung mitbringen auf Vereinsebene. Sie haben sich super eingebracht. Die jungen Spielerinnen, die nachkommen, verfügen über enorme Qualität. Das tut uns sehr, sehr gut, dass wir auch die jungen hineinwerfen können. 

Die ÖFB-Frauen locken aktuell so viele Fans wie noch nie in die Stadien.
Foto: © GEPA

LAOLA1: In der Nations League konnte das Frauen-Nationalteam auch in Sachen Zuschauer neue Meilensteine setzen. 10.051 Fans stellten in der Generali Arena einen neuen Fan-Rekord auf. In Altach war das Stadion ausverkauft. Was sagst du zum Hype um euer Team?

Puntigam: Das beflügelt uns. Es tut uns gut, wenn uns zugejubelt wird. Das hat man gegen Frankreich, und auch in Altach gesehen. Das stärkt uns, das ist wie eine zwölfte Frau. Deshalb hoffe ich für das Norwegen-Spiel in St. Pölten, dass viele den Weg ins Stadion finden. Wir brauchen jede und jeden einzelnen. Es ist ein schönes Zeichen, dass wir die Stadien füllen können. Das spiegelt die Entwicklung im europäischen Frauenfußball wider. Es ist schön, dass das in Österreich angekommen ist.

LAOLA1: Du bist in diesem Sommer vom 1. FC Köln zu Houston Dash in die USA gewechselt. Wie ist der Transfer abgelaufen?

Puntigam: Der Wechsel ist bereits im Jänner in die Wege geleitet worden. Ich hatte in Köln eine Klausel in meinem Vertrag. Dementsprechend war es bereits seit Ende Jänner mehr oder weniger durch.

LAOLA1: Du bist mit deiner Frau, die ebenfalls Profifußballerin beim 1. FC Köln war, in die USA gezogen. Wie hast du dich dort eingelebt?

Puntigam: Sehr, sehr gut. Ich fühle mich in meiner neuen Mannschaft sehr wohl. Es macht Spaß, die Qualität ist super. Meine Frau und ich haben zusammen eine Wohnung. Für sie passt das super, sie ist jetzt Trainerin am College. Wir haben uns sehr gut eingefunden. Die ersten Wochen und Monate waren für uns beide sehr intensiv und zeitaufwendig. Ich hatte Auswärtsfahrten, sie hatte Auswärtsfahrten, und in Amerika sind das ordentliche Strecken, die man hinter sich bringen muss.

"Es geht vom Trainingsplatz bis in die Kabinen. Vom Staff her, da habe ich das Gefühl, für alle Aufgaben gibt es jemanden, der zuständig ist. Man braucht sich um nichts kümmern. Ich muss mehr oder weniger nur auftauchen."

Sarah Puntigam über die Bedingungen in den USA

LAOLA1: Im Vorfeld meintest du, in den USA zu spielen war für dich schon immer ein Traum. Was macht die Liga so besonders?

Puntigam: Von der ersten bis zur letzten Mannschaft ist es extrem professionell. Man spielt nur in großen Stadien. Es kommen viele Zuschauer.  Die Trainingsbedingungen, die wir vorfinden, sind sehr, sehr hoher Standard. Der Fußball ist hier Mädchensport Nummer eins. Dementsprechend hoch sind das Interesse und die Qualität. Deshalb war der Gedanke, hier anzuheuern, immer schon in meinem Hinterkopf. Ich bin froh, dass sich dieser Traum erfüllt hat.

LAOLA1: Du hast ja mit Frankreich und Deutschland in zwei absoluten Topligen in Europa gespielt. Worin unterscheidet sich die National Women‘s Soccer League zu deinen bisherigen Adressen?

Puntigam: Es geht vom Trainingsplatz bis in die Kabinen. Vom Staff her, da habe ich das Gefühl, für alle Aufgaben gibt es jemanden, der zuständig ist. Man braucht sich um nichts kümmern. Ich muss mehr oder weniger nur auftauchen. Das habe ich in Europa noch nirgends erlebt. Das gibt es dort wahrscheinlich auch nur bei den absoluten Top-Mannschaften.

LAOLA1: Du bist mitten in der Saison zum Team gestoßen, am Ende habt ihr mit Platz zehn die Playoffs verpasst. Wie zufrieden war man damit?

Puntigam: In Amerika geht es im Prinzip nur darum, dass du es in die Playoffs schaffst. Da ist jedes Mal aufs neue das Ziel jeder Mannschaft. Man sollte es in die Top sechs schaffen. Die Liga ist halt extrem eng. Es gibt, glaube ich, keine Liga, die auf so einem hohen Niveau so ausgeglichen ist. Das macht es interessant und spannend. Gotham, die die Liga heuer gewonnen haben, waren beispielsweise letztes Jahr auf dem letzten Platz.

LAOLA1: Die letzte Länderspielpause war bereits Ende Oktober, die Saison bei deinem Verein Houston Dash ist seit Mitte Oktober vorbei. Wie hast du dich auf diesen Nationalteam-Lehrgang jetzt vorbereitet?

Puntigam: Wir hatten ganz normal Training. Unter der Woche haben wir ganz normal gearbeitet, weil es in unserer Mannschaft viele Spielerinnen gibt, die noch einen Lehrgang haben, und sich dementsprechend fit halten wollten. Die Wochenenden waren frei.

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